Bundeswehr Was Manager von Offizieren lernen können

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Verantwortung übernehmen

„Bei einer Patrouillenfahrt weiß man nie, was passiert“, sagt Allianz-Mann Gornik. „Soldaten müssen in gefährlichen Situationen schnell Entscheidungen fällen und diese entschlossen umsetzen.“

Spitzenjobs in der Wirtschaft

Kein Wunder also, dass es zahlreichen ehemaligen oder Reserveoffizieren gelungen ist, auch im zivilen Leben ganz nach oben zu gelangen. Der frühere US-Marineoffizier Alan Lafley etwa wurde vom Konsumgüterriesen Procter & Gamble auf seinen Chefposten zurückgeholt. Beim Luxusautobauer Lamborghini steht mit Stephan Winkelmann ein Reserveoffizier an der Spitze wie Hartmut Mehdorn, der Ex-Vorstandsvorsitzende von Heidelberger Druckmaschinen, der Deutschen Bahn, Air Berlin und heutige Chef des Flughafens Berlin Brandenburg.

Oder Thomas Enders, seit einem Jahr Vorstandschef beim multinationalen Rüstungskonzern EADS. Und bekannt für seine deutlichen Ansagen. Den überraschenden Rückzug des damaligen Airbus-Chefs Christian Streiff 2006 bezeichnete er im WirtschaftsWoche-Interview als „Fahnenflucht. Ein Kommandeur verlässt seine Truppe nicht, wenn sie im Feuer steht.“ Verantwortung zu übernehmen bezeichnet er als zentrale Lehre seiner Bundeswehrzeit, außerdem „nie aufzugeben, sich immer wieder selbst zu überwinden“.

Die Chancen, jemanden mit einem so klaren geistigen Gerüst ins Unternehmen zu holen, steigt: Unter den jährlich 14.000 ausscheidenden Zeitsoldaten sind etwa 1.000 Offiziere, im Zuge der Bundeswehrreform verlassen zusätzlich bis zu 6.000 Berufssoldaten die Kasernen.

Welcher Manager-Typ sind Sie?
Eine Statue von George Washington Quelle: AP
Warren Buffett Quelle: dpa
William Howard Taft Quelle: dpa
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Donald Trump Quelle: REUTERS
Woody Allen Quelle: dapd
Elvis Presley Quelle: AP

Doch warum sollen Offiziere besser führen können? Wie erlangen sie diese Fähigkeiten? Wie passen Befehl und Gehorsam in eine Unternehmenswelt mit flachen Hierarchien und Motivationsworkshops?

Die Fragen sind nicht unberechtigt: Wer als Offizier mindestens 13 Jahre bei der Bundeswehr verbracht hat, konnte kaum Erfahrung in der Wirtschaft sammeln. Sie müssen sich in eine Ordnungsstruktur einfinden, die meist weniger hierarchisch und in ihrer Aufgabenverteilung undurchsichtiger ist. Führungsgrundgebiete heißen nun Abteilungen, Lagebesprechungen Meetings. „Offiziere brauchen Zeit zur Akklimatisierung“, sagt Dennis Kampschulte vom Beratungsunternehmen Kienbaum. Dann aber entwickelten sie sich oft „zügig in eine Führungsrolle“.

Dass auch der Umgangston in Unternehmen ein anderer ist als in der Truppe, musste ein Offizier feststellen, der seinen Namen lieber nicht publiziert wissen will: Als er bei seinem neuen Arbeitgeber einstieg, empfanden viele seiner Kollegen seine Art der Kommunikation als Befehlston - was er selbst nicht bemerkte. „Ich musste mich in der neuen Kultur erst mal zurechtfinden“, sagt der Ex-Soldat. Inhaltlich sei er bei seinen deutlichen Ansagen geblieben, er verpacke sie aber rücksichtsvoller.

„Ehemalige Soldaten passen sich an, selbst wenn es für sie erst mal ungewohnt ist, Entscheidungen begründen und Ergebnisse immer mit Zahlen belegen zu müssen“, sagt Sophia von Rundstedt, Geschäftsführerin der gleichnamigen Personalberatung. „In Krisen aber sind sie in der Lage, schnell Entscheidungen zu treffen - weil ihnen über Jahre antrainierte Routinen helfen, Überblick zu gewinnen und klare Anweisungen zu geben.“

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