Vorstellungsgespräch Erfolg hat, wen der Personaler mag

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"Der Interviewer muss den Kandidaten mögen"

Und, klappt das?

Auch das hängt davon ab, wen Sie fragen. Die Interviewer mit denen ich gesprochen haben, waren meistens ziemlich überzeugt davon, dass ihr System funktioniert. Manche aber haben sich auch selbstkritisch geäußert und zum Beispiel darauf hingewiesen, dass sie sich manchmal von Kleinigkeiten einnehmen oder abschrecken lassen, die vielleicht gar nicht so entscheidend sind.

Zum Beispiel?

Oft ist es eine sportliche Vorliebe, die sie mit dem Bewerber teilen. Je abseitiger, umso besser. Mit einem Interviewer habe ich direkt nach einem Bewerbungsgespräch gesprochen, der Lacrosse spielte, genau wie der Bewerber selbst. Das hatte ihn total begeistert, sie sprachen lange über den Sport. Danach war der Interviewer fast ein bisschen paralysiert: Was ihn inhaltlich so an dem Kandidaten fasziniert hatte, konnte er kaum noch sagen. Der Interviewer muss den Kandidaten mögen, das Gefühl haben, dass er gerne mehr Zeit mit ihm verbringen würde. Und dieses Gefühl entsteht vor allem durch sprachliche Signale, die auf einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund schließen lassen. Sport ist dabei nur ein besonders plakatives Beispiel.

Am Ende entscheidet also eine große Portion Zufall über den Erfolg eines Bewerbers.

Das kann eine Rolle spielen. Vor allem aber geht es nicht darum, einzelne Fragen richtig oder falsch zu beantworten. Sondern um den allgemeinen Eindruck, der hängen bleibt. Grundsätzlich bestehen die meisten Vorstellungsgespräche aus drei Phasen: Am Anfang Small Talk, dann wird über die Vita des Kandidaten gesprochen, zum Schluss kommen fachliche Fragen. Die Interviewer beziehen sich in ihrem Gesamturteil aber selten auf diese großen Blöcke. Gerade bei den Gesprächen, die ich mit Bankern und Anwälten geführt habe, waren es meistens Kleinigkeiten aus dem anfänglichen Small Talk, die das gesamte Gespräch prägten.

Tipps für den gelungenen Smalltalk

Aber wie soll man sich denn auf diesen Small Talk vorbereiten?

Das kann man nicht pauken. Die Muster, die sich hier zeigen, zielen eher auf das dahinterstehende Milieu ab, wissenschaftlich nennen wir das „cultural fit“. Zwar mögen Sportarten wie Lacrosse erst mal abseitig scheinen, sie sind aber – zumindest in den USA – in elitären Kreisen sehr verbreitet. Das Gleiche gilt für die sozialen Aktivitäten und die kulturellen Interessen, die besonders häufig auf Zustimmung stoßen.

Letztlich sucht die Elite hier also wieder Menschen aus ihrer Mitte aus?

Darauf läuft es hinaus. Aber das heißt nicht, dass das ein völlig geschlossener Verein ist. So spielten zum Beispiel persönliche Beziehungen zwischen dem Kandidaten und dem Personalverantwortlichen in den Gesprächen, die ich geführt habe, kaum eine Rolle. Die Vorauswahl war in dieser Hinsicht gerade an den Eliteuniversitäten schon sehr transparent. Nur bei Kandidaten, die von anderen Universitäten kamen, spielten persönliche Verbindungen eine Rolle. Auch ohne das richtige Elternhaus kann man also in diesen Elitezirkel vorstoßen. Wer das aber wirklich will, der muss schon während der Uni sein soziales Leben bewusst auf die richtigen Kreise ausrichten. Wer nebenbei arbeiten muss, um sein Studium zu finanzieren, wird das natürlich kaum schaffen.

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