
Arbeitsrechtlich gesehen erstreckt sich die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers auf die Pflicht zum Schutz von Leben und Gesundheit. Die zur Verfügung gestellten Arbeitsmittel und die Arbeitsumgebung müssen also sicher sein und dürfen nicht krank machen. Außerdem muss der Arbeitgeber den Arbeitnehmer vor Überanstrengung bewahren. Zu viele Überstunden sind nicht gut und zwischen Feierabend und Dienstbeginn muss eine gewisse Zeitspanne liegen. Sonst wird der Angestellte krank und kostet nur Geld, anstatt welches zu verdienen. Das Hauptinteresse liegt also auf der Sicherstellung der Betriebsabläufe im Interesse des Unternehmens, nicht des Einzelnen.
Sich nur darauf zu konzentrieren, kostet jedoch langfristig gesehen ebenfalls Geld: Die steigende Stressbelastung kostet nach Angaben des Handelsblattes sechs Milliarden Euro jährlich. Der Präsentismus, also die Anwesenheit von Arbeitnehmern trotz Krankheit, schlägt laut einer Studie von Booz & Company mit 2.399 Euro pro Mitarbeiter und Jahr zu Buche. Damit ergibt sich ein gesamtwirtschaftlicher Schaden von neun Prozent des Bruttoinlandsproduktes: 225 Milliarden. Euro. Alles nur, weil es den Mitarbeitern trotz sicherer Arbeitsumgebung und entsprechender Schutzkleidung nicht gut geht. Unternehmen sollten sich also gezwungen sehen, anders zu investieren.
So finden Sie den Spaß im Job wieder!
"Keinen Bock mehr?" lautet der Titel des Buches von Klaus Schuster. Der ehemalige Vorstand einer internationalen Bankengruppe gibt Tipps, wie Sie wieder mehr Spaß bei der Arbeit haben. Das Buch ist 2012 im Redline Verlag erschienen.
Sie müssen die gleiche Tätigkeit immer wieder erfüllen - ohne, dass sich ein Sinn ergibt: Sprechen Sie mit Ihrem Chef. Ist es zum Beispiel ein Statusbericht, greifen Sie auf den alten zurück und aktualisieren Sie lediglich die Daten. Wenn der Chef dahinterkommt, ist ein Gespräch immer noch möglich. Es ist die Entscheidung zwischen Kadavergehorsam und Emotional Leadership.
Ein langer Konflikt im Vorstand eines Unternehmens. Alle Beteiligten schreiben einen Brandbrief, der zur Klärung auffordert und mit Streik droht. Beteiligen Sie sich daran.
Wenn Arbeit keine Freude bereitet, dann liegt das oft daran, dass eine Entscheidung verschleppt wurde. Treffen Sie diese! Wenn Sie nicht zuständig sind, bringen Sie einen übergeordneten Entscheidungsträger auf Trab. Opfer haben wenig Spaß, Spaß haben die Gestalter.
Kennen Sie den Unterschied? In vielen Führungsjobs gibt es die Gefahr, dass man es mit dem Spaß übertreibt, einfach zu viel davon haben will. Es gibt Gründe, wieso einige Manager zerrüttete Familien haben, Ehefrauen sich scheiden lassen, die Gesundheit leidet und die Kinder verhaltensauffällig sind. Wieso? Weil man sich selbst verarscht. Spaß muss gemanagt werden - bevor man eine Überdosis davon schnupft. Sonst nutzt er nicht.
Es eröffnet sich für Sie eine Chance, eine potentielle Erfolgsgelegenheit - hadern Sie nicht lange: Treffen Sie die Entscheidung. Sonst zieht sie an Ihnen vorbei. Es gilt: Du bist Manager! Du willst Erfolg! Und für Erfolg schämt man sicht nicht! Diese Imperative sollte man konsequent im Alltag beherzigen und verfolgen. Das ist Emotional Leadership.
Wenn man Ihnen mit beruflichem Misstrauen begegnet, versuchen Sie die Gründe zu finden und reagieren Sie darauf. Sprechen Sie die Person darauf an. Vielleicht können Sie den Spieß sonst umdrehen. Seien Sie in jedem Fall so offen wie möglich - das schafft Vertrauen!
Niemand braucht einen Hammer. Aber viele einen Nagel in der Wand. So weit der Leitspruch. Das sollte man auch im Geschäftsalltag beherzigen. Wenn es um den Verkauf geht zum Beispiel. Eine Schuhverkäuferin sollte es nicht darum gehen, um jeden Preis ein Paar zu verkaufen. Sondern als Emotional Leader auch dem Kunden ein gutes Gefühl mitgeben. Dann kommt er wieder.
Je besser Sie sich selbst kennen, desto mehr Spaß haben Sie an Leben und Arbeit. Es gibt verschiedene Typen: Exra- und Introvertierte, Kopf- und Bauchmenschen, Praktiker und Visionäre, Ordnungsliebende und Spontane. Wenn Sie wissen, welcher Typ Sie selbst sind, können Sie Ihre eigenen Entscheidungen besser einschätzen und wissen, wie Sie damit umgehen sollten.
Es geht um Mohrrüben: Chefetagen halten sie Managern gerne vor die Nase. Sie wollen den Mitarbeitern Anreize geben. Das führt oft dazu, dass man sich zu Falschem verleiten lässt und über das Ziel hinaus schießt. Vermeiden Sie Pyrrhus-Siege, lassen Sie sich nicht aufs Kreuz legen - bleiben Sie Ihrer Erfolgsdefinition treu.
Sich die Zähne putzen - ob man dabei Spaß hat oder nicht, das Ergebnis ist das gleiche. Anders ist es im Job. Den großen Durchbruch, Quantensprünge im Job dagegen, das ist viel leichter, wenn wir Freude an unserer Arbeit haben.
Natürlich ist Freude eine Emotion, aber auch ein Tool. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie zu viel Spaß abgekommen, verhalten Sie sich wie ein Emotional Leader: Ziehen Sie sich selbst aus dem Verkehr und gehen Sie zum Beispiel für drei Tage in eine Therme. Sie sollten die Kontrolle über Ihren eigenen Spaß behalten.
Schenken Sie Ihren Mitarbeitern Vertrauen: Nicht den Dumpfbacken und Lemmingen, wohl aber den selbstständig denkenden und engagierten Kollegen. Setzen Sie mehr kontrolliertes Vertrauen in Ihre Leistungsträger. Als Lohn bekommen Sie Motivation, Engagement, Respekt, Loyalität und Leistung.
Zwei junge Leute kommen zu Reinhard, er ist im Vorstand einer Volksbank tätig. Als Bauchmensch will er ihnen eine Freude machen. Damit hilft er dem jungen Paar. Die sind so dankbar, dass sie bald darauf zu ihm kommen und ihr ganzes Geld mitbringen: Sie vertrauen ihm. Er soll alles anlegen. Die größte Freude ist das Vertrauen des Kundens. Es ist mehr wert als Preis, Qualität und Leistung. Deshalb versuchen Sie auch als Kopfmensch Ihr Baugefühl zu aktivieren.
Notieren Sie die Liste mit fünf Kundennamen. Was fällt Ihnen, wenn Sie die Namen durchgehen, bei den Einzelnen auf Anhieb ein. Dem Emotional Leader fällt sofort ein, was dem jeweiligen Geschäftspartner am meisten Spaß im Leben oder im Business bringt. Das ist das Sesam-öffne-dich jeder Verhandlung.
Im Weg steht jedoch unsere Denkkultur: Haben Sie schon mal im Word-Thesaurus "Arbeit" eingegeben? Da erscheinen als erste Synonyme die Worte „Plage“ und „Schwierigkeit“. Interessant, stimmt’s?
Das Wort "Arbeit" hat immer einen negativen Beigeschmack
Der Philosoph Professor Dieter Thomä von der Universität St. Gallen hat sich mit der Dualität des Denkens bezüglich der Arbeit befasst. So wird Arbeit eher als Aktivität im Unterschied zur Passivität verstanden, die häufig mit Muße gleichgesetzt wird. Wir kennen die Trennung von Arbeit als Notwendigkeit und Spiel als Freiheit. Im Unterschied zur Freizeit begreifen wir Arbeit als Unfreizeit und Arbeit hat oft den Charakter eines Mittels zum Zweck. Arbeit kommt in verschiedenen Begriffen vor wie Hausarbeit, Beziehungsarbeit, Vereinsarbeit und hat immer einen negativen Beigeschmack. Dies wird auch im Begriff „work-life-balance“ deutlich.
Leben wir nicht, wenn wir arbeiten, und arbeiten wir nicht, wenn wir leben? Wir erleben auf der einen Seite schmerzlich die fehlende Balance zwischen Engagement in der Arbeit und Raum für Erholung und persönliche Interessen. Auf der anderen wählen wir das Wort zu einem der Unwörter des Jahres 2012. In keinem anderen Land der Welt wird Arbeit als so belastend empfunden wie in Deutschland. "Die Arbeit" gewinnt jede Stressumfrage.
Schlimmer geht immer – Wo noch mehr gearbeitet wird!
Unsere direkten Nachbarn sind noch fixierter auf ihre Arbeit. 51 Prozent arbeiten bis zu drei Stunden täglich in ihrem Urlaub und elf Prozent sogar noch länger.
Wer bei dem südamerikanischen Land nur an die Copacabana und den farbenfrohen Karneval denkt, irrt. Dort wird hart geschuftet – sogar im Urlaub. Mehr als die Hälfte der befragten Brasilianer arbeitet mehr als drei Stunden pro Tag.
Im Reich der Mitte gibt es scheinbar kein Entkommen vor der Arbeit. 47 Prozent arbeiten im Urlaub bis zu drei Stunden täglich, 44 Prozent packen nochmal die eine oder andere Stunde drauf.
Zwar arbeiten in Frankreich nur 44 Prozent der Befragten bis zu drei Stunden, also weniger als in der Bundesrepublik. Dafür liegt die Zahl derjenigen, die über drei Stunden arbeiten, deutlich höher – nämlich bei 14 Prozent.
In Indien ist das Arbeiten in der Freizeit wesentlich ausgeprägter. Über die Hälfte der Beschäftigten arbeitet bis zu drei Stunden täglich, 27 Prozent sogar darüber hinaus.
Auch im dritten asiatischen Land wird während der Freizeit geschuftet. 45 Prozent arbeiten bis zu drei Stunden, 21 Prozent noch länger.
Das nordamerikanische Land ist nicht gerade für Hektik und Stress bekannt, dennoch wird auch dort im Urlaub eifrig gearbeitet. Über die Hälfte der Kanadier beschäftigen sich bis zu drei Stunden täglich mit Ihrem Job.
Knapp die Hälfte der Mexikaner geben an, sich im Urlaub täglich bis zu drei Stunden mit ihrem Job zu beschäftigen. Ein weiteres Viertel kümmert sich sogar mehr als drei Stunden um Geschäftliches.
Ganze 61 Prozent der befragten Südafrikaner arbeiten bis zu drei Stunden täglich in ihrem Urlaub. Besonders eifrig sind die Bewohner der südafrikanischen Metropole Johannesburg.
In den USA ist der Prozentsatz der Urlaubs-Arbeiter ähnlich hoch. 58 Prozent sind bis zu drei Stunden täglich mit ihrem Job beschäftigt.
Allerdings folgen auf Platz zwei die eigenen Ansprüche an uns selbst. Eine gesellschaftlich geförderte Haltung der Selbstüberforderung in Arbeit und Privatleben, die widerspruchslos akzeptierten Maßstäbe einer Hochleistungsgesellschaft und die Duldung eines fremdbestimmten Stresslebens runden unsere Haltung gegenüber der Arbeit ab: Last und Frust statt Lust und Genuss.
Gute Nachrichten aus der Forschung
Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass Investitionen in die Steigerung der Produktivität durchaus zu Erfolgen führen, sich aber nicht endlos steigern lassen. Die Freude über das Erreichte hält oft nur kurz an, wird durch den davorliegenden Aufwand getrübt oder ganz und gar vernichtet durch das nächsthöhere Ziel, das unmittelbar folgt. Drehen wir den Spieß um, dann haben Menschen, die sich wohlfühlen ganz klar die besseren Karten:
In einer Metaanalyse von Lyubomirsky, King und Diener zu Auswirkungen von Wohlbefinden auf die Arbeit fanden die Autoren, dass glückliche Arbeitnehmer positiver eingeschätzt werden, produktiver sind und weniger kontraproduktives Verhalten wie Mobbing zeigen. Sie haben weniger Burnout und sind zufriedener mit der Arbeit. Sie haben eine bessere Arbeitsqualität, Zuverlässigkeit und Kreativität, setzen sich höhere Ziele und arbeiten effizienter. Eine gute Stimmung im Unternehmen ist direkt korreliert mit Produktivität, weniger Fehlzeiten, weniger Fluktuation und Konflikten mit anderen Kollegen. Die Arbeitsleistung kann also durch das Wohlbefinden der Mitarbeiter signifikant gesteigert werden. Eine Studie der Managementberatung Kienbaum und ihres Partners ORC International fand entsprechend heraus, dass das persönliche Wohlbefinden maßgeblich über das Engagement am Arbeitsplatz entscheidet. Das Fazit: Wem es gut geht, der tut mehr.