




Die europäische Schuldenkrise hat direkten Einfluss auf die Eigenwahrnehmung der deutschen Arbeitnehmer: Trotz bisher stabiler Wirtschaftslage in Deutschland wächst bei vielen Beschäftigten die Sorge um den Erhalt des Arbeitsplatzes. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Edenred-Ipsos-Barometers zu Wohlbefinden und Motivation der Arbeitnehmer in Europa. In diesem Jahr wurden 7.200 Arbeitnehmer in sechs europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien) befragt.
Mit der wachsenden Sorge um den Arbeitsplatz stehen die Deutschen nicht allein da: In fast allen europäischen Ländern mit Ausnahme Großbritanniens fürchten im Vergleich zum Jahr der Lehman-Pleite 2008 und zu 2012 mehr Menschen um ihren Arbeitsplatz. Für Deutschland ist eine Steigerung zum Vorjahr von 29 auf 44 Prozent zu verzeichnen, in Spanien fürchten gar 59 Prozent um ihren Job.
Die Angst vor dem Verlust erzeugt einen emotionalen Widerspruch bei vielen Beschäftigten: Sie sind in ihrer großen Mehrheit (zwischen 86 und 94 Prozent) zwar stolz zu arbeiten. Aber sie sind nicht zufriedener mit ihrem konkreten Arbeitsverhältnis. Der Stolz ist als nicht eine Folge der konkreten Tätigkeit, sondern allein der Tatsache, nicht arbeitslos zu sein.
Sind Sie mit ihrer beruflichen Situation zufrieden?
Die befragten Franzosen blieben zwischen 2008 (62 Prozent) und 2013 (63) nahezu gleich zufrieden.
In Deutschland ist die Zufriedenheit mit der beruflichen Lage relativ hoch. 71 Prozent sind zufrieden, aber im vergangenen Jahr waren es 74.
Die Belgier sind die zufriedensten der Befragten (75 Prozent). Aber auch dort waren es vor fünf Jahren noch mehr (81 Prozent).
Die Briten sind seit 2008 unverändert zufrieden (61 Prozent)
In nimmt die berufliche Unzufriedenheit am deutlichsten zu. Nur noch 53 Prozent sind mit ihrer beruflichen Lage zufrieden, 11 Prozentpunkte weniger als 2008.
Den Tiefpunkt von nur 48 Prozent Zufriedenen (2012) hat Italien mit 57 Prozent offenbar überwunden.
42 Prozent der deutschen Mitarbeiter schätzen die Qualität ihres Arbeitslebens als hoch bis sehr hoch ein, 2012 waren es sogar 48 Prozent. Damit führt Deutschland zusammen mit dem Vereinigten Königreich (40 Prozent) und Belgien (39 Prozent) die Riege an. Die Durchschnittsnote für die Arbeitsqualität liegt in Deutschland bei 6,6, das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als 2012.
Als Gründe für den Rückgang der Zufriedenheit vermuten die Autoren der Studie die steigende Stressbelastung, über die vor allem Mitarbeiter des Dienstleistungssektors und der öffentlichen Einrichtungen klagen. Außerdem meint die große Mehrheit (82 Prozent) der befragten Arbeitnehmer in Deutschland, dass sie zu viel Zeit bei der Arbeit verbringen. Zum Vergleich: 2008 sagten das 72 Prozent. Diese Tendenz der zunehmenden Klagen über einen erhöhten Arbeitsaufwand ist auch in den anderen Ländern feststellbar, mit Ausnahme Frankreichs.
Die Deutschen bleiben hochmotiviert





Der Anteil derjenigen, die über steigende Motivation für ihre Arbeit berichten ist in allen Ländern geringer als der der Arbeitnehmer mit sinkender Motivation. Allen Ängsten und dem Stress zum Trotz sind die deutschen Arbeitnehmer vergleichsweise noch gut motiviert: 76 Prozent der Befragten behaupten, ihre Motivation steige (14 Prozent) oder bleibe gleich (62 Prozent). Eine sinkende Motivation bestätigen 22 Prozent der Befragten.
„Die Anforderungen der Arbeitnehmer an das Arbeitsleben befinden sich im Wandel“, kommentiert Christian Aubry, Geschäftsführer von Edenred Deutschland. „Stärker als je zuvor sind Motivation, Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Arbeitslebens Voraussetzung für eine positive Wahrnehmung des Arbeitgebers“, so Aubry. Trotz aller Sorge spielen 40 Prozent der deutschen Arbeitnehmer immer häufiger mit dem Gedanken, ihren Arbeitgeber zu verlassen – ein deutliches Zeichen der Unzufriedenheit.
Beruf
Was könnte die Motivation und das Wohlbefinden steigern? Die Arbeitnehmer in allen untersuchten Ländern wünschen sich die Stärkung der Bereiche Change Management, Sozialer Dialog und Talentmanagement in den Unternehmen. Konkreten Handlungsbedarf sehen die deutschen Arbeitnehmer bei der Kinderbetreuung und Prävention von psychosozialen Risiken wie Burn-out: Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten fühlt sich bei der Unterbringung ihrer Kinder in Tagesstätten von ihrem Unternehmen im Stich gelassen. 39 Prozent halten die Prävention von psychosozialen Erkrankungen wie etwa Burnout für unzureichend.