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Boni-Exzesse Massiver Druck sorgt für Umdenken bei US-Gehältern

Die hohen Boni für Manager, deren Unternehmen Milliardenverluste schrieben, sorgten für einen Aufschrei in der amerikanischen Öffentlichkeit. Wie die USA Gehaltsexzesse künftig in den Griff bekommen wollen.

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Quelle: dpa

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 87 Prozent der US-Bürger hielten laut einer repräsentativen Umfrage von Ipsos Public Affairs und der Nachrichtenagentur Reuters im Januar das Niveau von Gehältern und Bonuszahlungen für überhöht. Befeuert wird die Debatte von den Bonuszahlungen der Wall-Street-Banken, die nur ein Jahr nach der schlimmsten Krise seit Jahrzehnten wieder Milliarden an Manager und Mitarbeiter auszahlen, während der Rest der Wirtschaft unter Kreditknappheit leidet.

Präsident Barack Obama schalt die Banker vor wenigen Wochen als „Fat Cats“ – als Geldsäcke. Und antwortete auf die Frage des US-Magazins „Business Week“, ob die neun Millionen Dollar für Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein und die 17 Millionen für den JP-Morgan-Chase-CEO Jamie Dimon okay seien: „Ich missgönne ihnen, wie die meisten Amerikaner, den Erfolg oder Reichtum nicht. Das ist ein Teil unseres Systems eines freien Marktes. Aber ich denke, dass die Vergütungspakete, die wir über das vergangene Jahrzehnt gesehen haben, nicht mit der Performance übereingestimmt haben.“

Langjährige Sperrfristen

Das soll sich nun ändern. Unter massivem öffentlichem Druck erhöhten die Banken fast durchweg den Anteil der Boni, die in Form von Aktien ausgezahlt, aber teils erst nach langjährigen Sperrfristen eingelöst werden können. Zudem wird in vielen Aufsichtsgremien darüber nachgedacht, sogenannte Clawback-Regeln einzuführen – also die Möglichkeit, rückwirkend auf Gehaltszahlungen zuzugreifen.

Der Grundgedanke: Werden bestimmte Ziele nicht erreicht oder stellen sich Geschäfte, die vor Jahren getätigt wurden, als Verlustbringer heraus, müssen die Verantwortlichen einen Teil ihrer Vergütung zurückgeben – was wohl zahlreiche Investmentbanker ihre Millionenboni für die Jahre 2005 bis 2008 kosten würde.

Druck von der Börsenaufsicht

Ab März 2010 müssen Unternehmen auf Maßgabe der Börsenaufsicht SEC veröffentlichen, wo und wie sie besonders risikoreiches Verhalten belohnen und damit möglicherweise fördern. Das zwingt Unternehmen, Risiken im Zusammenhang mit ihren Vergütungssystemen zu analysieren.

Auch Aktionäre haben jetzt mehr Mitspracherechte in Vergütungsfragen – „Say on Pay“ macht die Abstimmung über Vergütungspakete möglich. Das Votum ist zwar nicht bindend, könnte aber Wirkung haben, wie eine vier Jahre alte Verordnung der SEC zeigt: „Vorher kannten immer nur ganz wenige Leute das gesamte Gehaltspaket“, sagt Vergütungsexperte Don Lindner von der Non-Profit-Organisation WorldatWorks. „Jetzt müssen alle Komponenten aufgeführt sein – Fixgehälter, Optionen, Bonusregelungen, Pensionszusagen, Abfindungsvereinbarungen, aber auch zusätzliche Goodies.“

Allein diese Offenheit habe schon dafür gesorgt, dass die für die Vergütungspakete zuständigen Direktoren „etwas nachdenklicher geworden sind“.

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