Vergütung Gute Unternehmen zahlen schlecht

Gehalt: Warum gute Unternehmen oft schlecht zahlen. Quelle: Fotolia

„Über Geld spricht man nicht“, sagt der Volksmund. Das wird auch in den Betrieben so gehandhabt. Welche Branchen und Unternehmen gut zahlen, wovon ein gutes Gehalt abhängt – und was überhaupt ein „gutes Gehalt“ ist.

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Über nichts wird in Deutschland so eisern geschwiegen wie über das eigene Gehalt. Über Geld spricht man nicht, es sei denn man hat es. Wer möchte schon gerne zugeben, dass der Kollege oder der Nachbar das Doppelte bekommt. Auch in den Unternehmen herrscht Stillschweigen über die Verdienstmöglichkeiten – laut der Jobsuchmaschine Adzuna enthalten nur drei Prozent der dort gelisteten Stellenanzeigen konkrete Gehaltsangaben.

Zum Vergleich: in Großbritannien steht in 97 Prozent der Gesuche, wie viel das Unternehmen monatlich zahlt. Diese von beiden Seiten gepflegte Intransparenz sorgt zum einen dafür, dass viele Menschen ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt nicht kennen. Zum anderen schürt sie immer wieder aufs Neue eine Neiddebatte. „Das kann doch nicht sein, dass ein Top-Manager 54 mal mehr verdient, als sein Angestellter!“

Neiddebatte hat ihre Berechtigung

Bei Vorwürfen dieser Art geht es nicht darum, die Ungleichheit zu bekämpfen und die Welt gerechter zu machen. Hinter der Neiddebatte steckt in der Regel das Gefühl, zu wenig zu bekommen. Und tatsächlich kommen manche – abhängig von der Branche – zu kurz, wie Statistiken zeigen. Eine Sekretärin in der Automobilbranche verdient mehr als die Sekretärin im Einzelhandel und selbst das Gehalt eines IT-Chefs kann zwischen 67.000 und 122.000 Euro brutto im Jahr schwanken. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine aktuelle Analyse der Hamburger Vergütungsberatung Compensation Partner.

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von Camilla Flocke, Kristin Rau

Die untersuchte 32.000 Vergütungsdatensätze von Arbeitnehmern aus 17 Berufen und 60 Branchen – von der Hilfskraft bis zum Verkaufsleiter. Dann wurde das durchschnittliche Gehaltsniveau – beispielsweise eines Controllers - berechnet und überprüft, wie weit die Gehälter für Controller in den jeweiligen Branchen abweichen.

Das Ergebnis: Beschäftigte in der Pharmaindustrie bekommen durchschnittlich 20 Prozent mehr Gehalt als in anderen Branchen, danach kommen die Chemiebranche und der Halbleitersektor, die jeweils 19 Prozent über dem durchschnittlichen Gehalt liegen. Ganz schlecht sieht es in der Call-Centerbranche aus. Wer hier Abteilungsleiter oder Sekretärin ist, verdient 34 Prozent weniger als der Durchschnitt.

„Es gibt innerhalb einzelner Branchen durchaus Gehaltsunterschiede von 40 bis 50 Prozent zwischen dem unteren und dem oberen Quartil“, bestätigt auch Thomas Haussmann, Vergütungsexperte der Personalberatung Hay-Group. Heißt: Der Gehaltsunterschied zwischen dem Viertel der Unternehmen, die unterdurchschnittlich zahlen und dem Viertel der Unternehmen, die überdurchschnittlich zahlen, kann bis zu 50 Prozent betragen. Oder, wie Haussmann vorrechnet: „Man kann durchaus in einem Unternehmen, das sehr schlecht bezahlt, 80.000 Euro verdienen und in einem anderen Unternehmen, das sehr gut bezahlt, 112.00 Euro.“

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