TK-Schlafstudie Flexible Arbeitszeiten rauben uns den Schlaf

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Nachtschicht ist anstrengender als Frühschicht

Ganz unabhängig davon, wie viele Stunden jemand zwischen seinen Schichten schläft, kostet die Arbeit in der Nacht den Menschen auch mehr Energie, wie Untersuchungen des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) zeigen. "Die Frühschicht liegt bei 100 Prozent Energieeinsatz, die Spätschicht bei 113 und die Nachtschicht bei 156 Prozent", sagt Utz Niklas Walter vom IFBG.

Denn die innere Uhr des Menschen tickt im Tag-Nacht-Rhythmus. Das ändert auch kein Schicht- oder Optimierungsplan. "Wer nachts arbeiten muss - und das betrifft etwa jeden fünften Schichtarbeiter - liegt über Kreuz mit seinem natürlichen Biorhythmus. Gegen die innere Uhr zu arbeiten, kostet zusätzliche Energie", so Walter.

TK-Chef Baas appelliert deshalb an die Unternehmen, das Thema Schlafen und Entspannung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement zu verankern. Die Mehrheit der Arbeitgeber betrachte die Schlafprobleme ihrer Mitarbeiter - trotz der Auswirkungen auf die Arbeitsqualität - nämlich als persönliches Problem. Jedenfalls zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie der Krankenkasse zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) in Deutschland, dass nur knapp jedes zehnte Unternehmen das Thema Schlaf in der Gesundheitsförderung thematisiert. Gleichzeitig seien sich Führungskräfte und Personalverantwortliche aber einig, dass Schlaf zu den BGM-Themen gehört, die künftig am meisten an Relevanz gewinnen werden.

Wie viele Stunden verschiedene Personengruppen im Durchschnitt schlafen

Natürlich liegt die Schlafqualität auch in der Verantwortung der Mitarbeiter: Jeder Zehnte, bei den unter 30-Jährigen sogar jeder Fünfte, gibt an, dass das Smartphone auf dem Nachttisch oder unter dem Kopfkissen liegt und den Schlaf stört.

Handy, Tablet und Fernseher aus dem Schlafzimmer zu verbannen, liegt also in der Eigenverantwortung. Auch schweres Essen, sehr anstrengender Sport, Koffein oder Alkohol vor dem zu Bett gehen, stören die Nachtruhe. Hier können Arbeitgeber kaum einwirken.

Was sie aber tun können - Stichwort gesunde Führung - ist, für eine Unternehmenskultur zu sorgen, die den Feierabend respektiert. Denn 40 Prozent nennen Jobstress als Hauptgrund für ihre Schlafprobleme. Sie finden keinen Schlaf, weil sich das Gedankenkarussell um To-Do-Listen oder die zu lösenden Probleme dreht. Wie groß der Druck ist, den sich die Menschen machen, beeinflussen Führungskräfte maßgeblich.

Darüber hinaus können Arbeitgeber ihren Angestellten - gerade im Schichtdienst - mit einfachen Mitteln das Leben erleichtern: mit ergonomischen Schichtsystemen - und Ruheräumen. Von den Befragten, die Nachtschichten machen, wünschen sich 40 Prozent einen Rückzugsraum mit einem Sofa, auf dem sie für fünf Minuten die Füße hoch legen und die Augen zumachen können.

Selbst 30 Prozent der Angestellten ohne Nachtschicht würden sich wünschen, während des Arbeitstags die Möglichkeit für ein kurzes Mittagsschläfchen zu haben, um die Akkus wieder aufzuladen. Baas: "Die Herausforderung ist, ein gesundes Verhältnis zu finden zwischen dem Bedürfnis der Beschäftigten nach ausreichend Erholung und einem gesunden Sozialleben auf der einen und den betrieblichen Erfordernissen auf der anderen Seite."

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