Studie Job ist der Stressfaktor Nummer eins

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Drei Stress-Typen

Wie man mit dem Stresspegel umgeht, und ob man davon krank wird, ist eine Sache der Persönlichkeit. Die Studienautoren arbeiteten drei verschiedene Stresstypen heraus: Den "Durchhalter", der nach dem Motto "Augen zu und durch" lebt. Die meisten Deutschen (59 Prozent) zählen zu dieser Gruppe; darauf folgen mit jeweils 17 Prozent Anteil die Typen "Vermeider" (Motto: Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass der Sturm vorüberzieht) und "Losleger" (Motto: Stress spornt diesen Typ zu Hochform an). Auch hier gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: Während jeder vierte Mann zu den Loslegern zählt, gilt dies nur für jede zehnte Frau.

Sie stecken dafür häufiger den Kopf in den Sand (20 Prozent) als Männer (14 Prozent). Und das hat unschöne Folgen: Denn der Typ Vermeider wird von Stress deutlich häufiger krank. Zwar haben die Durchhalter ein insgesamt höheres Stresslevel, doch die Vermeider leiden seelisch stärker unter dem Druck. Von ihnen gibt jeder Vierte an, unter Dauerstress zu stehen - dadurch sind sie stärker Burn-out-gefährdet und haben oft psychische Probleme wie Angstattacken und Depressionen. Auch leiden überdurchschnittlich viele unter Kopfschmerzen, Tinnitus, Magenbeschwerden und häufigen Erkältungen.

Bei der Stressbewältigung neigen Männer eher zu ungesunden Formen: Vier von zehn Männern greifen demnach bei Stress zum vermeintlichen Seelentröster Alkohol. Das gilt besonders oft für junge Leute: 44 Prozent der unter-25-Jährigen greifen bei Stress zur Flasche.

Forsa-Chef Manfred Güllner bilanziert: "Je höher der Stresslevel, desto mehr Beschwerden haben die Menschen." Von den Menschen, die angeben, stark gestresst zu sein, geht es nur sieben Prozent "sehr gut". Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Gereiztheit sind die Folge. "Gestresste Menschen haben gegenüber Entspannten ein fast viermal so hohes Risiko für seelische Beschwerden" so Güllner. Das hat auch wirtschaftliche Auswirkungen, wie schon der im Juni vorgestellte Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse zeigte: Insgesamt haben psychisch bedingte Fehlzeiten seit 2006 um mehr als 75 Prozent zugenommen. Auch die Anzahl stationärer Behandlungen aufgrund psychischer Erkrankungen ist innerhalb der letzten fünf Jahre um 25 Prozent angestiegen. Die Kosten hierfür legten um 33 Prozent zu. Das bedeutet, dass nicht nur mehr Menschen betroffen sind, sie sind auch immer länger in Behandlung.

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