Wie so oft (und zu oft) gelten hierzulande mal wieder die zwei berühmten Argumente:
Erstens: Das war schon immer so.
Zweitens: Was sollen denn sonst die Leute denken?
Früher waren Tätowierungen noch alleine was für Matrosen. Mit dem Anker, der Meerjungfrau oder dem Herz als Grundierung. Oder für Häftlinge. Dieses oder jenes Symbol signalisierte, wie viele Morde man bereits begangen hatte oder ob man einen Ausbruchversuch plant.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Ich erinnere mich noch, wie meine frühere Mitschülerin Silvia aus der Parallelklasse 4b großspurig auf dem Schulhof herum posaunte, ihr Bruder (15) habe nun, da er am vergangenen Wochenende auf der Kirmes aushilfsweise Jetons eingesammelt hatte, auch eine Tätowierung. Und tatsächlich: Er hatte sich mit einem blauen Kugelschreiber selber ein paar Punkte in Form eines krakligen M tief in den Handrücken geimpft - als Zeichen seiner flammenden Liebe zu irgendeiner Marion oder Meike.
Damals, bis Ende der Achtzigerjahre, galt tatsächlich: Wer eine Tätowierung hatte, dem hatte das Leben sonst nicht viel gegönnt.
Heute ist das anders. Etwa ein Viertel aller 25- bis 34-Jährigen trägt hierzulande heute ein Tattoo mit sich herum. Das ist längst nicht mehr mutig, oft sogar uncool. Man denke nur an Arschgeweihe, Waden-Tribals und Fußgelenk-Geckos der Nullerjahre. Auch das quer über die Brust oder in die Innenseite des Oberarms gestochene Lebensmotto in geschwungener Schönschrift und womöglich noch auf Latein ist zumindest keine neue Idee mehr.
Ein Tattoo ist ein Statement wie jedes andere modische Accessoire auch. Mit dem einzigen Unterschied, dass es bleibt, auch wenn die Mode sich verändert hat. Alles Geschmackssache. Aber eines ist ein Tattoo generell nicht: ein Makel. Trotzdem wird es im Berufsleben oft als Schandmal behandelt. Nicht selten gilt dort die T-Shirt-Grenze: Alles, was über ein kurzärmeliges 08/15-Einheitsshirt hinausragt, ist tabu.
Paradebeispiel sind die Banken. Da geht es um Geld, da muss alles adrett aussehen. Niemand will, dass die Angestellte am Schalter die Scheine zählt und unter der Bluse eine Rose hervorlugt. Da denkt der Kunde automatisch an Falschgeld – finden offenbar die Banken.
Oder die Bundeswehr. Dort wusste man lange nicht, was man von Tattoos halten soll. Einige Zeit lang mussten sie verborgen getragen werden. Doch offenbar hat mittlerweile auch die Bundeswehr begriffen, dass Tattoos im Zweifel eher tarnend wirken, und sieht es nicht mehr so eng. Aber bei repräsentativen Aufgaben soll ein Soldat sehr wohl noch aussehen wie ein einheitlich gestriegelter Befehlsempfänger ohne eigenen Charakter. Das kommt offenbar besser rüber.
Maskerade und Aufrichtigkeit
Bei Polizeibeamten sind offen sichtbare Tattoos ebenfalls Thema. Alles, was im Sommer unter kurzärmeligen Hemden hervorguckt, kann problematisch werden. Warum nur? Wir wollen doch eine volksnahe Polizei. Wir wollen bei der Bundeswehr den Bürger in Uniform. Und bilden sich die Banken ein, ein Tattoo könnte noch zusätzlich Vertrauen zerstören?
Gerne berufen sich die Arbeitgeber auf Umfragen: Die Menschen wünschen sich ihre Dienstleister ohne Tattoos. Angenommen, das wäre wirklich wahr: Wie dämlich sind wir?
Ein Tattoo ist ein Statement. Und wenn ich meinem Dienstleister Vertrauen schenken soll, dann muss ich erstmal etwas über ihn wissen. Da ist doch ein Tattoo Gold wert. Es gibt etwas von meinem Gegenüber preis. Wenn ich aber erwarte, dass mein Gegenüber Symbole seiner Persönlichkeit verbirgt, bevor ich einen Kreditvertrag überschreibe, dann bitte ich doch um Geheimniskrämerei. Nein, ich will alles wissen. Wer mir etwas vorspielt, hat mein Vertrauen nicht verdient.
Meinen Notar habe ich im Internet gefunden. Dabei habe ich mir den herausgepickt, der sich seinen Ohrring eben nicht rausgenommen hat, bevor der Fotograf das Foto für die Website geschossen hat. Weil er Maskerade nicht nötig hat.
Im Internet gehen Videos um die Welt von Polizisten, weil sie sympathisch sind. Die US-Beamtin, die sich mit einem Mädchen ein Tanzduell auf der Straße liefert, bevor es sich geschlagen gibt und den Anweisungen der Polizei folgt. Genauso ein Video einer tanzenden Polizistin auf einem Sommerfest in der Berliner Oranienstraße. Kritiker wiesen auf die offen wackelnde Pistole hin. Das sehe ich ein. Aber was soll da ein Tattoo schaden, das zeigt: Ich bin Polizistin und Mensch. Die Leute sehnen sich doch nach dem Einer-von-uns-Effekt.
Und sollte einer mit einem Tattoo daherkommen, das Symbol ist für die Missachtung von Freiheitsrechten, dann hat dieser Mensch den falschen Job. Nicht wegen des Tattoos, sondern wegen seiner Gesinnung.
Air Berlin hat in diesem Jahr neue Saiten aufgezogen. Deren Flugbegleiter dürfen jetzt Haut zeigen, auch wenn die von Tattoos übersät ist. Das Argument der Marketing-Etage: Wir sind doch schließlich Berlin. Zumindest sind sie jetzt aufrichtiger.
Ich will Schalterangestellte, Soldaten, Beamte beim Einwohnermeldeamt, Fernsehmoderatorinnen und Bundespräsidenten mit Tattoos sehen – falls sie eins haben und es auch zeigen wollen. Tätowierungen mögen ja manchmal albern aussehen. Aber seinen Gecko am Hals unter Schlips und Kragen verstecken zu müssen, ist definitiv alberner.