Wenn Sie eine Folie zeigen, auf der steht:
Kundenzuwachs zweites Quartal 2015:
+ 8,5 %
Und dazu sagen Sie: „Und zum Schluss noch eine tolle Nachricht: Von April bis Juni konnten wir 8,5 Prozent mehr Kunden gewinnen“, dann hat das schon jeder verstanden, bevor Sie „Nachricht“ gesagt haben. Die Pointe ging an Powerpoint.
Zeigen Sie aber eine Folie, auf der nichts weiter steht als:
+ 100
Dann hängen Ihnen Ihre Zuhörer an den Lippen. Was ist plus 100? Sag es, sag es!
Sagen Sie dann: „Wir sind mit unserem Startup im Moment derartig erfolgreich, dass wir allein an unseren Standorten Berlin und München in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt 100 neue Arbeitsplätze schaffen konnten.“ Bäng! Sie sind der Verkünder der guten Botschaft. 1 zu 0 für Sie. Und Powerpoint untermalt die Sensation optisch. Das haut rein!
Trauen Sie sich: Machen Sie es spannend. Hauen Sie auf den Putz. Um zu überzeugen.
Schnitzer Nummer 4: „Hier der Überblick. Diese Punkte präsentiere ich jetzt.“
Stellen Sie sich vor, am Sonntagabend wird vor jedem „Tatort“ ein kleiner Clip gezeigt: „Damit Sie wissen, was jetzt auf Sie zukommt: Der Geliebte von der Apothekerin ist der Mörder. Gute Unterhaltung.“
Absurd. Und genauso absurd ist es, vor der Präsentation zu verraten, was kommt. Lassen Sie die Gliederungsübersicht weg. Machen Sie es spannend. Ja, es wird einige geben, die sich fragen: „Worauf läuft das Ganze denn hinaus?“ Und genauso soll es sein.
Zehn Tipps für die perfekte Rede
Wenn Sie vollkommen auf die Situation und den Inhalt Ihrer Rede fokussiert sind, können Sie Ihr Gegenüber am besten fesseln. Sind Sie nicht bei der Sache, bemerkt das Ihr Publikum zumindest unbewusste und schweift ebenfalls ab.
Am besten ist es natürlich frei zu sprechen. Wenn das nicht geht, schreiben Sie sich Stichwörter auf. Ein ausformulierter Text ist unübersichtlich und verführt zu monotonem Ablesen.
Schon beim Betreten des Raumes oder auf dem Weg zum Rednerpult müssen Sie konzentriert sein und Ihre Sprechhaltung einnehmen. Denn die Zuhörer nehmen Sie schon wahr, bevor Sie die Bühne betreten.
Damit die Distanz zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern nicht zu groß wird, sprechen Sie sie direkt an und beziehen Sie sie so in den Vortrag mit ein.
Bei einem Fragezeichen muss die Stimme oben bleiben. Bei einem Punkt muss die Stimme gesenkt werden. Pausen am Satzende oder zur Abgrenzung zweier Gedanken im gleichen Satz sind meist sinnvoll.
Wer zu schnell spricht, hängt seine Zuhörer ab. Deshalb sinnvolle Pausen setzen, deutlich betonen und nicht durch den Text hasten.
Ihre Gesten müssen das Gesagte unterstreichen und gezielt eingesetzt werden. Zu viel Bewegung kann vom Inhalt ablenken und wirkt hektisch. Symmetrische Gesten und eine geschlossene Körperhaltung, zum Beispiel verschränkte Arme, kommen beim Zuhörer nicht gut an.
„Meiner Meinung nach“, „Am Ende des Tages“, „äh“ oder „übrigens“ sind Floskeln, die Sie nicht brauchen und den Zuhörer nerven. Überlegen Sie, was Sie stattdessen sagen können, damit Sie diese Lückenfüller nicht brauchen.
Wählen Sie Ihre Formulierungen so, dass Sie den Inhalt glaubwürdig vertreten können. Neutrale Ausdrücke können dabei helfen, wenn eigenes Empfinden und Firmenpolitik auseinander fallen.
Sich über Nervosität zu ärgern oder sie verdrängen zu wollen, macht es meist noch schlimmer. Nehmen Sie ihre Nervosität hin. Häufig erhöht sie sogar die Konzentration.
Schnitzer Nummer 5: Politisch viel zu korrekt sein
Es gibt Folien, die sind vollgekleistert mit Logos und anderem Cooperate-Design-Dingsbums. Das sieht schick aus. Aber Sie sind nicht angetreten, um die Cooperate Identity Ihrer Firma zu präsentieren.
Was knallt mehr? Eine Folie, auf der steht:
+ 100
Oder eine Folie, auf der steht:
ReifenSuperschnäppchen24 - Die Profis für Ihr Auto
+ 100
Jetzt 24/7 Reifen bestellen. www.reifensuperschnaeppchen24.de
Ein Teilnehmer einer meiner Seminare sagte mir mal:
„Aber was stört denn so ein Logo und ein Claim? Der steht auf jeder Folie. Da gewöhnt man sich doch dran.“
Ich habe geantwortet: „Ja, das ist wie eine Zimmerpflanze, die von rechts ein kleines bisschen ins Bild ragt. Da gewöhnt man sich auch dran, stimmt´s?“
„Ja, genau.“
„Die Pflanze würde ich aber aus dem Bild schieben.“
Wenn die Geschäftsleitung es erlaubt: Lassen Sie den einheitlichen Design-Schnickschnack weg. Verzichten Sie auf alles, was nicht Ihrem Ziel dient, vom Inhalt zu überzeugen. Und weil Sie damit zu den ganz wenigen gehören werden, die das tun, sorgt allein das für Aufmerksamkeit.
Probieren Sie das nächste Mal einfach nur die Ideen aus, die Sie hier überzeugend finden. Und überraschen Sie Ihre Kollegen mit was Neuem. Nicht mit einer Powerpoint-Präsentation. Sondern mit einer Präsentation von Ihnen - mit Hilfe von Powerpoint.