Hochschulranking 2016 Das sind Deutschlands beste Unis

Studenten in einem Hörsaal der RWTH Aachen Quelle: dapd

Nicht nur Unternehmen, auch Hochschulen müssen sich der Digitalisierung stellen. Das neue Uniranking der WirtschaftsWoche zeigt, welche Hochschulen ihre Studenten am besten darauf vorbereiten.

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Über beruflichen Erfolg entscheidet auch die Wahl der richtigen Fachhochschule oder Universität. Das neue Hochschul-Ranking der WirtschaftsWoche aus dem Jahr 2018 finden Sie hier.

Um bei der nächsten industriellen Revolution dabei zu sein, zettelt Ernst Schmachtenberg eine Revolution an. Der Maschinenbau-Professor und Rektor der RWTH Aachen lässt auf einem 2,5 Quadratkilometer großen Areal in den kommenden Jahren Dutzende neuer Gebäude für fächerübergreifende Forschungsprojekte bauen. In sogenannten Clustern sollen Wissenschaftler die Digitalisierung vorantreiben, etwa in der Produktionstechnik oder in der Logistik.

Alleine der Neubau für die Produktionstechnik kostet 60 Millionen Euro. 15 weitere solcher Forschungsschwerpunkte sind im Aufbau oder geplant. Ohne Fördergelder aus der Wirtschaft wären Investitionen in neue Gebäude und moderne Labore unmöglich – deshalb können sich Unternehmen ebenfalls in die Cluster einmieten. „Immatrikulieren“ nennt Schmachtenberg das. Um im Wettbewerb um Drittmittel zu bestehen, holt er die Unternehmen auf den Campus und bindet sie langfristig. „Das ist, als kämen die Pyramiden zu den Altertumsforschern“, sagt er.

Aachen dominiert in technischen Fächern

Auch die Studenten profitieren von den in Beton gegossenen Industrie-Kooperationen. Sie können die mit moderner Technik ausgestatteten Labore nutzen oder als Hilfswissenschaftler erste Forschungs-Erfahrungen mit hohem Praxisbezug sammeln. Das mache sie zu begehrten Kandidaten für die Industrie, sagt Schmachtenberg. „Die Arbeitslosenquote unserer Studenten geht schon wenige Wochen nach dem Abschluss praktisch gegen null.“

Deutschlands beste Universitäten im Überblick

Wie begehrt digital geschulte Absolventen sind, zeigt auch das aktuelle Hochschulranking der WirtschaftsWoche, für das die Beratungsgesellschaft Universum 540 Personalverantwortliche von Unternehmen befragt hat. Aus einer Liste aller Hochschulen konnten sie diejenigen wählen, deren Absolventen ihre Erwartungen am meisten erfüllen. Pro Fach konnten sie mehrere Unis nennen. Der Schwerpunkt des Rankings liegt auf wirtschaftsnahen Fächern wie BWL, Maschinenbau, Informatik oder Jura.

Das sind Deutschlands beste Fachhochschulen

"Es zeigt sich, dass diejenigen Hochschulen besonders gut abschneiden, die ihre Studenten am besten auf die Digitalisierung vorbereiten“, sagt Stefan Lake, Deutschland-Chef von Universum. Industrie 4.0, Big Data oder Digitalisierung seien branchenübergreifende Trendthemen, die auch immer mehr Personalverantwortliche umtreiben.

Informatik studieren Sie am besten an diesen Universitäten

Kein Wunder also, dass Universitäten wie Aachen, die kräftig in interdisziplinäre Forschung zur Digitalisierung investieren, auch bei Personalverantwortlichen beliebt sind: So belegt die RWTH im aktuellen WiWo-Ranking in den Fachbereichen Wirtschaftsingenieurwesen, Maschinenbau und Informatik den ersten Platz. Dazu kommen zwei dritte Plätze in der Elektrotechnik und den Naturwissenschaften. Auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die TU Darmstadt und die TU München belegen mehrfach Top-3-Platzierungen in den sogenannten Mint-Fächern.

Im Vergleich zu den Vorjahren hat Universum die Befragungs-Methode angepasst. Die Antworten der Personaler wurden gewichtet. Das bedeutet: Ihre Antworten beeinflussen das Ranking stärker oder schwächer, je nachdem, ob ihre Branche in der Umfrage im Vergleich zur deutschen Firmenlandschaft über- oder unterrepräsentiert ist. Daher lassen sich die aktuellen Ergebnisse des WiWo-Hochschulrankings nicht direkt mit Umfrageergebnissen aus den Vorjahren vergleichen.

Mannheimer BWL ist Spitze

Im Fach Volkswirtschaftslehre belegt die Universität Frankfurt den ersten Platz, vor der LMU München, der Uni Köln und der Uni Mannheim. Ähnlich wie in Aachen setzt man auch in Frankfurt auf interdisziplinäre Forschungsfelder zu Themen, die für die Wirtschaft von zentraler Bedeutung sind. So forschen am Frankfurter House of Finance rund 200 Wissenschaftler – Betriebswirte, Volkswirte und Juristen – zu Themen wie der Stabilität von Finanzmärkten, Bankenregulierung oder Digitalisierung der Finanzbranche. Allein 40 Professuren sind dort angesiedelt.

„Diese Ballung von Fachleuten ist einzigartig“, sagt Wolfgang König, Professor für Wirtschaftsinformatik und Direktor des House of Finance. Zu den Förderern der Einrichtung gehören die Deutsche Bank und die Allianz. „Ohne Unterstützung aus der Wirtschaft hätten wir unseren Weg nur deutlich langsamer gehen können“, sagt König. So konnten etwa Spitzenforscher wie der Volkswirt und Wirtschaftsweise Volker Wieland, der zuvor in den USA gearbeitet hat, mit einer Stiftungsprofessur an die Uni Frankfurt geholt werden.

In der Bewerbung spielt die Universität keine große Rolle

Im Fach Betriebswirtschaftslehre belegt die Universität Mannheim den ersten Platz, mit deutlichem Vorsprung vor der LMU München und der privaten WHU in Vallendar.

Elektrotechnik studieren Sie am besten an diesen Universitäten

Neben der WHU schaffen es mit der Frankfurt School of Finance, der European Business School in Oestrich-Winkel und der ESCP Europe in Berlin noch drei weitere private Hochschulen in die Top-Ten des WiWo-Hochschulrankings.

Allerdings spielt für viele Unternehmen nicht nur eine Rolle, von welcher Uni ein Bewerber kommt. Die befragten Personal-Entscheider achten bei der Auswahl von Bewerbern vor allem auf die Persönlichkeit des Job-Aspiranten und seine Praxiserfahrung. Ebenfalls wichtig sind die Art des Hochschulabschlusses, die Abschlussnote, sowie gute Englischkenntnisse. Diese Ergebnisse des WiWo-Hochschulranking bestätigt auch die Personalabteilung des Chemiekonzerns BASF: „Die Universität spielt im Auswahlverfahren keine dominierende Rolle“, erklärt das Unternehmen. Neben Fachkenntnissen eines Bewerbers seien Auslandserfahrungen und interkulturelle Kompetenz besonders wichtig.

BWL studieren Sie am besten an diesen Universitäten

Mentoren für den Berufseinstieg

Eine Initiative der Universität Mannheim fördert Studenten genau in diesen Bereichen: Der Ehemaligen-Verein der Uni, „Absolventum“, vermittelt Studierenden einen Mentor, der mitten im Beruf steht und früher ebenfalls in Mannheim studiert hat.

Jura studieren Sie am besten hier

Einer von ihnen ist Michael Drzymala. Er hat vor gut 15 Jahren sein BWL-Diplom an der Uni Mannheim gemacht, heute ist er Manager bei Daimler. Er begleitet seine „Mentees“ mindestens ein Jahr lang. „Ich helfe ihnen dabei, grundsätzliche Fragen zu beantworten: Wohin will ich, und was muss ich dafür tun?“, sagt Drzymala. Damit verbunden seien ganz konkrete Fragen: Lohnt sich ein MBA? Gehe ich ins Ausland? Welche Praktika passen in mein Profil? „Auch bei solchen Fragen kann ich weiterhelfen“, sagt Drzymala. Manche seiner Studis lassen sich eher allgemein beraten, andere nutzen den direkten Draht zum Unternehmen: An seine Mentees vermittelt Drzymala auch Praktika bei Daimler, einer seiner Schützlinge stieg nach dem Studium direkt beim Stuttgarter Autobauer ein.

Praxisvorträge sind das Salz in der Suppe

Auch beim Thema Digitalisierung sieht Drzymala die Uni Mannheim gut aufgestellt – schließlich trägt er selbst dazu bei, dass das Thema im MBA-Programm der Mannheim Business School nicht zu kurz kommt. Bei Daimler kümmert sich Drzymala um den Bereich Big Data. An seiner Alma Mater verantwortet er eine Fallstudie, in der sich der Manager-Nachwuchs neun Monate lang mit dem Thema Digitalisierung in der Automobilbranche beschäftigt.

Breites Studienangebot lohnt sich

Auch an vielen anderen Universitäten sind Dozenten aus der Privatwirtschaft längst der Normalfall: So kommen etwa an der Universität Frankfurt Dozenten von der Europäischen Zentralbank, der Bundesbank oder der KfW. Ernst Schmachtenberg von der RWTH Aachen setzt ebenfalls auf Praxisvorträge von Gästen aus der Wirtschaft: „Die sind das Salz in der Suppe für die Studenten.“

Maschinenbau studieren Sie am besten an diesen Universitäten

Sie zeigten die praktische Anwendung der in technischen Fächern mitunter hochkomplexen und theoretischen Materie.

Naturwissenschaften studieren Sie am besten hier

Um einen hohen Praxisbezug der Studienfächer zu gewährleisten und fächerübergreifenden Themen wie der Digitalisierung gerecht zu werden, setzen viele Hochschulen auf spezialisierte Bachelor- und Masterstudiengänge. Dieser Trend lässt sich auch in der Statistik der Hochschulrektorenkonferenz ablesen: So stieg die Zahl der Studiengänge in Deutschland innerhalb von zehn Jahren von rund 11.000 auf über 17.000.

VWL studieren Sie am besten an diesen Universitäten

Besonders Privatunis und Fachhochschulen zeigen sich erfinderisch, was die Gründung neuer Studiengänge angeht. So bietet die WHU den deutschlandweit ersten Masterstudiengang für Unternehmensgründung an. Und an der Technischen Hochschule Köln kann man sich zwischen einem traditionellen BWL-Bachelor und Programmen wie „Banking und Finance“, „Financial Services Management“, „International Business“ oder „Insurance Management“  entscheiden.

Weibliche Studenten bevorzugen Marketing, männliche Controlling

Bei den Arbeitgebern kommt diese Spezialisierung offenbar gut an: Die TH Köln landet im WirtschaftsWoche-Ranking unter den Fachhochschulen im Fach BWL auf dem dritten Rang hinter der FH Reutlingen und der Hochschule Pforzheim.

Wirtschaftsinformatik studieren Sie am besten an diesen Universitäten

Die Fächervielfalt im Bereich Wirtschaftswissenschaften ist zudem ein Weg, um auf die Vorlieben von weiblichen und männlichen Studieninteressierten einzugehen. Die unterscheiden sich mitunter deutlich, wie eine aktuelle Umfrage des Bundesverbandes der Volks- und Betriebswirte unter 850 Studierenden zeigt. Demnach bevorzugen mehr weibliche als männliche Studenten BWL-Spezialisierungen wie Marketing, Wirtschaftspsychologie oder Kommunikation. Für technische Spezialisierungen wie Wirtschaftsprüfung und Controlling, aber auch Entrepreneurship, interessieren sich dagegen mehr Männer.

Wirtschaftsingenieurwesen studieren Sie am besten an diesen Universitäten

Das aktuelle Uni-Ranking zeigt: Hochschulen, die in Forschung investieren, Trendthemen wie die Digitalisierung auf die Agenda setzen und ein breites Studienangebot bieten, bereiten ihre Studenten am besten auf den Berufseinstieg vor. In diesem Fall geht es den Hochschulen wie den Unternehmen: Wer sich für die digitale Revolution nicht rüstet, könnte den Anschluss verlieren.

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