Wiedereinstieg Wie Zeitarbeit zum Sprungbrett werden kann

Seite 4/4

Die Zukunft der Zeitarbeit

Die Zeitarbeitsbranche steht künftig allerdings vor großen Herausforderungen: Nach Jahren der Deregulierung des Zeitarbeitsmarktes greift die Politik wieder stärker in das Marktgeschehen ein. Vor allem Regulierungsansätze wie Equal Payment, branchenspezifische Tariflohnzuschläge sowie die angekündigte Verkürzung der Höchstüberlassungsdauer stellen die Anbieter von Personaldienstleistungen vor große Herausforderungen. Unter anderem sollen Leiharbeitseinsätze künftig nach 18 Monaten zu Ende sein.

"Zeitarbeiter, die gute Arbeit leisten, müssen dann nach 18 Monaten das Unternehmen verlassen, wo wir sie einsetzen, und in einen anderen Einsatz gehen. Das ist vor allem bei höher qualifizierter Projektarbeit nachteilig für Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen", sagte Jacques van den Broek, Chef von Randstad, dem weltweit zweitgrößten Leiharbeitskonzern, im Interview mit der WirtschaftsWoche. Er ist überzeugt, das Politik und Medien übersehen, dass Zeitarbeitsjobs in keinem anderen Land – ausgenommen in Österreich – so sicher sei wie in Deutschland. Und auch Jahn sagt, dass sich die Situation der Zeitarbeiter verändert habe. "Die Branche hat sich in den letzten Jahren viel Mühe gegeben, ihr Image zu verbessern", urteilt die IAB-Expertin. "Aus ihrem Schmuddelimage kommt die Zeitarbeit aber wegen schwarzen Schafen trotzdem nicht so richtig raus."

Das mag mit einer der Gründe sein, weshalb die Gewinne der Personaldienstleistungsanbieter in den letzten Jahren trotz guter Konjunkturaussichten immer weiter gesunken sind. Zudem wird die mangelnde Verfügbarkeit von Fachkräften zunehmend zu einer Wachstumsbremse, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Baker Tilly Roelfsauf Basis einer Befragung unter den 500 größten Personaldienstleistern Deutschlands zeigt.

Nach diesen Kriterien wählen deutsche Unternehmen Zeitarbeitsfirmen aus

Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Zukunftserwartungen der Anbieter auch sehr uneinheitlich: Die befragten Marktteilnehmer befürchten vor allem die mit den aktuellen Regulierungsvorhaben der deutschen Bundesregierung verbundenen Einschränkungen. Eine Mehrheit der Personaldienstleister rechnet mit Umsatz- und Ergebnisrückgängen durch die (Wieder-)Einführung der im Koalitionsvertrag angekündigten Höchstüberlassungsdauer von 18 Monaten. "In puncto Regulierung sollte neben einer Stärkung der Rechte des Personals vor allem auch die volkswirtschaftliche Dimension in Betracht gezogen werden. Schließlich ist die Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen branchenübergreifend ein zentraler Stellhebel für deutsche Unternehmen, um flexibel auf Konjunkturschwankungen reagieren zu können", sagt Dietmar Flügel, Leiter der Studie und Partner bei Baker Tilly Roelfs.

Außerdem erwarten die Personalvermittler, dass sich die Zeitarbeit in Zukunft durch tarifliche und politische Entscheidungen weiter verteuern wird. Das hätte vor allem für die gering qualifizierten Mitarbeiter Folgen. Werden sie aus Kostengründen nicht mehr als Leiharbeiter nachgefragt, droht vielen der Gang zum Arbeitsamt. Und das tut der Psyche weh, wie Jahn weiß: "Für viele Zeitarbeitnehmer ist Arbeitslosigkeit schlimmer als eine schlechte Entlohnung."

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%