Bildung iPad & Co. erobern das Klassenzimmer

Seite 3/5

Netz als Gefahr

Beamerprojektion in das Gesicht eines Schülers Quelle: dpa

Immer wieder wird deshalb die Forderung laut, die Schulen müssten mit speziellem IT-Personal ausgestattet werden. Stefan Aufenanger hält davon nichts. „Wir dürfen nicht versuchen, die Medien in die Abläufe der Administration zu pressen, sondern müssen sie als selbstverständlichen Teil des Alltags akzeptieren“, sagt der Medienpädagoge von der Universität Mainz, der vor allem darauf verweist, dass die Didaktik in der Schule sich an der Lebenswirklichkeit der Schüler orientieren müsse. In seinen Vorlesungen ist es inzwischen ganz selbstverständlich, dass die Studenten mit Laptop am Tisch sitzen und ihren Vortrag am Whiteboard halten. „Wenn ich sie aber frage, ob sie diese Medien in ihrem eigenen Unterricht einsetzen wollen“, berichtet Aufenanger, „dann ist die Mehrheit stets dagegen.“

In Aufenangers Eindruck steckt ein grundsätzlicher Vorwurf, der den Pädagogen in Deutschland gerne gemacht wird: Anstatt die Schüler auf ihre eigene Zukunft vorzubereiten, bekommen sie die Vergangenheit ihrer Lehrer vermittelt. Technik im Allgemeinen und das Internet im Besonderen werden dabei als Gefahr betrachtet, vor der die Schüler gewarnt werden müssen.

eBücher ohne Blättern
Kindle Fire Quelle: Presse
Amazon Kindle Quelle: Presse
Oyo Reader Quelle: Presse
Apple iPad 2 Quelle: Presse
Story iRiver Quelle: Presse
Sony Reader WiFi Quelle: Presse

Weg von Heften und Schulbüchern

Zumindest darin funktioniert das System dann auch ausgezeichnet, sagt Reinhold Haußmann: „Wenn Lehrer Unterrichtsmaterialien über Datensicherheit im Netz suchen oder zu den psychologischen Folgen des Konsums von Killerspielen, dann kann ich ihnen jede Menge Unterlagen geben.“ Haußmann leitet das Kreismedienzentrum im schwäbischen Reutlingen, und er bedauert, dass er den Lehrern in der Region nur die Belehrungen bieten kann, die das Ministerium in Stuttgart ihm schickt. Er hat deshalb im vergangenen Herbst mit einigen Kollegen selbstständig begonnen, ein Blog zu schreiben, in dem er die Einsatzmöglichkeiten von Tablets im Schulunterricht beschreibt. „Ich hoffe wirklich, dass sich das Tablet in der Schule durchsetzt“, sagt Haußmann, „es ist das erste Medium, das nicht nur einen Aha-Effekt hat, sondern den Unterricht tatsächlich didaktisch besser machen kann.“ Wie viele seiner Kollegen rechnet er damit, dass dieser Effekt spätestens dann einsetzt, wenn die Geräte billiger werden und die Schüler anfangen, selbst ihre Tablets in die Schule mitzubringen. Ralph Haupter, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland und damit einer von denen, die an der Digitalisierung noch viel Geld verdienen können, lässt sich gar zu der Aussage hinreißen: „Ich bin überzeugt, dass es in zehn Jahren keine Hefte oder Schulbücher mehr geben wird.“

Christine Hauck steht dieser Aussicht mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sie leitet den Produktbereich „New Business“ beim Schulbuchverlag Cornelsen, eigentlich sollte sie eine digitale Enthusiastin sein. Aber Hauck weiß auch: Auf die Frage nach dem Anteil der digitalen Produkte am Verlagsumsatz lautet die erlaubte Antwort: „Dazu kann ich leider keine Angaben machen.“ Allein Cornelsen erwirtschaftet 440 Millionen Euro im Jahr, vor einiger Zeit hat der Verband der Schulbuchverleger mal die Hoffnung geäußert, der Branchenumsatz mit Digitalem können bald auf zumindest sieben bis zehn Millionen Euro steigen, musste sich dann aber trotz dieser geringen Zielmarke in seiner Erwartung „enttäuscht“ sehen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%