VDMA-Studie Das müssen die Ingenieure von morgen können

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Mehr interdisziplinäre Wissensvermittlung

Zusammengefasst wünschen sich Unternehmen von Ingenieuren also klassisches Fachwissen, für die Anforderungen der Industrie 4.0 ergänzt durch Kompetenzen in der Methode des System- und Prozessdenkens, in Informatik und Data Science, Kontextwissen und fächerübergreifende Kompetenzen. Zu Letzteren zählen analytisches Denken, Umgang mit Komplexität, Selbständigkeit und Eigenmotivation, Lernfähigkeit, Überblick, Anpassungsfähigkeit sowie interdisziplinäre Teamarbeit, um nur einige zu nennen.

Was bedeutet dies für die künftige Ausbildung von Ingenieuren an Universitäten und Fachhochschulen? Die Unternehmen wünschen sich hier die Vermittlung der oben genannten Grundlagen, insbesondere des ingenieurwissenschaftlichen Fachwissens sowie Informatik- und Data-Science-Kenntnissen. Ein befragter Personalleiter fasst es so zusammen: „Das Abschlusswissen des Berufsanfängers von heute wird nicht 50 Jahre halten. Sondern es wird sich permanent verändern müssen, [er wird] permanent dazulernen müssen und auch permanent mit anderen Umgebungen klarkommen müssen. Das gilt für nahezu alle Disziplinen.“

Bei Ausbildung und Rekrutierung wollen Unternehmen und Hochschulen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Neben dem dualen Studium sehen Unternehmen den Hebel auch in der Kooperation mit Hochschulen bereits bei der frühen Verschränkung von theoretischen Studieninhalten und praktischen Erfahrungen in Unternehmen. Sie sehen sich dabei für den Praxisteil zuständig, erhoffen sich gleichzeitig frühzeitige Einblicke in den Stand der Forschung etwa im Bereich Big Data. Lern- und Praxisfabriken sind derzeit im Entstehen; von ihnen erhoffen sich beide Seiten wichtige Impulse, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können.

Die Hochschulen stehen vor der Herausforderung, dass die rasante Entwicklung keine ewig gültigen Lehrpläne mehr rechtfertigen kann. So sehen sie ihre Aufgabe in der ingenieurwissenschaftlichen Kompetenzvermittlung und in Forschung und Entwicklung, hierbei vor allem in der Weiterentwicklung von Smart Products. Chancen werden in der voranschreitenden Qualität von Chips und Sensoren gesehen, die neue Grade der Vernetzung erlauben werden.

Dass die Ingenieurwissenschaft noch stärker interdisziplinär organisiert werden muss, sehen auch die Verantwortlichen in den Hochschulen. Überlappungen sehen sie besonders mit IT und Softwareentwicklung, Elektrotechnik und Data Science.

Wo neue Lerninhalte implementiert werden sollen, muss auch darüber nachgedacht werden, welche nicht mehr benötigt werden. Hier herrscht offenbar große Unsicherheit. Befragte aus dem Hochschulbereich nannten in der Studie zum Beispiel das Wissen über Halbleiter, Felder und Wellen, darstellende Geometrie oder Getriebelehre als verzichtbar. Schon bei der Frage, ob Studenten noch Maschinen mit der Hand zeichnen sollten, kommt Unsicherheit auf: „Der Student zeichnet noch mit Bleistift [ …], es ist ja zu Lehrzwecken gedacht. Es ist nicht dafür gedacht, dass der nachher noch zeichnen muss, das ist klar [ …]. Lässt man so was jetzt wegfallen? [ …] Ist das gut, wenn der Ingenieur gar keine technische Zeichnung mehr lesen kann nachher? Das wäre fatal.“

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