Steigende Arbeitsbelastung Wie der Job uns krank macht

Überstunden, ständige Erreichbarkeit, mangelnde Wertschätzung: Die steigende Arbeitsbelastung im Beruf macht immer mehr Menschen krank - und das kostet die Wirtschaft Milliarden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Erkältung, Rücken- und Kopfschmerzen. Quelle: Getty Images

Immer mehr Menschen sind gestresst. Dies geht längst über das bloße Gefühl hinaus, mittlerweile ist statistisch und wissenschaftlich nachweisbar, dass immer mehr Menschen in der Folge von chronischer Überbelastung krank werden. Insbesondere psychische Erkrankungen, Rückenschmerzen und Erkältungen nehmen zu. Erst Anfang des Jahres hat die Hans-Böckler-Stiftung eine Studie veröffentlicht, in der sie branchenübergreifend mehr als 2000 Betriebsräte zu den Bedingungen in ihren Unternehmen befragt hat.

Das Ergebnis: Zeitdruck und Arbeitsintensität sorgen für eine Zunahme psychischer Erkrankungen in deutschen Betrieben. Insgesamt leiden rund fünf Millionen Deutsche an Depressionen, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Eine steigende Anzahl ist wohl auf die Zunahme von Stress und Druck am Arbeitsplatz zurückzuführen.

Insbesondere Zielvereinbarungen und Vertrauensarbeitszeit, so zeigt es die Studie der Böckler-Stiftung, hätten statt zu mehr Selbstbestimmung und Selbstorganisation der Beschäftigten zu einem stressigeren Arbeitsalltag geführt. Andere Studien zeigen, dass sich bereits jeder Zweite am Arbeitsplatz gestresst fühlt.

Diese Dinge auf der Arbeit können krank machen

„Wir und andere Forscher haben in Langzeitstudien gezeigt, dass Arbeitnehmer, die sich für ihre Arbeit nicht angemessen wertgeschätzt fühlen, unter Dauerstress leiden“, sagt der Düsseldorfer Medizinsoziologe Johannes Siegrist. „Es ist eine Gratifikation–Krise.“

Die Folge: Das Risiko an einem Herzinfarkt oder einer Depression zu erkranken, steigt um bis zu 80 Prozent an. Das treffe vor allem auf Gesundheits- und Pflegeberufe zu.

Denn oft fehlt es den Arbeitnehmern nicht nur an Anerkennung und Wertschätzung, sondern auch den Möglichkeiten sich in sicheren Arbeitsverhältnissen weiterzuentwickeln. „Nicht zuletzt durch die wirtschaftliche Globalisierung ist es zu einer hohen Lohnkonkurrenz gekommen – durchaus mit negativen Effekten.“

Was bei der Arbeit stresst

Ähnlich sieht das auch Michael Pfingsten, Leitender Psychologe am Universitätsklinikum in Göttingen: "Wir haben in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass die schwierige wirtschaftliche Situation, die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes, die geringe Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen, „Mobbing“ im Kollegenkreis, generell Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen und der ständig zunehmende Druck in unserer Gesellschaft das Risiko für das Auftreten von Stressbelastungen und die Chronifizierung von Rückenschmerzen stark erhöht."

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%