Der Stressreport 2012 zeigt, dass die erhebliche Steigerung der Belastungswerte seit den Neunzigerjahren nicht mehr zu verzeichnen ist - und aktuell weniger Beschäftigte (sieben Prozent) von einer Stresszunahme berichten als in der letzten Befragung. Wenn etwa jeder Zehnte über chronischen Stress klagt, heißt das auch, dass neun von zehn keinen chronischen Stress haben.
Mehr als drei Viertel der Beschäftigten fühlen sich den Anforderungen gewachsen. Die deutschen Beschäftigten schätzen ihren allgemeinen Gesundheitszustand besser ein als der EU-Durchschnittsarbeitnehmer, die allgemeine Erschöpfung liegt weit unter dem EU-Mittel, sagt die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland des Robert-Koch-Instituts: Knapp 77 Prozent der Männer und 73 Prozent der Frauen bewerten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut.
Die Gallup-Gruppe um Tom Rath hat in weltweiten Studien herausgefunden, dass es fünf Arten von Wohlbefinden gibt. Das Tätigkeitswohlbefinden, soziales, finanzielles, physisches und Gemeinschaftswohlbefinden. Die Tätigkeit hat doppelt so großen Einfluss auf unser Gesamtwohlbefinden wie alle anderen.
Belastung muss keine Last sein
In der TK-Stressstudie 2013 sagten 48 Prozent der Befragten, dass Stress anspornend sei. Der Begriff "Belastung" ist in unserem Sprachgebrauch eher negativ belegt. Im Job kommt es aber erst einmal zu einer "Beanspruchung" der Person mit Reaktionen auf körperlicher und psychischer Ebene. Und diese können negativ genauso gut aber auch positiv sein.
Positiv wäre der Erhalt und Ausbau der Leistungsfähigkeit, Erweiterung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, Steigerung von Motivation, Arbeitszufriedenheit und Gesundheit. Dem stehen negative gegenüber wie das Gefühl der Überforderung, Fehler, Minderleistung, Beeinträchtigung der Fertigkeiten, Fähigkeiten und Gesundheit.
Externe Anforderungen am Arbeitsplatz treffen immer auf interne Leistungsvoraussetzungen. Dies wird bei der Betrachtung der Veränderungen in der Arbeitswelt gern außer Acht gelassen. In der Regel werden ja nicht objektiv negative Belastungen wie fehlendes Licht oder Lärm beklagt, sondern subjektiv als negativ erlebte Belastungen. Ist eine größere Arbeitsmenge an sich ein Problem? Nur in einem bestimmten Ausmaß.
Oft geht es aber eher darum, dass die Arbeitsorganisation nicht angepasst wird, Perfektionismus zu viel Zeit kostet oder die betreffende Person nicht "nein", sagt wenn ihr zu viel Arbeit angetragen wird. Eine negative Summe beider Seiten, also zum Beispiel zu hohe Anforderungen bei nicht angemessenen Fähigkeiten oder Führungsaufgaben ohne Vorbereitung darauf, erleben wir als negativen Stress. Wenn wir uns nicht weiterbilden, körperlich nicht fit sind oder schlecht geschlafen haben, können sogar geringste Anforderungen eine Überforderung für uns sein.
Erholung und Engagement gehen Hand in Hand
Mit der Frage des Zusammenhangs von Erholung und Arbeitsengagement beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe um Evangelia Demerouti. Das Arbeitsengagement einer Person ist relativ stabil mit Variationen an verschiedenen Tagen. Eine hoch engagierte Person hat also auch einmal Tage mit wenig Engagement und umgekehrt. Dies hängt mit aktuellen Ereignissen zusammen. Der Arbeitsalltag ist ein Zyklus von Arbeit und Erholung. Morgens ist man am fittesten, dann kommt die Anstrengung bei der Arbeit. Während der Arbeit wird Kraft verbraucht, die durch Pausen oder den Feierabend wieder aufgefüllt wird.
Die Studie zeigte, dass das Erholungsniveau am Morgen das Arbeitsengagement vorhersagt. Das Engagement wird dabei von situativen Komponenten beeinflusst. Negativ sind Einflüsse, die Ärger oder negative Emotionen auslösen und die Aufmerksamkeit von der Arbeit lenken. Mehr aber noch stresst es uns, wenn wir unsere Arbeit nicht ohne Weiteres erledigen können, weil uns zum Beispiel Informationen oder Arbeitsmitteln fehlen.
Bemerkenswert war auch das Ergebnis, dass hohes Arbeitsengagement nicht zu emotionaler oder physischer Erschöpfung führt. Vielmehr gingen Menschen nach einem engagierten Tag mit einem besseren Erholungsniveau nach Hause als nach einem wenig engagierten.