Für die digitalen Inhalte greift der Konzern unter anderem auf die Inhalte einer Online-Schulungsplattform zurück. „In meinem Job muss ich viele Daten visuell aufbereiten. Über die Plattform Lynda.com kann ich mich einfach über neue Tools informieren und mir Tutorials anschauen, wie sich etwas besser darstellen lässt. Das finde ich enorm hilfreich“, sagt Schott. Außerdem seien die Inhalte qualitativ hochwertig, wie sie sagt. „Ich muss nicht wie bei einer Internetsuche befürchten, dass eine Information veraltet oder falsch ist.“
Die Plattform, die zu dem Karrierenetzwerk LinkedIn gehört, wurde vor allem in den USA durch einfache Video-Lehrgänge bekannt. Wichtig sei, dass die Inhalte immer und von jedem abrufbar seien, so Schoenthal. Eine Maschine streikt? Dann muss ruckzuck ein Tutorial her, wie sie sich reparieren lässt. Gleiches gelte für die Visualisierungstools der Beauty-Kollegen. Für die Mitarbeiter in der Produktion gebe es dafür digitale Terminals, die während der Arbeitszeit erreichbar seien. Außerdem seien Projekte mit Virtual und Augmented Reality geplant.
„Ich lerne auch ganz klassisch in Seminaren, bei denen es vor allem um Rollenspiele und Feedback von anderen Kollegen geht. Das kann die Plattform garnatürlich nicht ersetzen. Aber zur Ergänzung von systematischem Lernen oder bei einer spontanen Frage ist sie super“, sagt Schott. Und vor allem gehe es schneller, als erst ein Buch auszuleihen oder einen Kurs zu buchen.
„Wichtig ist, dass jeder Mitarbeiter einfach an die Lerninhalte gelangt. Wir arbeiten daran, es in Zukunft den Mitarbeitern noch einfacher zu machen, jederzeit auf alle relevanten Informationen zuzugreifen“, so Schoenthal. Sie spricht in dem Zusammenhang von einer Demokratisierung der (Weiter-)Bildung. „Dass jemand einmal im Jahr zu einem Seminar geschickt wird und darüber hinaus keine Weiterbildung stattfindet, das ist nicht unser Anspruch. Daher ermutigen wir unsere Mitarbeiter, die vielen neuen digitalen Lernformen zu nutzen.“
Dafür braucht es aber nicht nur das Angebot und die Bereitwilligkeit der Mitarbeiter. Es braucht auch Führungskräfte, die das Lernen unterstützen – und es nicht als Vergeudung von Arbeitszeit ansehen. Was offenbar, zumindest bei sogenannten Wissensarbeitern, häufiger der Fall ist, wie die Studie „Wissensarbeit im digitalen Wandel. Neue Spannungs- und Handlungsfelder“ des Personaldienstleisters Hays zeigt.
Weiterbildung: Diese Förderungen gibt es vom Staat
gibt es für: Weiterbildungen, die der Rückkehr in den Arbeitsmarkt, Abwendung drohender Arbeitslosigkeit oder dem Nachholen eines Berufsabschlusses dienen.
gibt es nur, wenn: eine abgeschlossene Ausbildung vorliegt oder mindestens drei Jahre lang einer beruflichen Tätigkeit nachgegangen wurde, wenn eine Beratung durch die Agentur für Arbeit stattgefunden hat und der Gutschein innerhalb von drei Monaten eingelöst wird
wie viel gibt es: Kursgebühren, Fahrtkosten. Unterbringungs- und Verpflegungskosten, Kinderbetreuungskosten werden übernommen
Ansprechpartner: Arbeitsagentur am Wohnort
Quelle: Kursfinder
gibt es für: berufliche Weiterbildungen, die bis zu 1000 Euro kosten (keine betrieblichen Schulungen!)
gibt es nur, wenn: Antragsteller mindestens 25 Jahre alt sind und mindestens 15 Stunden pro Woche erwerbstätig oder in Eltern- bzw. Pflegezeit sind, maximales Einkommen: 20.000 Euro brutto, Beratungsgespräch
wie viel gibt es: Hälfte der Gebühren, maximal 500 Euro
Ansprechpartner: http://www.bildungspraemie.info
gibt es für: Kostenintensivere und länger laufende Weiterbildungen, unabhängig von Einkommen und weiteren Förderbedingungen
gibt es nur, wenn: Beratungsgespräch in einer Bildungsprämien-Beratungsstelle stattgefunden hat und ein Ansparguthaben aus vermögenswirksamen Leistungen existiert
wie viel gibt es: ist abhängig vom Ansparguthaben, Geld kann vor Ablauf der Sperrfrist zur Finanzierung entnommen werden, die Zulage bleibt erhalten
Ansprechpartner: http://www.bildungspraemie.info
gibt es für: Vorbereitung auf mehr als 700 Fortbildungsabschlüsse wie Meister, Fachwirtin, Techniker, Erzieher- oder Betriebswirtin
gibt es nur, wenn: die Lehrgänge mindestens 400 Unterrichtsstunden umfassen (in Voll- oder Teilzeit). Häufig ist eine abgeschlossene Erstausbildung nötig.
wie viel gibt es: 40 Prozent Zuschuss für Kurs- und Prüfungsgebühren von bis zu 15.000 Euro.
Ansprechpartner: http://www.aufstiegs-bafoeg.de
gibt es für: Erststudium in Vollzeit oder berufsbegleitend für Fachkräfte, die sich weiterentwickeln wollen
gibt es nur, wenn: eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine Aufstiegsfortbildung vorliegt
wie viel gibt es: bei einem berufsbegleitenden Studium gibt es einmal jährlich 2400 Euro, bei Vollzeitstudien monatlich 815 Euro - beide Vergütungen gelten einkommensunabhängig und während der kompletten Studienzeit. Wer Kinder hat, bekommt pro Kind eine Betreuungspauschale von 130 Euro
Ansprechpartner: Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung oder online unter http://www.aufstiegsstipendium.de
gibt es für: fachbezogene berufliche Weiterbildung sowie fachübergreifende Qualifizierungen wie Sprachkurse
gibt es nur, wenn: eine abgeschlossene Berufsausbildung und besondere Leistungen in Ausbildung oder Beruf nachweisbar sind, der Antragsteller jünger als 25 Jahre oder arbeitslos oder selbstständig ist.
wie viel gibt es: die einkommensunabhängige Höchstfördersumme liegt bei 7200 Euro - aufgeteilt auf drei Jahre für beliebig viele förderfähige Weiterbildungen. Allerdings gibt es einen Eigenanteil von zehn Prozent. Außerdem gibt es Zuschüsse für Arbeitsmittel, Fahrtkosten, Unterkunft oder Prüfungskosten
Ansprechpartner: http://www.weiterbildungsstipendium.de
gibt es für: Weiterbildungen, die zu anerkanntem Berufsabschluss oder einer berufsanschlussfähigen Teilqualifikation führen. Außerdem Qualifizierungen für ungelernte Kräfte und Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen
gibt es nur, wenn: keine abgeschlossene Berufsausbildung vorliegt, der erlernte Beruf seit vier Jahren oder länger nicht mehr ausgeübt wird oder für Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen.
wie viel gibt es: bis zu 75 Prozent vei älteren Beschäftigten, bei denen Schulungszeit teilweise in die Arbeitszeit fällt. Bis zu 50 Prozent in allen anderen Fällen, wenn der Arbeitgeber mindestens 50 Prozent der Lehrgangskosten trägt. Wenn der Arbeitnehmer keinen verwertbaren Berufsabschluss hat, werden die vollen Kosten übernommen - so er eine Weiterbildung macht, die zu einem Berufsabschluss führt.
Ansprechpartner: Arbeitsagentur am Wohnort
Für die Studie wurden 1.215 Wissensarbeiter und Führungskräfte befragt. Das Ergebnis: 62 Prozent der befragten Angestellten sind selbst für ihre Weiterbildung verantwortlich. Wenn sie sich weiterbilden wollen, müssen sie in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten Kurse besuchen oder online lernen. Auch 65 Prozent der befragten Führungskräfte halten die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter für deren Sache. Immerhin geht die Mehrzahl der Fach- und Führungskräfte noch nicht so weit, Lernen und Vernetzen als reine Freizeitangelegenheit zu betrachten. Dennoch befürworten 42 Prozent der befragten Führungskräfte und drei von zehn der befragten Fachkräfte diese Auslegung.
Wenn Unternehmen einen Fachkräftemangel befürchten oder schon jetzt spüren, ist das vermutlich keine gesunde Einstellung. Wer möchte, dass die Belegschaft immer auf dem neuesten Stand ist, muss sich eben auch dafür einsetzen. Anders lässt sich auch gar nicht nachhalten, wer was lernt. Und zumindest die Soft Skills, wie sie beispielsweise in Leadership-Trainings angeboten werden, die geforderten mentalen, sozialen sowie konzeptionellen Kompetenzen, die die Wissensarbeit der Zukunft ausmachen, lernt man eben nicht im Volkshochschulkurs. Dafür braucht es Angebote vom Arbeitgeber – digital und analog. Damit das funktioniert, ist offenbar vielerorts bei Mitarbeitern und Vorgesetzen ein Kulturwandel im Kopf nötig. „Nur weil jemand arbeitet, heißt es nicht, dass er nicht lernt und nur weil jemand lernt, heißt es nicht, dass er nicht arbeitet“, sagt Schoenthal.