Forscher der Bertelsmann Stiftung kamen zu dem Schluss, dass die Beziehungswelt der Frauen weniger durch Karriereunterstützung und mehr durch Kränkung und Ausschluss gekennzeichnet ist. Bemerkenswert finden sie nicht nur, dass die Frauen Kränkungen hinnehmen müssen, sondern dass sie diese kränkenden Beziehungen zu den wichtigsten Eindrücken ihres beruflichen Lebens zählen. Hierzu passt die Aussage, einer jungen Bankerin, die ich gerade im Seminar hatte: Ein "Guten Morgen" zum Tagesbeginn kann den kompletten Tagesverlauf beeinflussen.
In diesem Ausschnitt der Studie erkennen wir, wie wichtig persönliche Beziehungen sind. Größte Motivation erfährt ein Mitarbeiter durch das eigenverantwortliche Einbinden in einen Arbeitsprozess. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung, dass diese Person die Aufgabe erfüllen kann – Vertrauen ist die Grundlage der Motivation schlechthin. Die Vorstellung vieler Chauvis, Menschen durch einen finanziellen Bonus langfristig motivieren zu können, wird sich dagegen nicht erfüllen:
- im 1. Jahr ist der Bonus perfekt geeignet, Motivation zu erzeugen
- im 2. Jahr liegt die Wirkung nur noch bei 50 Prozent
- im 3. Jahr wird sich eine Erwartungshaltung entwickeln und Frustration einsetzen, wenn zukünftig kein Bonus gezahlt werden kann
Durch Vertrauen in die Arbeitsleistung der Kollegen oder Mitarbeiter wird sich Selbstvertrauen im Team ausbreiten, und die Mitglieder ziehen ihre Wertschätzung aus der eigenen Leistung. Nur so generiert eine Führungskraft ein kreatives Team. Hier sollte dementsprechend die Intelligenz der Chauvis einsetzen, die nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- bis langfristig erfolgreich sein möchten.
Der richtige Umgang mit Kollegen
Chauvis übersehen Kollegen häufig, ob bewusst oder unbewusst. Unser Gehirn speichert dieses Verhalten als Arroganz und Überheblichkeit ab - aus dieser negativen Schublade kommt man nur ganz schwer wieder heraus. Profis hingegen sind nicht mit sich selbst beschäftigt, sondern sind immer im "Hier und Jetzt". Egal, ob sie auf dem Weg zu einem wichtigen Meeting, in die Kantine oder ins Wochenende sind. Dies bedeutet, dass sie zu Menschen, die ihnen begegnen, kurz Augenkontakt herstellen und - wenn bekannt - die jeweilige Person mit Namen grüßen. Diese Form der professionellen Gelassenheit beeindruckt das Umfeld. Professionelle Gelassenheit im Einklang mit hoher fachlicher Kompetenz macht jeden zum effektiven Teammitglied, zu einer vertrauensvollen Führungskraft und damit zum Vorbild.
Was Mitarbeiter im Gespräch mit ihrem Vorgesetzten in jedem Fall beachten sollten
Informieren Sie sich vorab im Leitfaden Ihres Unternehmens über Zweck und Struktur des Jahresgesprächs. Die meisten Unternehmen haben einen solchen Leitfaden im Intranet. In manch einer schwierigen Konfliktsituation hilft ein dezenter Verweis darauf. Und generell: Bereiten Sie schlagende Argumente vor, wenn Sie eine Gehaltserhöhung oder neue Aufgaben anstreben. Wenn Sie Kritik äußern wollen oder der Chef dazu sogar auffordert: Loben Sie zuerst, kritisieren Sie allenfalls diplomatisch.
Machen Sie deutlich, was sie gerne tun (wollen), und warum davon auch der Chef und das gesamte Unternehmen profitiert. Und vermitteln Sie dem Chef vor allem Ihre Loyalität. Er will hören, dass Sie hinter seinen Zielen stehen.
Beeindrucken Sie Ihren Chef nicht nur mit den Leistungen der Vergangenheit. Machen Sie Vorschläge, verkünden Sie neue Ideen. Am besten bevor Sie der Chef selbst danach fragt.
In ein Mitarbeitergespräch sollten Sie stets auf gleicher Augenhöhe gehen, nicht als Bittsteller oder Lehrling (es sei denn Sie sind wirklich noch in der Ausbildung). Sie erbringen Leistungen und wollen dafür angemessen entlohnt und behandelt werden.
Atmen Sie vor der Tür noch einmal tief durch und lassen Sie Wut und Frust draußen. Bleiben Sie bei sachlichen Argumenten. Gebrüll wird Ihre Position nicht stärken.
Viele Chauvis suchen nach Anerkennung und um sicher zu gehen, meinen sie, dass diese Anerkennung immer von ganz oben kommen sollte. Aus diesem Grund werden die Kollegen auf der gleichen Ebene und darunter ausgeblendet. Hier ist Denkarbeit notwendig, um an der eigenen Mentalität arbeiten zu können. Zu Beginn dieses persönlichen Optimierungsprozesses bedarf es einer Bilanzierung der Ist-Situation und einer strategischen Mittelfristplanung: Wie möchte ich beruflich auftreten?
Denn selbst in Ländern, wo Männer noch eher Machos sind oder sein dürfen als hierzulande, gilt: Beziehungspflege und Sympathie sind entscheidend für die reibungslose Kooperation im Berufsleben. Frankreich zum Beispiels ist ein stark hierarchisch geprägtes Land, da ist selbstbewusstes Auftreten von Vorteil - allerdings immer im Schulterschluss mit einer höflichen und im Tonfall professionellen Art der Kommunikation. Diese Voraussetzungen sind für einen Chauvi extrem schwierig umzusetzen. Es lohnt sich also an der eigenen Professionalität zu arbeiten.