Auffällig ist, dass Überforderung immer früher im Leben Thema wird. Schon Schüler klagen über Migräneattacken, ausgelöst durch intensive Nutzung elektronischer Medien, aber auch den durch die Verkürzung der Gymnasialzeit gestiegenen schulischen Druck. Oft bleibt schon Zehnjährigen selbst am Wochenende kaum mehr Zeit für unbeschwertes Spielen, weil der Stoff unter der Woche kaum mehr zu bewältigen ist. Und auch Studenten fühlen sich vom engen Korsett ihrer Bachelor- und Master-Lehrpläne zusehends eingeschnürt. Eine Studie des Deutschen Studentenwerks vom vergangenen Frühjahr ergab, dass fast die Hälfte aller Bachelor-Studenten mit Erschöpfung und Überforderung zu kämpfen hat. 68 Prozent der Befragten gaben an, vom Studium gestresst zu sein.
„Ältere haben Strategien entwickelt, mit Stress umzugehen“, sagt Arbeitspsychologe Hagemann. „Die Jungen sind noch auf Identitätssuche und müssen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.“
Selbsttest: Wie erschöpft sind Sie?
Summieren Sie die Anzahl der zutreffenden Aussagen
Ich komme an Arbeitstagen schwer aus dem Bett.
Abends bin ich meistens völlig erledigt.
Trotzdem grübele ich im Bett noch über die Arbeit nach...
...und kann schlecht schlafen.
Ich trinke abends oft Alkohol, um zu entspannen.
Morgens wache ich kaputt auf.
Ich werde tagsüber häufiger und schneller müde.
Am Wochenende oder im Urlaub erhole ich mich kaum noch.
Mein Job laugt mich aus.
Ich bin sehr ehrgeizig.
Zu Aufgaben kann ich selten Nein sagen...
...selbst wenn ich weiß, dass ich eigentlich schon zu viel zu tun habe.
Ich habe Angst, dass mein Chef mir eine Absage übel nehmen würde.
Deswegen arbeite ich mehr als meine Kollegen.
Auch am Wochenende gehe ins Büro oder arbeite von zu Hause.
Trotzdem weiß das niemand zu schätzen.
Meine Arbeit macht mir immer weniger Spaß.
Es ist anstrengend, mit Kollegen zusammenzuarbeiten.
Ich fühle mich im Job isoliert.
Anderen gegenüber bin ich gleichgültiger geworden.
Meine engsten Freunde sehe ich inzwischen selten.
Meine Familie findet, dass ich mich verändert habe.
Hobbys pflege ich kaum noch.
Ich befürchte, dass ich durch meinen Job abstumpfe.
Meine Arbeit frustriert mich.
Ich habe in meiner derzeitigen Position kaum etwas erreicht.
Emotionale Probleme im Job bringen mich aus der Ruhe.
Ich werde neuerdings schnell aggressiv.
Wenn mir etwas gelingt, kann ich mich kaum darüber freuen...
...Misserfolge sind mir ebenfalls egal.
Jennifer Bentz beispielsweise hatte nach ihrem Examen an der Uni mit 29 Jahren ein Praktikum bei einem mittelständischen Medienunternehmen in Rheinhessen begonnen. In ihren Studienfächern Publizistik und Filmwissenschaften waren die Chancen auf eine feste Stelle gleich null. Alle ihre Bewerbungen verliefen erfolglos. Mit ihr zusammen starteten vier weitere Praktikanten. Ihr Ziel: ein Trainee-Platz. „Ein Rattenrennen“, sagt Bentz – nur zwei der fünf Kandidaten sollten in das Ausbildungsprogramm übernommen werden.
Auswertung
Glückwunsch! Sie können sehr zufrieden sein, offenbar ist Ihr Job genau der richtige. Sie sind fast rundum ausgeglichen und glücklich. Ihr einziges (Luxus-)Problem: Es ist immer leichter, an die Spitze zu kommen, als dort zu bleiben. Gehen Sie also auch weiterhin achtsam und vorsichtig mit sich um.
Noch ist bei Ihnen alles einigermaßen im grünen Bereich. Womöglich haben Sie nur kurzfristig Stress, und der geht hoffentlich auch wieder vorbei. Schaffen Sie trotzdem mehr Ausgleich, egal, ob im Beruf oder Privatleben. Soll heißen: Gönnen Sie sich regelmäßige Pausen, treffen Sie sich mit Freunden, und schlafen Sie ausreichend. Auch leichter Sport hilft dabei, Stress abzubauen.
Das sind definitiv zu viele Zustimmungen. So banal es klingen mag, aber der erste Schritt ist der wichtigste: Sie dürfen Ihren Zustand nicht länger ignorieren oder verneinen. Akzeptieren Sie stattdessen, dass Sie der Burn-out-Spirale vermutlich nicht ohne fremde Hilfe entkommen. Suchen Sie also einen Arzt oder Psychiater auf. Wichtig: Diesen Schritt dürfen Sie nicht als Zeichen von Schwäche verstehen – sondern von Stärke.
Diagnose: Burn-Out
„Es wurde viel verlangt und viel gearbeitet, auch an den Wochenenden und auch mal die ganze Nacht durch“, erinnert sich Bentz. Schon nach zwei Wochen litt sie unter Schlafproblemen und Herzstichen – was sie aber ignorierte. „Ich hatte große Angst, wieder umziehen und von Neuem beginnen zu müssen. Die unsichere Lebenssituation belastete mich, also wollte ich weitermachen, egal, wie.“
Bis sie dann, nach drei schlaflosen Nächten, zusammenklappte. Mitten im Meeting bekam sie keine Luft mehr, die Knie wurden weich, sie musste rauslaufen und sich übergeben. Selbst dann täuschte Bentz erst noch eine Lebensmittelvergiftung vor, um „weiter zu funktionieren“.
Nach einem Ärztemarathon stand die Diagnose fest: Burn-out. „Erst in der Klinik lernte ich, dass es an mir gelegen hatte“, sagte Bentz. „Und dass ich meine Einstellung ändern musste.“
Was ihr auch gelang: Als das Unternehmen ihr die begehrte Traineeausbildung anbot, nahm sie lieber eine Teilzeitstelle als Sekretariatsvertretung an und schrieb nebenher ein Buch über ihre Erfahrungen.