
Gerade einmal 26,4 Prozent der Beschäftigten weltweit gehen einem unbefristeten Job nach, so die Zahlen des World Employment and Social Outlook 2015, den die internationale Arbeitsorganisation (kurz ILO) zum ersten Mal herausgegeben hat. Außerdem waren Ende 2014 200 Millionen Menschen ohne Job, 30 Millionen mehr als vor Beginn der globalen Finanzkrise 2008.
Doch die Unterschiede zwischen den Ländern sind gravierend. In Staaten mit hohem Einkommen, zu denen auch Deutschland zählt, fällt die Verteilung deutlich positiver aus. 64 Prozent der Beschäftigten gehen einer permanenten Festanstellung in Vollzeit nach, weitere 12 Prozent arbeiten zwar in Teilzeit, aber ebenfalls unbefristet. Dennoch arbeiten laut ILO seit der Krise deutlich mehr Europäer unfreiwillig in Teilzeit als zuvor. Etwa neun Prozent haben einen befristeten Arbeitsvertrag oder arbeiten selbstständig.
Hier haben die meisten Menschen einen befristeten Arbeitsvertrag
Deutschlandweit haben 7,6 Prozent der Frauen und 6,5 Prozent der Männer nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Das geht aus dem IAB-Betriebspanel hervor.
Am besten ist die Lage für Arbeitnehmer in Bayern: Dort arbeiten nur 7,5 Prozent der Frauen und 4,3 Prozent der Männer befristet.
Auch im Norden Deutschlands sieht es gut aus: 7,8 Prozent der Frauen und 5,6 Prozent der Männer haben keinen unbefristeten Job.
In Thüringen hangeln sich 8,2 Prozent der Frauen und 5,9 Prozent der Männer von Befristung zu Befristung.
8,4 Prozent der sächsischen Frauen und 5,5, Prozent der Männer arbeiten befristet.
Im Saarland liegt der Anteil der Frauen, die keinen unbefristeten Arbeitsvertrag haben, wie auch in Sachsen bei 8,4 Prozent. Der Anteil der Männer beträgt 5,8 Prozent.
In Hessen arbeiten ebenfalls 8,4 Prozent der Frauen befristet, bei den Männern sind es 6,4 Prozent.
8,5 Prozent der Frauen arbeiten befristet, bei den Männern haben 6,2 Prozent keinen unbefristeten Arbeitsvertrag.
8,6 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer haben keinen unbefristeten Arbeitsvertrag.
In Rheinland-Pfalz haben deutlich mehr Frauen als Männer einen befristeten Arbeitsvertrag. 8,7 Prozent stehen 5,6 Prozent gegenüber.
Ähnlich deutlich ist das Verhältnis in Baden-Württemberg: Hier haben 8,8 Prozent der Frauen und 5,7 Prozent der Männer einen befristeten Arbeitsvertrag.
Im Stadtstaat Bremen arbeiten 9,2 Prozent der Frauen befristet. Bei den Männern sind es sogar noch mehr: 9,5 Prozent der männlichen Bremer hangeln sich von Vertrag zu Vertrag.
In NRW haben 9,3 Prozent der Frauen und 7,2 Prozent der Männer befristete Arbeitsverträge.
In Brandenburg arbeiten 9,7 Prozent der Frauen befristet. Bei den Männern sind es 10,2 Prozent.
9,9 Prozent der Frauen und 8,2 Prozent der Männer in Mecklenburg-Vorpommern haben keinen unbefristeten Arbeitsvertrag.
In Hamburg sind 10,6 Prozent der Frauen und 7,5 Prozent der Männer befristet eingestellt.
Die Bundeshauptstadt ist trauriger Spitzenreiter: 13,1 Prozent der Frauen und 10,4 Prozent der Männer haben keinen unbefristeten Job.
Im Gegensatz zu den relativ reichen Staaten stehen die Länder mit sehr niedrigen Einkommen, hier hat nur einer von zwanzig Beschäftigten eine Festanstellung. Stattdessen arbeitet der Großteil von 60 Prozent selbstständig. In den Entwicklungsländern sind dies meist informelle Jobs, wie Straßenverkäufer oder Schrottsammler. Ebenfalls sehr hoch ist in diesen Ländern der Anteil an unbezahlten Arbeitskräften, die ohne Entgelt im Familienbetrieb oder auf dem Feld mitarbeiten (20,7 Prozent). Subsistenzwirtschaft ist in diesen Ländern immer noch weit verbreitet.
Die weltweiten Unterschiede sind also gewaltig, der Trend zu stabilen Arbeitsplätzen geht laut ILO aber überall zurück. „In einigen Fällen können nicht-standardisierte Formen von Arbeit helfen, dass Menschen überhaupt Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Diese aufkommenden Trends spiegeln aber vor allem die weitverbreitete Unsicherheit wider, der viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute ausgesetzt sind“, sagt ILO-Generaldirektor Guy Ryder.





Doch so eindeutig scheint der Trend zumindest für die einkommensstarken Länder nicht zu sein: Zwar ist der Anteil der unbefristet Beschäftigten seit 2004 von 74 Prozent auf 73,2 Prozent gesunken. Aber auch die befristeten Beschäftigungsverhältnisse sind rückläufig. Machten sie 2004 noch 10,6 Prozent aus, sind es aktuell nur noch 10,2 Prozent. Beide Beschäftigungsarten sind also nahezu stabil. Die eine löst die andere nicht ab.
Auch die Zahl der Selbstständigen ist allenfalls leicht gestiegen, was die sich verändernden Arbeitsverhältnisse begründen könnten. Gerade Dienstleister wie Designer, Programmierer oder Texter arbeiten mittlerweile häufig auf Projektbasis und nicht mehr in festen Anstellungsverhältnissen. Vor allem in den Krisenländern mit hohen Arbeitslosenquoten wie Spanien oder Griechenland wählen die Menschen die Selbstständigkeit als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit.
„Die Verlagerung von typischen Beschäftigungsverhältnissen zu atypischen Formen der Beschäftigung geht in vielen Ländern mit wachsender Armut und Ungleichheit einher“, sagt Ryder. „Diese Trends bergen das große Risiko, dass der Teufelskreis aus schwacher globaler Nachfrage und langsamen Jobaufbau aus der Nach-Krisen-Zeit sich zu verstetigen droht.“