Bundeswehr Was Manager von Offizieren lernen können

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Aufgaben delegieren

Diese Routinen aus Bundeswehrzeiten helfen Guido Gravenkötter auch heute noch durch den beruflichen Alltag. Der promovierte Ingenieur und einstige Panzergrenadier ist heute Projektleiter bei Lufthansa Technik, verbessert dort die Logistikprozesse. Bei der Bundeswehr hat er schon mit Anfang 20 gelernt, Führungsverantwortung zu übernehmen, musste selbstständig organisieren und Absprachen treffen. Seinen Führungsstil richtet der 38-Jährige noch heute am Prinzip Führen mit Auftrag aus. Dabei erhalten die Soldaten vom Vorgesetzten keinen konkreten Befehl, sondern ein Ziel vorgegeben - auf welchem Weg sie das erreichen, entscheiden sie selbst.

Diese Taktik fördert das eigenverantwortliche Arbeiten und entlastet das Führungspersonal - egal, ob militärisch oder zivil. „Will ein Chef jede Entscheidung auf dem Weg zum Ziel selbst treffen, sitzt er nur noch in Besprechungen und verfasst Handlungsanweisungen“, sagt Knoll.

„Gerade unerfahrene Vorgesetzte schaffen es oft nicht, Aufgaben zu delegieren“, sagt Stephan Kaiser, Professor für Personalmanagement an der Bundeswehr-Universität München. Dabei solle der Chef nur die großen Leitlinien vorgeben.

Genau das tut Projektingenieur Gravenkötter. Jeden Morgen bittet er sein Team zur Lagebesprechung. Die Gruppe steht im Halbkreis um eine weiße Tafel im Großraumbüro, mit blauen Markern sind darauf die Wochenziele notiert, knapp und präzise formuliert: Eins-zu-eins-Coaching im Lager abschließen, IT-Unterstützung für den Standort Hamburg klären oder Visualisierung der Performance-Kennzahl im Wareneingang festlegen. Hinter jedem Ziel steht das Kürzel eines Mitarbeiters. Die Verantwortlichkeiten sind damit klar verteilt. Gravenkötter lässt sich zwar jeden Morgen auf den neuesten Stand bringen, schreitet aber nur ein, wenn er das Ziel in Gefahr wähnt. „Unser System ist simpel, transparent und sehr strukturiert“, sagt Gravenkötter. „Bei der Bundeswehr wird dieses Führungsprinzip genauso gelebt.“

Und bei der Lufthansa geschätzt: Nur zehn Monate nach seinem Start bekam er die Verantwortung für ein zweites Projekt - das Training hausinterner Führungskräfte. Kämpfen sie in ihren Abteilungen etwa mit zu hohen Kosten oder überzogenen Lieferterminen, sucht Gravenkötter mit den Verantwortlichen nach Lösungen, überarbeitet die Organisation der Abteilung.

Orientierung am Militär

Damit ihre Mitarbeiter genauso strukturiert und effizient arbeiten und entscheiden wie Ex-Soldaten, haben einige Firmen Führungsakademien gegründet: Der US-Handelsriese Wal-Mart etwa hat seit 2009 mehr als 500 Führungskräfte in Lehrgängen ausbilden lassen, die sich an militärischen Führungsprogrammen orientieren. Auch die Bundesagentur für Arbeit hat ein solches Ausbildungszentrum. Dort lernen die Mitarbeiter unter anderem strukturiert führen, Aufgaben delegieren und den richtigen Umgang mit Mitarbeitern.

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