Entgegen dem eher schlechten Ruf in Sachen Digitalisierung gehört Deutschland zu den attraktivsten Arbeitsmärkten der Welt bei Digital-Fachkräften. Fast ein Drittel (31 Prozent) von knapp 27.000 weltweit befragten Digitalexperten wären demnach bereit, für einen Job nach Deutschland zu ziehen. Das zeigt eine neue Studie, die die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group gemeinsam mit der Job-Plattform Stepstone erstellt hat. Nur die USA sind noch beliebter: Zum Arbeiten in die Vereinigten Staaten zu ziehen, können sich 40 Prozent der Befragten vorstellen. Auf Platz drei landet Kanada mit 27 Prozent, danach folgen Australien und Großbritannien.
Unter den Experten für Künstliche Intelligenz schneidet Deutschland sogar noch besser ab: 34 Prozent können sich einen Umzug vorstellen. Damit liegt die Bundesrepublik hier noch knapper hinter dem Spitzenreiter USA (38 Prozent). Das beliebteste Ziel ist in Deutschland eindeutig die Hauptstadt: Berlin landet mit 18 Prozent nur einen Prozentpunkt hinter New York auf Platz drei. Beliebteste Stadt für IT-Fachkräfte ist demnach London mit 24 Prozent.
Zwei Drittel der Digitalexperten weltweit können sich allgemein vorstellen, ihr Heimatland für einen neuen Arbeitsplatz zu verlassen. Besonders hoch ist die Quote mit über 70 Prozent Indien und Brasilien, aber auch in Frankreich. In China liegt die Bereitschaft bei unter 38 Prozent. Die Mobilität hängt dabei auch von der zu überbrückenden Distanz ab: Die Bereitschaft, in ein nahegelegenes Land oder eines mit einer gemeinsamen Sprache oder Kultur zu ziehen, ist deutlich höher und das weltweit.
In der Umfrage finden sich auch andere überraschende Erkenntnisse: So wünschen sich die meisten Digitalexperten ein großes Unternehmen als Arbeitgeber. Die vieldiskutierten Start-ups finden sich hinter der Selbständigkeit und kleinen oder mittleren Unternehmen erst auf Platz vier.
Die Beliebtheit deutscher Unternehmen für internationale IT-Fachkräfte bestätigt auch der Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit: Rund 78.000 der sozialversicherungspflichtig beschäftigten IT-Kräfte – und damit über zehn Prozent – hatten 2018 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Auch insgesamt gibt es immer mehr IT-Fachkräfte in Deutschland, wie der Spezialbericht zeigt: Ihre Anzahl stieg erstmals auf über eine Million.
Für die Studie wurden insgesamt über 366.000 Berufstätige befragt, von denen knapp 27.000 digitale Kenntnisse auf Experten-Niveau besitzen. Unter diesen Digitalexperten fasst die Studie vor allem Fachkräfte aus den Bereichen Datengewinnung und -analyse sowie Entwickler und Programmierer zusammen. 30 Prozent der Digitalexperten sind Frauen. Der Bildungsstand ist überdurchschnittlich: Nur 20 Prozent besitzen keinen Universitätsabschluss. Unter allen Befragten liegt diese Quote bei 33 Prozent, dafür ist die Geschlechterverteilung hier ausgeglichen.