Mit reiner Kommunikation des jeweiligen Engagements ist es heute nicht mehr getan. CR-Manager müssten es schaffen, die Nachhaltigkeitsratings in Boni und Gehaltssysteme einzubeziehen. Erst wenn Führungskräfte auch danach bewertet werden, ob sie Umweltkriterien oder Bonusziele erfüllen, ohne Mitarbeiter auszubeuten, ändert sich tatsächlich etwas: „Der Leistungsgedanke ist ein gewaltiger Hebel“, meint Häßler. Die Ratingagenturen sind für Absolventen und junge Berufstätige ein interessanter Arbeitgeber, weil sie sich mit so vielen verschiedenen Branchen beschäftigen und diese auch in der Tiefe analysieren lernen.
Gerade kamen auf vier neue Analystenstellen bei oekom research über 100 Bewerbungen. Die Ausbildungsspannbreite bei der Agentur ist hoch: Politikwissenschaftler, Umweltmanager, Sozialwissenschaftler arbeiten dort als Analysten. Wer eine ausgefallene Sprache wir Chinesisch oder Japanisch spricht, punktet - denn auch in diesen Sprachen müssen Geschäftsberichte gelesen werden.
„Wer dagegen die Pharma- oder Chemiebranche analysieren soll, hat mit einem naturwissenschaftlichen Hintergrund gute Karten“, sagt Häßler. Für alle Interessenten gilt: Wer im Bereich CSR Erfolg haben will, braucht eine sehr hohe Frustrationstoleranz: „Erreichtes zu halten, ist sehr schwer.“
So beginne spätestens alle zwei Jahre erneut eine Diskussion darüber, ob man wirklich Recycling-Papier verwenden müsse - selbst wenn sich alle einig waren. Managerin Zwick formuliert es positiver: „Menschen in der CR denken von Haus aus sehr vernetzt und analytisch. Sie sind innovativ in ihren Lösungen, sie müssen immer neue Möglichkeiten finden, andere von ihren Themen zu überzeugen und diese auch umzusetzen.“
CR sei ein spannendes Feld: Man könne die Zukunft mitgestalten, gerade auch weil es keine festen Vorgaben zur Orientierung gebe. „In diesem Bereich zu arbeiten, bedeutet eine ständige Entwicklung - des Themas und seiner selbst.“
Auch an den Unis ist die Entwicklung rasant: „Die Universitäten greifen das große Interesse der Bachelor-Studenten viel zu wenig auf“, meint Professor Anheier von der Hertie School. Stefan Schaltegger von der Leuphana Universität Lüneburg sieht die Nachfrage seit zehn Jahren kontinuierlich stark und wachsend: „Wir haben deutlich mehr Bewerbungen, als wir in den MBA Sustainability Management aufnehmen können, und die Qualität der Bewerber ist ausgesprochen erfreulich“, sagt Schaltegger.