Werner knallhart

Im Job duzen oder siezen? Macht Euch mal locker!

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Das "Sie" ist veraltet

Im Fitnessstudio wird geduzt. Im Sportgeschäft nicht. Beim Tauch-Urlaub ja, im Schwimmbad nein. In der Medienbranche in der Redaktion ja, in der Verwaltung nicht automatisch. In der SPD schon, in der CDU nicht. Der junge Assistent wird im Geschäft wieder gesiezt, seitdem sich die Chefin auch nach Feierabend mit ihm trifft. Erkennen Sie in diesen Arten von Mitmenschlichkeit irgendein logisches System?

Der E-Mail-Knigge
Korrekte SignaturName, Firma, Position, Adresse und Telefonnummer sind ein absolutes Muss in der digitalen Signatur. So weiß der Empfänger stets mit wem er es zu tun hat und wie er ihn erreichen kann. Achten Sie darauf, dass Ihre Signatur auch mitgeschickt wird, wenn Sie auf Emails antworten oder die elektronische Post weiterleiten. Diese Einstellungen werden oftmals übersehen. Da eine berufliche Email seit 2007 als Geschäftsbrief gilt, müssen die erforderlichen Angaben des Unternehmens mitgesandt werden: Name der Firma, Handelsregisternummer, Rechtsform etc. Das passiert in den meisten Unternehmen automatisch. Quelle: Fotolia
Keine WerbungVermeiden Sie es unbedingt in die Signatur Werbebotschaften einzubauen. Ein einfacher Link zu einem bestimmten Angebot ist erlaubt, mehrzeilige Werbesprüche lenken vom eigentlichen Inhalt ab und wirken oftmals unübersichtlich. Außerdem sollte die Signatur auch bei kurzen Emails im richtigen Größenverhältnis zum restlichen Text stehen. Quelle: Fotolia
Individuelle Grußformeln  Legen Sie auf keinen Fall eine bestimmte Abschiedsformel in der Signatur fest. So können Sie je nach Verhältnis zum Email-Empfänger variieren. „Mit freundlichen Grüßen“ ist zwar die Standardverabschiedung, sie wirkt allerdings schräg, wenn sie an jemanden gerichtet wird, den man besser kennt, zum Beispiel einen Kollegen oder einen langjährigen Kunden, zu dem man ein gutes Verhältnis hat.  Quelle: Fotolia
Große Verteiler meidenJeder kennt es, jeden nervt es. Emails werden über einen Verteiler geschickt, obwohl nur ein oder zwei bestimmte Empfänger die Nachricht bekommen sollen. Machen Sie sich die Mühe und suchen Sie die persönlichen Email-Adressen raus. Die anderen auf der Verteilerliste sind sonst schnell genervt. Auch die Option „Allen antworten“ sollte nur genutzt werden, wenn Ihre Antwort wirklich für alle relevant ist. Quelle: Fotolia
Postfach pflegenAchten Sie darauf, dass Ihr digitales Postfach nicht überquillt. Ist nur noch wenig Platz im Posteingang, bekommen Geschäftspartner und Kollegen Fehlermeldungen, wenn sie versuchen Ihnen größere Anhänge zu schicken. Die Email kommt nicht an und der Absender hat mehr Arbeit, weil er Sie anrufen und auf das Problem hinweisen muss. Quelle: Fotolia
Abwesenheitsnotiz überprüfenVor allem während der Sommerferien und an Weihnachten sind viele Büros nur notbesetzt. In diesen Zeiten ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass in der Abwesenheitsnotiz ein Ersatzansprechpartner angegeben wird, der während des kompletten Urlaubs als Vertretung erreichbar ist. Eine Abwesenheitsnotiz von der Vertretung mit Verweis auf deren Vertretung ist inakzeptable. Quelle: Fotolia
Aussagekräftiger BetreffBei der täglichen Flut an Emails ist es wichtig den Überblick zu behalten. Hierbei helfen die Betreffzeilen. Emails ohne Betreff oder mit schwammiger Zeile wie „Frage“ oder „Pressemitteilung“ gehen unter oder werden spät beantwortet, weil der Inhalt nicht auf den ersten Blick erkennbar ist und damit auch nicht die Relevanz der Email. Quelle: Screenshot

Es wird ja auch schon von vorne herein falsch angelegt. In der Schule werden die Schüler von den Lehrern geduzt und die Schüler siezen den Lehrer. Diesmal nach der Regel: Kinder werden geduzt und Erwachsene nicht. Ab einer bestimmten Klassenstufe aber haben dann die Schüler mitunter einen Anspruch darauf, von den Lehrern gesiezt zu werden, obwohl sie bislang von ihnen geduzt wurden. Dabei haben wir ja gerade schon festgestellt, dass ein Wechsel von Du auf Sie nichts anderes ist als ein Schritt von einander weg.

Dennoch: Man wächst sozusagen mit der Pubertät in den angeordneten Respekt hinein. Nach den Sommerferien ist man plötzlich Sie-reif. Ein vergiftetes Sie.

Ich erinnere mich noch, wie wenig das mit Höflichkeit und Respekt zu tun hat. Einer meiner Lehrer sagte damals: „Wollt ihr gesiezt werden? Aber ich sag es gleich: Ich duze oder sieze nur klassenweise. Den Scheiß mit einzelnen Ausreißern, die sich für was Besonderes halten, könnt ihr vergessen.“

Wir boten damals jedem einzelnen Lehrer an: „Sie können uns gerne weiter duzen, wenn wir Sie auch duzen dürfen.“ Raten Sie mal, wie viele Lehrer sich darauf eingelassen haben.

Antwort: null. Begründung: „Sie Arschloch geht immer noch schwieriger über die Lippen als du Arschloch.“ Wie bei den Polizisten: Die Befürchtung, zu viel Nähe ruiniere den Respekt. Oje! Wo ist da das Selbstvertrauen geblieben? Und als wenn am Ende das Sie den letzten Funken Respekt noch am Glimmen halten könnte.

Wie machen wir weiter? Lasst uns uns duzen. Erster Schritt: Lasst uns nicht mehr beleidigt sein, wenn wir geduzt werden. Nicht, weil wir uns alle so doll lieb haben, sondern weil diese Zwei-Klassen-Ansprache einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Übrig geblieben aus dem alten Standesdenken, nachdem bei Hofe sogar die zweite Person Plural verwendet wurde („Habt Ihr noch Wünsche, gnädiger Herr?“), die sich auch längst erledigt hat.

Und weil das alberne Siezen-Duzen-Hickhack vor allem im Geschäftsverkehr in der aktuellen Übergangsphase nur zu Verunsicherung führt - und niemals zu mehr Souveränität zwischen Kollegen oder Kunden und Dienstleistern -, kann ein bisschen Tempo beim Abschaffen nichts schaden. Siezen nur noch als neue, dezente Art der Ablehnung - statt einer handfesten Beleidigung. Das hätte doch Stil.

Wie fühlen Sie sich, wenn ich Euch frage: Darf ich Euch Leser duzen? Komisch, ne? Schade eigentlich. War nämlich als Kompliment gemeint.

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