Für Mark Zuckerberg wird ein Traum wahr. „Wir haben den perfekten Raum geschaffen, um noch besser zusammenzuarbeiten“, jubelte der Facebook-Chef 2015. Anlass seiner Freude: die Eröffnung der neuen Firmenzentrale im kalifornischen Menlo Park. Auf knapp 40.000 Quadratmetern, der Fläche von etwa sechs Fußballfeldern, sitzen seitdem 2800 Angestellte Schreibtisch an Schreibtisch zusammen. Trennwände oder Einzelbüros? Gibt es nicht. Selbst Zuckerberg hat seinen Platz in der Mitte, für jeden sichtbar und erreichbar. „Es ist das größte Großraumbüro der Welt“, sagte Zuckerberg stolz.
Cal Newport, Computerwissenschaftler der amerikanischen Georgetown-Universität, hält das neue Facebook-Hauptquartier hingegen für eine Katastrophe. „Für die Offenheit und die angeblich besseren Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zahlt man einen hohen Preis: massive Ablenkung“, schreibt er in seinem neuen Buch „Deep Work“. Vernünftig arbeiten könne dort niemand.
Knigge für das Großraumbüro
Im Großraumbüro sitzen die Menschen selten freiwillig zusammen oder weil sie sich besonders sympathisch sind – sondern, weil sie es müssen. Deshalb ist es wichtig, den Abstand zur Intimsphäre der Kollegen zu wahren. Der beträgt rund 80 Zentimeter. Absolut tabu: Sich auf den Schreibtisch des Kollegen zu setzen.
Ob Windhund oder Mops: Rein rechtlich liegt es in der Hand des Arbeitgebers, ob ein Hund im Büro erlaubt ist oder nicht. Studien belegen, dass die Anwesenheit von Hunden das kollegiale Klima befördert und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördert. Einerseits. Doch Hunde haben nicht nur weiches Fell und lassen sich ohne Unterlass streicheln – sie bellen schon mal und riechen auch nicht immer angenehm. Wen das stört oder wer gar unter Hundehaarallergie leidet, sollte den Kollegen darauf aufmerksam machen. Und zur Not auch den Chef mit ins Boot holen.
In fast jedem sozialen Gefüge gibt es besondere Charaktere, die einen besonderen Umgang erfordern – zum Beispiel Choleriker. Das Tückische: Der Ausbruch kommt oft völlig unerwartet. Ist es dann so weit, sollte man nicht noch Feuer ins Öl gießen. „Spielen Sie den Anlass nicht herunter, aber geben Sie auch nicht zu stark Kontra“, rät Knigge-Experte Horst Hanisch. Etwa indem man dem unreifen Schreihals zumindest in einigen Punkten recht gibt.
Einmal akzeptiert, gibt es keinen Weg zurück: Wer sich aufs Duzen einlässt, kann es nur sehr schwer rückgängig machen. Deshalb sollte man sich genau überlegen, wie nah man Kollegen verbal kommt. Wer deutlich macht, lieber erst mal beim Sie bleiben zu wollen, begeht keinen Fauxpas. Eine vorläufige Absage impliziert nämlich auch, dass sich das künftig noch ändern kann.
Ob Döner mit Knoblauchsoße, Schnitzel mit Pommes oder eine Stulle mit Leberwurst: Nahrungsmittel haben am Arbeitsplatz grundsätzlich nichts zu suchen. Und das nicht nur aus hygienischen Gründen: Das Mittagessen am Schreibtisch einzunehmen ist schlicht ungesund.
Wegen eines lockeren Spruchs sollte das Bürogefüge nicht gleich ins Wanken geraten. Aber nicht jeder Kollege kann mit flapsigen Bemerkungen umgehen. Also lieber eine Pointe zu wenig als eine zu viel.
Egal, ob der Kollege nebenan viel und laut telefoniert oder die Kollegin hinten links einen penetranten Klingelton eingestellt hat: Der Geräuschpegel ist Dauerstreitpunkt im Großraumbüro. Kleiner Trick, große Wirkung: Bitten Sie die Kollegen Bescheid zu sagen, wenn ein langes Telefonat ansteht – und kündigen an, das Büro während dieser Zeit zu verlassen. Dann sollte er merken, dass es Sie stört.
Jeder Mitarbeiter sollte seinen Arbeitsplatz sauber halten – abgekaute Apfelreste oder eine Sammlung leerer Pfandflaschen sind im Büro tabu.
Sprechen Sie Kritik immer als Ich-Botschaft aus: „Ich bin gegen Kälte sehr empfindlich – vielleicht könntest du das Fenster wieder schließen?“ So fühlt sich der Kollege nicht persönlich angegriffen.
Dieses Thema führt häufig zu Konflikten – Väter und Mütter schulpflichtiger Kinder wollen meist gleichzeitig frei nehmen, kinderlose Kollegen müssen die Stellung halten. Da empfiehlt sich frühzeitige Planung – am besten hängen Sie einen großen Plan sichtbar im Büro auf, dann sind alle auf dem gleichen Stand.
Karneval, Oktoberfest oder Halloween: Ob zu solchen Anlässen gefeiert werden soll, lässt sich in größeren Büros selten einstimmig lösen. Wenn jemand verkleidet im Büro erscheint, ist das meist in Ordnung. Wer aber auf laute Karnevals- oder Blasmusik und das Fässchen Bier nicht verzichten mag, eckt schon mal an. Am besten vorher erkundigen, wie die Kollegen das in der Vergangenheit gehandhabt haben.
Auch wenn es nur eine Büroklammer ist: Sich etwas ungefragt vom Tisch des Kollegen zu leihen ist tabu. Auch schlecht: Sich munter am Kaffee zu bedienen, ohne sich finanziell zu beteiligen.
Ob kurzes Röckchen, knielange Shorts oder schulterfreies Oberteil: Wer sich vom Anblick nackter Haut gestört fühlt, sollte das ansprechen. Weisen Sie den Kollegen einfach höflich auf den Büro-Dresscode hin.
Ein Großraumbüro ist nichts anderes als eine große, sozial sensible Zone – da muss jeder Mitarbeiter auch mal schlucken, was ihn nervt. „Stört aber etwas so penetrant, dass die eigene Arbeit davon beeinträchtigt wird, muss es natürlich angesprochen werden“, sagt Knigge-Experte Horst Hanisch.
Kollegen, die immer alles besser wissen, gibt es in jeder Bürogemeinschaft. Wenn es Ihnen zu viel wird, müssen Sie den Kollegen ansprechen. Weisen Sie höflich darauf hin, dass Sie seinen Rat sehr zu schätzen wissen, aber ihre Arbeit machen müssen.
Sie haben den Kollegen schon gefühlte 20 Mal auf seine nervigen Privattelefonate angesprochen und trotzdem beschallt er das Büro täglich mit seinen Problemen? Suchen Sie den Kollegen erneut auf und machen Sie deutlich, dass Sie sich ja nicht beim Chef beschweren wollen, aber langsam wisse man einfach nicht weiter. Passiert wieder nichts, suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten.
Ein kurzes Gespräch mit dem Kollegen ist auch im Großraumbüro erlaubt – sollte es allerdings länger als ein paar Minuten dauern, ist es höflicher sich in die Küche oder einen Besprechungsraum zurückzuziehen.
Vom Rosenblüten-Raumspray bis zum Pausenbrot mit altem Gouda: Gerüche können so nerven wie die Lautstärke – jeder Kollege ist an anderer Stelle sensibel. Grundsätzlich sollten Sie auf Extreme verzichten – was den einen erfrischt, könnte der Büronachbar als unangenehm empfinden.
Jegliche Art von Bildern oder Sprüche mit sexistischen, politischen oder religiösen Motiven haben am Arbeitsplatz nichts zu suchen.
Frischluftfanatiker versus Heizkörperhocker – dieser Konflikt ist vermutlich genauso alt wie das Großraumbüro selbst. Da gibt’s nur eines: Miteinander reden und einen Kompromiss schließen.
Geben Sie ihren Kollegen immer erst die Chance, ihr Verhalten zu ändern. Direkt mit dem Gang zum Chef zu drohen schießt über das Ziel hinaus und wirkt auf Dauer unglaubwürdig.
Ob Einzelkemenate oder Massenbüro: Kranke Mitarbeiter sollten grundsätzlich zu Hause bleiben. Aber gerade im Großraumbüro kann ein mit Viren verseuchter Kollege verheerenden Schaden anrichten.
„Sprechen Sie Konflikte nicht im Eifer des Gefechtes an, sondern atmen Sie erst einmal tief durch und lassen Sie etwas Zeit vergehen“, sagt Knigge-Experte Hanisch. Suchen Sie das Gespräch an einem neutralen Ort, wie etwa der Kaffeeküche und nicht vor den anderen Kollegen.
Xenophobie – also die feindliche Einstellung gegenüber Fremden – hat im Großraum wirklich keinen Platz. Diese Kollegen sollten sich schleunigst ein Einzelbüro suchen.
Wenn der Kollege vor seinem Bildschirm regelmäßig einen Lachanfall bekommt oder das Video gar ohne Kopfhörer anschaut, sollten Sie das Gespräch suchen – am Arbeitsplatz hat das nichts verloren.
Der Schreibtisch sollte in erster Linie Arbeitsplatz sein und kein Ausstellungsort für Souvenirs, Porzellanpuppen oder andere Sammelleidenschaften. Grundsätzlich ist es positiv, wenn sich Menschen an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen, aber auch hier gilt: Die eigene Freiheit endet dort, wo die des Kollegen beginnt.
Leider sei Facebook nicht das einzige Unternehmen, dass die Konzentrationsfähigkeit seiner Mitarbeiter dem Kult der offenen Kommunikation und ständigen Teamarbeit opfere. Einzelbüros gelten im Silicon Valley inzwischen als unsoziales Einsiedlertum. Wer sein Handy in die Ecke legt und den E-Mail-Alarm abstellt, ist fast schon ein Fall für den Psychiater.
Wie Sie die Zahl der E-Mails reduzieren können
Das gefühlte Email-Aufkommen inklusive der Zeit, die Sie für Emails benötigen, unterscheidet sich Erfahrung nach sehr von den realen Werten.
Es gibt kaum eine Zahl in der Unternehmenswelt, über die man trefflicher streiten kann, als die „richtige“ Anzahl an Emails, die ein Manager pro Tag bewältigen sollte. Einige finden 300 völlig normal, andere regional aktive Angestellte schreiben 20 und erhalten 30 Emails pro Tag. Natürlich ist es vom Einzelfall abhängig.
Wer 100 Emails oder mehr pro Tag bekommt, liegt aus Sicht der Autoren „auf jeden Fall jenseits einer akzeptablen Grenze“. Es gäbe keinen relevanten Managerjob, in dem er über täglich 100 Sachverhalte informiert werden muss. Wenn doch, macht er irgendetwas falsch.
Lassen Sie sich aus jedem Verteiler löschen, den Sie nicht zwingend brauchen. Falls Sie ein Kollege unerwünscht in (s)einen Verteiler aufnimmt, sprechen Sie mit darüber.
Wenn Sie Emails von bestimmten Personen bekommen oder mit bestimmten Schlüsselwörtern, können Sie ihren Email-Client so programmieren, dass sie entweder sofort gelöscht oder in einen bestimmten Ordner verfrachtet werden.
Überprüfen Sie die Informations-Emails wie Newsletter, die Sie bekommen. Filtern Sie die, die sie nicht (mehr) brauchen, hinaus. Lassen Sie diese Emails in einen bestimmten Ordner einlaufen. Wenn Sie an einem Tag keine Zeit haben, sie zu lesen, stören Sie Ihren Alltag nicht.
Es gibt Unternehmen, bei den machen Empfangs- und Lesebestätigungen 30 Prozent des Email-Aufkommens aus. Schalten Sie diese Tools ab. Zum einen sind sie ohnehin unzuverlässig und zum anderen nerven sie viele Empfänger massiv.
Wenn Sie noch Spam bekommen, informieren Sie dringend Ihre IT-Abteilung. Es ist heutzutage absolut möglich, völlig frei von Spams zu leben.
Nicht nur, aber besonders leitende Angestellte müssen sich auf ihre Kernaufgaben fokussieren. Und das gilt auch für ihr Email-Postfach. Wer mal nachzählt, kommt auf maximal 40 Prozent. Also weniger als die Hälfte der Emails eines Managers haben mit seinen Kernaufgaben zu tun.
Ein besonderes Problem ist das in CC-Setzen. Doch eine Email, in der ein Vorgesetzter in Kopie gesetzt wird, zählt keineswegs zu „Personal führen“ oder „Fortschritte kontrollieren“. Also reduzieren sie jede überflüssige Email und sagen Sie es auch den Kollegen, dass sie nicht mehr zwingend in CC gesetzt werden wollen. Von Ausnahmen abgesehen sollte keine Email mehr als zwei Empfänger haben.
Früher mussten Mitarbeiter Zeit investieren, um Informationen so aufzubereiten, dass sie für den Vorgesetzten nutzbar waren. Eine CC-Kopie dreht den Arbeitsaufwand um: null für den Mitarbeiter, viel für den Chef. Da Kopien ja für den Empfänger und nicht den in CC-Gesetzten gedacht sind, braucht Letzter überdurchschnittlich viel Zeit, um sie zu lesen.
Wenn jemand eine Email in Kopie erhalten hatten, hat er deren Inhalt nicht automatisch gelesen und voll verstanden. Das scheint eine triviale Wahrheit zu sein, doch die Anspruchshaltung in Unternehmen ist oft eine andere. Bedenken Sie also, dass ihr Chef oder Ihr Kollege nicht jede CC-Email auswendig kennt.
Kopiert ein Mitarbeiter seinen Chef bzw. ein Kollege den anderen auf seine Email, werden die Empfänger der Email ihn auch wieder mit hinein nehmen.
Legen Sie fest, wie Sie informiert werden möchten. Wenn Sie keine CC-Kopie wollen, heißt das ja nicht, dass Sie auf Informationen verzichten möchten. Etablieren Sie ein Berichtswesen, verlangen Sie kommentierte Info-Kopien, demotivieren Sie externe CC-Setzer und verweisen Sie konsequent auf die Kompetenz der zuständigen Mitarbeiter.
Nun muss ein leitender Angestellter auch solche Aufgaben lösen, die nicht zu seinem Kernbereich gehören und man notwendiges Übel nennen könnte. Diese Dinge kommen in aller Regel per Email. Gänzlich vermeiden lässt sich das nicht, wohl aber reduzieren. Differenzieren Sie zwischen Notwendige-Übel-Emails und solchen, die tatsächlich unnötige Zeitverschwendung sind. Der Anteil ist höher als Sie denken.
Eine Geisteshaltung, die aus der Tech-Branche auf andere Unternehmen übergreift. Der Arbeitsalltag besteht für viele moderne Büroarbeiter inzwischen hauptsächlich aus Meetings, E-Mails und Projektrunden. Arbeit, so scheint es, wird hauptsächlich besprochen – aber nur noch selten gemacht.
Auch der Psychologe Adam Grant von der renommierten Wharton School der Universität von Pennsylvania warnt: „Viele Büroarbeiter sind überfordert, weil sie ständig von Kollegen um Rat gefragt werden, Kommentare zu Vorschlägen abgeben sollen oder in Meetings sitzen“, schrieb er vor einigen Wochen in der „Harvard Business Review“. Die eigentliche Arbeit müssen viele inzwischen nach Hause mitnehmen. Seine Diagnose: Wir leiden am „collaborative overload“, der Überforderung durch Teamarbeit.
Ablenkung ist Stressfaktor Nummer 1
Die Symptome sind unübersehbar. Als Grant mit Kollegen Daten der vergangenen 20 Jahre verglich, stellte er fest: Die Zeit, die Büroarbeiter in Meetings oder mit anderen Teamaktivitäten verbringen, ist seit den Neunzigerjahren um 50 Prozent gestiegen. Das betrifft alle, vom Praktikanten bis zum CEO. E-Mails, Telefonanrufe und kurze Gespräche mit Kollegen machen laut Grant in vielen Unternehmen inzwischen rund 80 Prozent der Arbeitszeit aus. Und für viele, das hörten die Forscher bei ihren Befragungen immer wieder, ist die ständige Abstimmung inzwischen einer der größten Stressfaktoren.
Ideen werden besprochen, aber nicht umgesetzt
Dabei sollte doch eigentlich alles ganz anders sein. Teamarbeit gilt spätestens seit dem Aufstieg des Großraumbüros in den Siebzigerjahren als Kernkompetenz der modernen Arbeitswelt. Der Hinweis auf die eigene Teamfähigkeit darf in keiner Bewerbung fehlen. Statt einsam vor sich hinzubrüten, soll alles gemeinsam geplant und besprochen werden.
Das Versprechen: Zusammen kommt man auf bessere Ideen und hat mehr Spaß. Und das stimmt ja auch, einerseits. „Gruppen sind tatsächlich sehr gut darin, neue Ideen und kreative Lösungsvorschläge zu entwickeln“, sagt Christopher Diller, Managementprofessor an der Universität von Nebraska in Omaha. „Leider sind sie nur sehr schlecht darin, diese Ideen auch umzusetzen.“
Beim Arbeiten stört das Team
Diller erforscht die Ursachen seit Jahren. Am Anfang eines gemeinsamen Projekts gehe es vor allem darum, mögliche Lösungswege zu entwickeln. Da sei es gut, wenn möglichst viele Menschen zusammenarbeiten, denn alle bringen unterschiedliche Ideen mit. Doch irgendwann muss aus den zahlreichen Ideen ausgewählt werden. „Das ist nicht nur anstrengend, weil man viele Einfälle vergleichen muss, sondern führt auch zu Konflikten, denn dabei werden nun mal die Ideen der meisten Teammitglieder aussortiert“, sagt Diller. Deswegen würden viele die Arbeit im Team nach der kurzen Anfangseuphorie als ermüdend und frustrierend empfinden. Hinzu kommt: Hat man sich irgendwann mal auf einen gemeinsamen Plan geeinigt, geht die eigentliche Arbeit erst los – und dabei ist das Team häufig mehr Hindernis als Hilfe.
Die unterschiedlichen Typen eines Teams
Er übernimmt gerne die Vorbildfunktion, hält das Team zusammen und spornt die anderen an. Außerdem spricht er Bedenken an und präsentiert Lösungen für Probleme. Um ihn zu motivieren, kann der Chef ihm zusätzliche Verantwortung übertragen – sowohl hinsichtlich inhaltlicher Entscheidungen als auch beim Führen der restlichen Mannschaft. Sich immer wieder neu zu beweisen, ist seine zentrale Motivation.
Er kann ständig Höchstleistungen abrufen, liebt Herausforderungen und reagiert schnell auf neue Anforderungen – auch unter Druck. Der Top-Performer erwartet regelmäßige Belohnungen für Erfolge. Diese können sowohl materieller Natur sein, aber auch Lob und Aufstiegschancen motivieren ihn.
Er ist neutral und fair gegenüber allen Beteiligten, egal ob Kollegen, Kunden oder Lieferanten. Er hat die Gabe Emotionen und Fakten zu trennen. Dieser Typ fühlt sich besonders in Abteilungen beziehungsweise Betrieben wohl, die ihr Handeln an Unternehmenswerten ausrichten. Auch ihn motiviert eine gewisse Entscheidungsfreiheit, allerdings braucht er Richtlinien, an denen er sich orientieren kann.
Er ist ein langjähriger Mitarbeiter, auf dessen Leistung man sich verlassen kann. Außerdem teilt er sein Wissen gerne, bringt so das gesamte Team voran. Auch der Profi will durch neue Aufgaben gefordert und gefördert werden. Motivieren Sie ihn, in dem Sie ihn als Mentor für neue Mitarbeiter oder Verbindungsmann zwischen verschiedenen Abteilungen einsetzen. Das zeigt, wie sehr Sie seine Erfahrung schätzen.
Die meisten Neuen wollen schnell lernen und sich im Team einfügen. Sie bringen neue Ideen und wertvolles Wissen mit. Mit einem Einarbeitungsplan könnte der Vorgesetzte den Neuankömmling motivieren. Seine Rolle sollte darin ebenso geklärt werden, wie die übergeordneten Geschäftsziele. Regelmäßiges Feedback sind besonders für die Neuen wichtig.
In einer Studie 2011 fand die Computerwissenschaftlerin Gloria Mark von der Universität von Kalifornien in Irvine heraus: Im Durchschnitt werden Büroarbeiter alle zwölf Minuten bei ihrer Arbeit gestört. Zu 56 Prozent der Unterbrechungen kommt es, weil ein Kollege anruft, eine Mail schreibt oder plötzlich in der Tür steht.
Einer Unterbrechung kostet uns 20 Minuten
Bis jemand wieder zu der Aufgabe zurückkehrte, bei der er unterbrochen wurde, dauerte es in der Studie von Gloria Mark mehr als 20 Minuten. Denn oft schoben die beobachteten Büroarbeiter noch weitere kleine Aufgaben ein, wenn sie eh schon einmal etwas anderes machten. Von einem echten Arbeitstag könne dabei eigentlich keine Rede sein, so Mark. Für viele sei ein Tag im Büro eher eine Abfolge von Arbeitsminuten oder höchstens Arbeitsviertelstunden.
Da könne nichts Gutes herauskommen, sagt Cal Newport. Denn für gute Arbeit braucht es vor allem eines: Ruhe. Newport hat das Konzept der „Deep Work“ entworfen, der konzentrierten Arbeit, bei der man sich voll und ganz auf eine Aufgabe fokussiert. Das sei in der modernen Wirtschaftswelt wichtiger denn je. Die Aufgaben und Werkzeuge würden in vielen Berufen immer komplexer – sei es bei der Entwicklung von Software oder der Analyse der Finanzmärkte. Um voranzukommen und Großes zu leisten, müsse man sich daher richtig in Probleme hineinarbeiten, so Newport. Leider werde dafür aber in vielen Unternehmen immer weniger Raum gelassen.
Darunter leidet jedoch nicht nur die Konzentration. Zu viel Teamarbeit kann das ganze Unternehmen regelrecht ausbremsen, glaubt der Management-Professor Mark Bolino von der Universität von Oklahoma. Verantwortlich dafür ist ein Phänomen, das er „eskalierende Bürgerpflicht“ nennt. In vielen Unternehmen gibt es laut Bolino eine kleine Zahl von extrem vernetzten Mitarbeitern, die bei allen Projekten mit drin hängen. Weil sie gute Resultate liefern, werden diese Angestellten nach und nach in immer mehr Teams eingesetzt. Alle wollen ihre Meinung hören, Chefs fordern, dass man sie auf jeden Fall hinzuzieht. Irgendwann ist es so weit, und jede Entscheidung geht über den Schreibtisch der Super-Teamspieler. Sie werden zum Flaschenhals für das ganze Unternehmen.
Teamarbeit ist kein Wundermittel
Auch der US-Psychologe Dan Ariely gehört inzwischen zu den Kritikern der Teamarbeit. Der Professor an der Duke-Universität erforscht seit Langem, warum Menschen Regeln brechen, Geschäftsberichte fälschen und ihre Versicherungen betrügen. Sein deprimierendes Ergebnis nach zahlreichen Studien: Wir alle sind Lügner. Der eine mehr, der andere weniger – aber unbefleckte Ehrlichkeit gibt es nur sehr selten. Und alles wird noch schlimmer, wenn wir nicht alleine sind, sondern mit anderen zusammenarbeiten. In einem Experiment ließen Ariely und seine Kollegen mehrere Studenten einfache Matheaufgaben lösen. Für jede richtig gelöste bekamen sie am Ende einen halben Dollar. Ein Teil der Gruppe bekam das Geld jedoch nur, wenn er die gelösten Aufgaben einem Prüfer zur Kontrolle vorlegte. Die anderen durften den Zettel im Anschluss an den Test durch einen Aktenvernichter jagen und dem Prüfer sagen, wie viele Aufgaben sie gelöst hatten, ohne dass er das nachprüfen konnte.
Wer nicht kontrolliert wird, mogelt
Wenig überraschend: Die Studenten in der Schredder-Gruppe hatten regelmäßig bessere Ergebnisse – ein Zeichen dafür, dass sie mogelten. Besonders deutlich wurde der Unterschied, als die Psychologen den Studenten erlaubten, in Gruppen zusammenzuarbeiten und sich die Auszahlung zu teilen. Die Gruppen, die ihre Testbögen nachher vernichten konnten, behaupteten nun, besonders viele Aufgaben gelöst zu haben, und ließen sich dafür ordentlich bezahlen.
„Wir nennen das altruistisches Betrügen“, sagt Dan Ariely. „Bei einer Gruppenarbeit wird oft das gesamte Team für das Arbeitsergebnis belohnt. Wenn ich nun mit unerlaubten Mitteln den Gewinn meines Teams erhöhe, bekommen alle einen höheren Bonus. Dieses Gefühl, den anderen etwas Gutes zu tun, lindert eventuelle moralische Zweifel.“ Auch Ariely glaubt, dass Teamarbeit kein Wundermittel ist. „Sie hat eben auch einige schädliche Nebenwirkungen: Eine Gruppendynamik und ein starkes Teamgefühl sind nicht immer etwas Gutes, sondern können auch dazu führen, dass man Dinge macht, die man sich alleine nicht trauen würde.“
Doch was heißt das alles nun? Sollten wir alle lieber wieder alleine arbeiten? Nein, findet Chris Diller. „Teamarbeit hat uns als Spezies stark gemacht, und sie wird immer wichtiger“, sagt er. „Die Probleme, vor denen wir stehen, sind extrem komplex und können nur gelöst werden, wenn Menschen zusammenarbeiten“, sagt Diller. Daher sei es wichtig, dass Teamarbeit besser organisiert wird, um die Kraft der Gruppe zu nutzen und gleichzeitig Raum zu lassen für intensives Arbeiten. Der erste Schritt sei, Kommunikation nicht mit Teamarbeit zu verwechseln. E-Mails, Messenger und Kollaborationsplattformen würden zwar die Kommunikation erleichtern, aber nicht bei der eigentlichen Teamarbeit helfen: Entscheidungen effizient zu diskutieren und dann auch zu treffen.
Was Meeting-Floskeln wirklich bedeuten
Klingt nett und ist es auch – aber nur dann, wenn das Lob vom Chef kommt und ehrlich gemeint ist. Kommt es jedoch vom Kollegen, ist Vorsicht geboten. Wer lobt, stellt sich über den Gelobten, er besitzt offenbar Beurteilungshoheit. Womöglich will sich der Huldiger also nur profilieren.
Wer so beginnt, impliziert, dass sich das Folgende auf harte, nachprüfbare Tatsachen stützt. Damit sagt derjenige auch: Der Käse davor war allenfalls eine Vermutung, ein Eindruck, eine Fabel. Also nicht der Rede wert.
Ein Klassiker. Der Fragende offenbart einen wunden Punkt, aber statt die Lösung mitzuliefern, gibt er den schwarzen Peter direkt an Krause weiter. Der kann dabei nur verlieren: Weiß er nichts, ist er blamiert. Glänzt er durch eine gute Idee, war es der andere, der ihm das Wort erteilt hat. Welch Weitblick! Richtig gemein wird die Taktik, wenn so jemand schon vorher weiß, dass Krause davon keine Ahnung hat oder seinen üblichen Vorschlag machen wird, der – wie ebenfalls bekannt – völlig unreif ist.
Bravo! Hier geriert sich einer nicht nur als empathischer, hilfsbereiter Kollege, sondern auch noch als begnadeter Zuhörer. Obendrein bereichert er die Runde mit den klaren Worten, um die der simple Herr Krause leider verlegen war. Ziemlich link.
Wer so fragt, degradiert den anderen zum technikverliebten Kleingeist. Nur er hat den Überblick über das große Ganze – oder ist zumindest daran interessiert. Eine noble Geste, die den Kollegen ziemlich winzig aussehen lässt.
Eine fiese Attacke. Natürlich glaubt so jemand nicht eine Sekunde daran, dass der andere Recht hat. Aber er signalisiert Toleranz und Offenheit, während er gleichzeitig die Glaubwürdigkeit und Reputation des anderen subtil untergräbt.
Der erste Satzteil klingt nur verständnisvoll. Tatsächlich geht es darum, den anderen alt und ewiggestrig aussehen zu lassen. Denn die unausgesprochene Fortsetzung lautet: „...aber intellektuell habe ich mich längst weiterentwickelt."
Wie Newport rät auch er dazu, diese Kommunikationsmittel zu begrenzen, um Raum für Konzentration zu schaffen. Einige Unternehmen haben inzwischen Regeln aufgestellt, um die Anzahl der E-Mails zu reduzieren, oder gestalten ihre Büros um, damit sie Räume bieten, in denen man eben mal nicht für alle erreichbar ist.
Außerdem empfiehlt Diller Unternehmen, dass Führungskräfte in Meetings die Rolle eines Entscheiders übernehmen. „Der sorgt dafür, dass die diskutierten Ideen fair bewertet und möglichst effizient ausgewählt werden.“ Zusammen mit seinen Kollegen arbeitet Diller an einer Software, die diese Aufgabe irgendwann übernehmen soll, unter anderem, indem sie die Teammitglieder anonym über Vorschläge abstimmen lässt. Dadurch, so zumindest seine Hoffnung, werden Meetings nicht nur deutlich produktiver, sondern auch kürzer und seltener.
Auch Adam Grant glaubt, dass klug eingesetzte Technologie helfen kann. Bei vielen Anfragen von Kollegen und Einladungen zu Meetings gehe es nicht um den Austausch von Meinungen, sondern um das Teilen von Wissen. Dafür müsse aber niemand seine Arbeit unterbrechen. Das Wissen der Mitarbeiter lasse sich besser in Datenbanken speichern, die jeder von seinem Arbeitsplatz oder seinem Handy aus durchsuchen kann. „Eine Anfrage, für die sonst ein halbstündiges Meeting geplant wird, lässt sich so in wenigen Minuten beantworten“, so die Forscher. Mit solchen Lösungen könne man dafür sorgen, dass bei Zusammenarbeit nicht nur das „Zusammen“ stattfindet – sondern auch die Arbeit.