Werner knallhart

Was der Bürokaffee über die Firmenkultur verrät

Seite 2/2

Weg mit den braunen Riffelbechern!

4. Das selbstgemachte Kaffeekränzchen
Senseo, Tassimo, Nespresso. Da wird doch wohl ein System dabei sein, auf das sich alle einigen können. Am besten schmeckt sicherlich der Kaffee des Nespresso-Systems. Die Kapseln gibt es von vielen Herstellern in jedem Supermarkt - auch mit weniger Aluminium als die Originale von Nestlé. Wenn sich zwölf Kollegen zusammen tun und jeder gibt zehn Euro, steht einer gepflegten und handhabbaren Kaffeekultur im Büro in den nächsten Jahren nichts mehr im Wege. Ein Kapsel-Kaffee kostet dann rund 35 Cent, schmeckt aber besser als der übliche Automatenkaffee. Teambuilding in der Pause: In Firmen, in denen es so läuft, stimmt das Betriebsklima. Achtung: Wenn die Kapselmaschine in der Ecke verstaubt, ist es dringend Zeit für die Jahresgespräche.

Und für die, die nicht schon montags auf Freitag lauern wollen: Man braucht keine Work-Life-Balance, wenn Work und Life zusammenfallen. Lebensqualität im Büro - die lässt sich organisieren. Ich kenne Büros, da steht eine Edelmaschine mit Mahlwerk. Oft findet man sowas in kleinen Start-ups, die statt anstatt höhere Gehälter zu diskutieren, lieber in Konferenzen besprechen, welche Bohnensorte denn wohl gut zum Frühling passt.

Sie arbeiten in einer Firma mit Edelkaffee? Wow, Ihre Chefs bieten Ihnen doch bestimmt auch E-Bike-Leasing, einmal im Monat kostenlose Massagen, Ladestationen für Elektroautos und eine Kletterwand im Innenhof. Statt Gehaltserhöhung.

5. Der Azubi rennt
„Kommt jemand nachher bei Starbucks vorbei?“ Diese Frage zielt natürlich auf den Azubi. Der sammelt dann die Kohle ein und flitzt los. Vorteil für die Belegschaft: der Kaffee ist meist nur noch lauwarm und kann direkt getrunken werden. Vorteil für den Azubi: Er ist der Heilsbringer. Von sowas bleibt immer irgendetwas hängen. Niederschwelliges Networking nennt man das wohl. Nachteil für alle: Starbucks und diese ganzen anderen Ketten sind teuer. Firmen, deren Mitarbeiter ihren Kaffeedurst per to go stillen, müssen aufpassen: Der Belegschaft sitzt das Geld locker. In solchen Firmen wird sicher auch gerne bunt gedruckt, bei offenem Fenster geheizt und das Deckenlicht bei Sonnenschein angeschaltet, weil es so nette Contra-Akzente an den Wänden setzt.

Fazit: Bürokaffeekultur ist Firmenkultur. Wer in seiner Firma was verändern will, fängt am bestem beim Kaffee an: Weg mit den braunen Riffelbechern!

Dem Autor auf Twitter folgen:



Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%