Ungeliebter Wochenstart Lästig oder lässig? Tipps gegen die Unruhe vor dem Montag

Was bringen Bare Minimum Mondays? Quelle: imago images

Ihr eigener Perfektionismus im Job drängte Marisa Jo Mayes in einen Strudel aus Stress und Überanstrengung. Jetzt schwört die Start-up-Gründerin auf Bare Minimum Mondays – und trifft damit auf TikTok einen Nerv. Was können wir von ihr lernen?

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Marisa Jo Mayes liebt Montage. An solchen Tagen, so zeigt sie es auf der Social-Media-Plattform TikTok, macht sie sich im Bademantel erst mal einen Tee, liest was, gönnt sich eine Gesichtsmaske, dann: Kaffee. Sie schminkt sich, räumt die Spülmaschine aus, hängt neue Bilder an die Wand und frühstückt. Stundenlang geht das so. Denn die Arbeit, sagt sie, beginnt nicht vor dem Mittag.

Mayes macht montags nur das Nötigste. Zumindest für den Job. Bare Minimum Mondays nennt die 29-jährige US-Amerikanerin ihren Chill-Modus. Ihr erfolgreichstes Video dazu auf TikTok haben sich fast 700.000 Menschen angesehen. Und sie adressiert damit ein Problem, mit dem sich viele herumschlagen: die Unlust auf den Wochenstart und den anstehenden Berg an Arbeit.

Dabei ist das durchschnittliche Wohlbefinden laut einer Studie der Universität Leipzig am Montag gar nicht geringer als am Dienstag oder Donnerstag. „Der Kontrast zwischen Sonntag und Montag führt nur unter Umständen dazu, dass der erste Tag der Arbeitswoche als der belastendste Tag in der Woche wahrgenommen wird“, erklärte Forscher Oliver Weigelt dieses Phänomen in einem Interview mit der WirtschaftsWoche.

Auch andere Studien kamen zu dem Ergebnis: Es gibt nur minimale Anzeichen für einen Montagsblues. Der Körper muss sich erst wieder an den Rhythmus unter der Woche gewöhnen. Und der Gedanke an die anstehenden Aufgaben kann so manchem den Sonntag vermiesen.

Je länger das Wochenende andauert, desto länger dauert die Umgewöhnung an den Arbeitsalltag. Um die Unlust abzuschwächen, empfiehlt Arbeitspsychologe Weigelt, sich möglichst angenehme Aufgaben zu suchen, besonders schwierige oder persönlich unerfreuliche Termine hingegen auf den Dienstag zu verschieben.

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So wie Marisa Jo Mayes. Vor einem Jahr habe sie sich „erlaubt, das absolute Minimum für die Arbeit zu tun, und es war, als wäre ein Zauber über mich gekommen“, erzählte Mayes dem „Business Insider“. Sie nimmt sich nur noch vor, was unbedingt notwendig ist, keinen Aufschub duldet. Sie fühle sich dadurch besser, nicht mehr überfordert und ausgebrannt.

Doch so lässig startete sie nicht immer in ihre Woche. Viele Jahre war der Montag für sie vielmehr lästig, schon am Sonntag omnipräsent. Eine überzogene Erwartungshaltung an sich selbst und ein hohes Stresslevel hätten viele Jahre dazu geführt, dass sie sonntags Listen erstellte, was sie am Montag alles erledigen müsse, sagt sie. Dadurch begleiteten sie Druck und Stress, wenn nicht das ganze Wochenende, so doch zumindest ab Sonntag. „Ich hasste die Beziehung, die ich zu Montagen hatte.“

Weniger Stress, mehr geschafft

Wie groß dieses Unwohlsein angesichts der nahenden Rückkehr an den Arbeitsplatz hängt stark davon ab, warum jemand arbeitet. Die Sozialpsychologin Marylène Gagné von der australischen Curtin University weist darauf hin, dass diese individuelle Motivlage sehr wichtig sei. Ist sie extrinsisch getrieben, etwa ausschließlich von der Bezahlung, kommen Menschen Gagné zufolge schlechter in die neue Woche als solche, die intrinsisch motiviert sind. Arbeitnehmer, die sich mit ihren Aufgaben persönlich identifizieren, weil sie einen geschätzten Kunden zufriedenstellen oder dem Umweltschutz dienen, hätten geringere Probleme, das Wochenende hinter sich zu lassen. Intrinsische Motivation führe sowohl zu einer besseren Leistung als auch zu mehr Wohlbefinden.

Mayes hatte irgendwann das Gefühl, vor lauter Druck, möglichst produktiv zu sein, viel weniger zu schaffen. Die Bare Minimum Mondays sind für sie eine Strategie, dem Burnout vorzubeugen. Doch dann stellte sie fest, dass sie tatsächlich produktiver arbeitete, „als ich es jemals für möglich hielt“.

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Mayes weiß, dass ihr Ansatz nicht für jeden funktioniert. Sie ist selbstständig, arbeitet von zu Hause, hat keine Kinder. Aber jedem, der Bare Minimum Mondays ausprobieren wolle, rate sie, „darauf zu achten, wo du dich unnötig unter Druck oder dir unrealistische Erwartungen setzt. Wenn du weißt, du wirst für etwas keine Zeit haben, pack' es nicht auf deine Liste!“ Das sei durchaus auch in eher traditionelleren Bürojobs möglich. Man sollte gezielt Aufgaben, die wünschenswert wären, aber an diesem Tag nicht zwingend erforderlich, verschieben. Getreu nach dem leicht abgewandelten Motto: Was du heute nicht besorgen musst, das verschiebe getrost auf Dienstag.

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