Vorstellungsgespräch Erfolg hat, wen der Personaler mag

Die amerikanische Soziologin Lauren Rivera kennt sich aus mit Bewerbungsgesprächen. Im Interview erklärt sie, welche Fähigkeiten über den Aufstieg in Elitejobs entscheiden. Oft zählt das Hobby, nicht die Kompetenz.

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Lauren rivera Quelle: Presse

Lauren Rivera von der Kellogg School of Management kennt sich aus mit Bewerbungsgesprächen. Nach ihrem Uni-Abschluss arbeitete sie zunächst selbst bei einer Personalberatung, danach hat sie über mehrere Jahre als Wissenschaftlerin Personalverantwortliche von Top-Unternehmen befragt und in Bewerbungsgesprächen mit Uni-Absolventen beobachtet. Das Fazit der Elitenforscherin: Ob ein Bewerber Erfolg hat oder nicht, kann eine ziemlich irrationale Abwägung sein.

WirtschaftsWoche: Sie untersuchen die Verhaltensmuster und Erfolgsstrategien in Vorstellungsgesprächen. Haben Sie selbst je eines erlebt?

Lauren Rivera: Ja klar! Als Schülerin habe ich ständig gejobbt. Nach dem College habe ich als Unternehmensberaterin gearbeitet, vorher hatte ich mich bei einer Investmentbank beworben. Ich erinnere mich an das erste Gespräch dort sehr genau. Die erste Frage lautete: Schlafen Sie gerne? Was für eine unsinnige Frage, dachte ich damals. Natürlich habe ich mit Nein geantwortet. Heute weiß ich: Die Frage passt ins Muster.

Die härtesten Fragen im Vorstellungsgespräch

Welches Muster?

Ich habe insgesamt bei ungefähr 120 Interviews mit am Tisch gesessen, zudem mit Hunderten Interviewern direkt nach den Gesprächsrunden geredet, die für die großen Kanzleien, Investmentbanken und Beratungen Mitarbeiter auswählen. Das sind die drei Branchen, über die Elitenrekrutierung in den USA fast ausschließlich läuft. Eine der ersten überraschenden Erkenntnisse dabei war: Der scheinbar belanglose Small Talk, der am Anfang des Gesprächs stattfindet und sich oft um Sport und Hobbys dreht, ist viel wichtiger als die meisten denken.

Das gilt für alle Vorstellungsgespräche?

Nein. Interessanterweise habe ich festgestellt, dass der Anteil fachlicher Fragen abnimmt, je elitärer der Job ist, um den es geht. Als Jugendlicher habe ich ständig irgendwo gejobbt, zum Beispiel in Cafés. Einmal habe ich mich als Barista beworben, da musste ich demonstrieren, wie ich mit einem Kunden umgehen würde. Bei den hoch dotierten Einstiegsjobs im Investmentbanking oder insbesondere bei den großen Kanzleien geht es viel mehr um Belanglosigkeiten. Und die bestimmen oft, wie die Stimmung des gesamten Gesprächs ist – und das gibt dann häufig den Ausschlag.

Warum tun Unternehmen das?

Es handelt sich meistens nicht um eine offizielle Vorgabe des Unternehmens. In diesen Spitzenjobs sind es ja oft keine Personaler, sondern die Berater, Banker und Anwälte selbst, die Mitarbeiter auswählen. Da schaut man nicht auf formale Kompetenzen, sondern auf die Persönlichkeit des Bewerbers.

Das heißt aber auch: Die Interviewer haben kein großes Wissen darüber, wie man Personal effizient auswählt.

Na ja, sie würden das so natürlich nicht sagen. Oft ist mir der Ausspruch „smart people make smart choices“ begegnet. So sehen sich in diesen Branchen viele. Weil sie selbst kompetent in dem Feld sind, in dem der Kandidat später arbeiten soll, wissen sie auch am besten, wie man gute Kandidaten erkennt.

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