Studenten liegen bis mittags im Bett? Die Realität sieht so aus: 72 Prozent der Studenten, die an deutschen Unis eingeschrieben sind, studieren pro Woche mindestens 20 Stunden. 35 Prozent büffeln zwischen 20 und 30 Stunden pro Woche, 27 Prozent sitzen zwischen 30 und 40 Stunden über den Büchern. Zehn Prozent lernen sogar noch mehr. Außerdem arbeitet die Mehrheit noch fünf bis zehn Stunden in einem Nebenjob, engagiert sich etwa viereinhalb Stunden pro Woche ehrenamtlich oder kümmert sich um Familienmitglieder. Das ist das Ergebnis einer Befragung unter 1400 Studenten durch Univativ, ein Personaldienstleister, der Jungakademiker in Jobs vermittelt.
Der Umfrage "unicensus kompakt" zufolge ist der Zeitaufwand stark vom Studienfach abhängig. Demnach haben die Juristen die meiste Arbeit. 67 Prozent von ihnen verbringen mindestens 30 stunden pro Woche in Vorlesungen und über ihren Büchern. Bei den Medizinern sagen das 63 Prozent. Deutlich geringer ist dagegen der Anteil stark ausgelasteter Studenten unter Kunst-, Musik- und Sportstudenten (38 Prozent), Geistes- und Sozialwissenschaftlern (35 Prozent) oder Wirtschaftswissenschaftlern (34 Prozent). Damit schieben die angehenden Ökonomen die ruhigste Kugel.
Dissertationen rauben mehr Nerven als der Bachelor
Außerdem macht es einen Unterschied, welchen Abschluss ein Student anstrebt: 74 Prozent der Promovierenden und 60 Prozent der Staatsexamenskandidaten verbringen wöchentlich 30 Stunden oder mehr mit ihrem Studium. Unter Bachelor- und Masterstudenten sind es nur 36 und 34 Prozent.
Die 10 deutschen Städte mit dem größten Studentenanteil
Der Deutsche Akademische Austauschdienst veröffentlicht regelmäßig Berichte zum deutschen Hochschul- und Forschungssystem. Stand dieser Auswertung: Herbst 2016.
Die rheinland-pfälzische Stadt Kaiserslautern schafft es gerade so in die Top Ten - mit einem Studierendenanteil in der Bevölkerung von 21 Prozent. In Kaiserslautern sitzen neben der Technischen Universität Kaiserslautern auch die Hochschule Kaiserslautern. Außerdem ist das University College Europe (UMUC Europe) der University of Maryland dortansässig.
Regensburg hat einen Studierendenanteil von 22 Prozent bei der Gesamtbevölkerung. In der Stadt kann an der Ostbayerischen Technischen Hochschule, der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik, der Akademie für Darstellende Kunst und der Universität Regensburg studiert werden.
In Aachen sind 23 Prozent der Gesamtbevölkerung Studierende. Sie werden an der FH Aachen, der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH), der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Standort Aachen), der FOM Hochschule oder der Katholischen Hochschule ausgebildet.
In Heidelberg ist jeder vierte Bewohner Student (25 Prozent der Bevölkerung). Hier wird an der Alten Pädagogischen Hochschule, der Internationalen Berufsakademie der F+U, der Hoschule für Jüdische Studien, der Hochschule für Kirchenmusik, der Hochschule für Internationales Management oder der SRH Hochschule Heidelberg studiert.
In Göttingen sind 28 Prozent der Bevölkerung Studierende. Die Hochschulen der Stadt sind die PFH Private Hochschule, Georg-August-Universität Göttingen, die Göttinger Akademie für Psychotherapie und die HAWK Hochschule Hildesheim (Standort Göttingen).
In Marburg liegt der Studierendenanteil in der Bevölkerung bei 30 Prozent. In dieser Stadt wird an der Philipps-Universität oder der Evangelischen Hochschule Tabor studiert.
In Würzburg liegt der Studierendenanteil ebenso hoch wie Marburg - bei 30 Prozent. Hier ist die Hochschullandschaft aber etwas größer. Studenten werden an der Hochschule für Musik, der Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Hamburger Fern-Hochschule (Studienzentrum Würzburg), der HAW Würzburg-Schweinfurt oder der Julius-Maximilians-Universität ausgebildet.
In Tübingen ist etwa jeder dritte Bewohner Student (33 Prozent der Gesamtbevölkerung). In der baden-württembergischen Stadt kann an der Eberhard-Karls-Universität oder der Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche studiert werden.
In Darmstadt liegt der Studierendenanteil bei 34 Prozent der Gesamtbevölkerung. Auch hier wird an zwei Hochschulen gelehrt: der Hochschule Darmstadt und der Evangelischen Hochschule Darmstadt.
In Gießen sind 34 Prozent der Bewohner Studenten. Wer in Gießen lebt und lernt, ist an der Technischen Hochschule Mittelhessen, der Freien Theologischen Hochschule (FTH) oder der Justus-Liebig-Universität Gießen eingeschrieben.
30 Stunden Uni, zehn Stunden Job, vier Stunden Ehrenamt und dann noch die familiären Verpflichtungen: Für jeden fünften Studenten ist das zu viel. "Viele Studenten tanzen auf mehreren Hochzeiten: Sie bemühen sich um gute Noten, sammeln Praxiserfahrung und müssen sich zusätzlich noch um ihre Studienfinanzierung kümmern. Das kann schnell zu Überforderung führen", bestätigt Univativ-Geschäftsführer Olaf Kempin hinzu.18 Prozent der Befragten gaben an, überlastet zu sein. Auch hier gibt es große Unterschiede nach Fachbereich: Während nur fünf Prozent der Studierenden in den Fächern Kunst, Musik und Sport überfordert sind, klagt mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Mediziner über ein zu hohes Pensum, gefolgt von 40 Prozent der Juristen und 25 Prozent der Naturwissenschaftler und Mathematiker.
Überfordert fühlen sich auch vor allem Studenten, die auf ein Staatsexamen hinarbeiten (43 Prozent) oder promovieren (32 Prozent). Nicht ausgelastet hingegen sind fast jeder fünfte (19 Prozent) Kunst-, Musik- und Sportstudent sowie jeder zehnte IT-ler und Wirtschaftswissenschaftler.