Die Kampagne: Nett, blass, Laschet. Wer die aktuellen CDU-Plakate sieht, kommt sich vor wie auf einer Zeitreise in die politische Kommunikation von ganz früher, als Helmut Kohl noch Deutschland regierte. Auch wenn Laschets Slogan "Zuhören. Entscheiden. Handeln." stark an Gerhard Schröders Kampagne in den 90ern erinnert: Gegen den am Zaun des Kanzleramtes rüttelnden Aufsteiger Schröder wirkt Armin Laschet wie "Muttis Bester".
Mal sitzt er da mit gefalteten Händen und lächelt. Mal gibt er jovial lächelnd in einer Traube von Rentnern den Menschenfreund. Das soll nahbar und sympathisch wirken, weil offenbar der Schock des Norbert Röttgen-Wahlkampfes bei der NRW-CDU noch tief sitzt.
Röttgen galt immer als "Muttis Klügster", doch die Herzen der Menschen erreichte der Vordenker mit seiner Leidenschaft für Visionen nicht. Themen-Plakate wie "Mehr Lehrer. Weniger Unterrichtsausfall" machen den Laschet-Auftritt leider nicht progressiver. Solide, aber für eine Partei, die an die Regierung will, sehr brav.
Die Kommunikation: "Er versucht als einziger Spitzenkandidat fortlaufend, seine Antworten mit für Politiker typischen Gesten zu unterstützen", hat Rhetorik-Experte Michael Ehlers erkannt. Das Risiko seines Stils: Laschet bleibt nur schwer in Erinnerung. Denn sein Markenzeichen ist in Sprache und Auftritt Konformität. Armin Laschet fehlt es an Ecken und Kanten und er orientiert sich dabei offenbar an Angela Merkel. Ein Mensch ohne Reizpunkte. Das kann - siehe Merkel - durchaus erfolgreich sein.
Sylvia Löhrmann, GRÜNE
Die Kampagne: "Zusammen ist es NRW" lautet der Slogan der grün-gelben Plakate, die an Anti-AKW-Proteste und Sonnenblumen im Bundestag erinnern. Damit fallen die Grünen auf, weil sie wirken wie ein Retro-Trip in die 80er Jahre. Auf dem Plakat: ein Portrait der Spitzenkandidatin, die als Schulministerin des größten Bundeslandes so schlicht präsentiert wird wie eine Kommunalpolitikerin. "1. Mehr Haltung. 2. Weniger Hass." lautet Löhrmanns Botschaft. Oder "1. Neue Energie. 2. Neue Jobs." Das ist einfach, klar, aber sehr angepasst und bürgerlich für eine Partei, die in aktuellen Umfragen gerade Richtung 5-Prozent-Hürde stürzt. Waren die GRÜNEN nicht mal Revoluzzer? Die Kampagne wirkt rückwärtsgewandt und wie aus einer anderen Welt, in der lieber leidenschaftlich über alternative Energien statt über den Kampf gegen den Terror gestritten wird. Eine gewagte Rückkehr zum alten grünen Markenkern.
Tipps für die perfekte Rede
Schon beim Betreten des Raumes oder auf dem Weg zum Rednerpult müssen Sie konzentriert sein und Ihre Sprechhaltung einnehmen. Denn die Zuhörer nehmen Sie schon wahr, bevor Sie die Bühne betreten.
Reden Sie nie ohne Plan. Auch wenn Sie sich im Thema blind auskennen – überlegen Sie sich ganz genau, wie Sie Ihren Zuhörern die Informationen vermitteln wollen.
Machen Sie sich Stichwörter auf Moderationskarten. Ein ausformulierter Text ist unübersichtlich und verführt zum monotonen Ablesen.
Verzichten Sie auf lange Handouts oder eine vollgestopfte PowerPoint-Präsentation – Folien oder Charts sollen den Vortrag unterstützen und ihn nicht überflüssig machen.
Was wollen Sie erreichen? Bauen Sie eine Beziehung zu ihrem Publikum auf und verzichten Sie auf Belehrungen von oben herab. Damit die Distanz zwischen Ihnen und Ihren Zuhörern nicht zu groß wird, sprechen Sie sie direkt an und beziehen Sie sie so in den Vortrag mit ein.
Ihre Gesten müssen das Gesagte unterstreichen und gezielt eingesetzt werden. Zu viel Bewegung kann vom Inhalt ablenken und wirkt hektisch. Symmetrische Gesten und eine geschlossene Körperhaltung, zum Beispiel verschränkte Arme, kommen beim Zuhörer nicht gut an.
„Meiner Meinung nach“, „Am Ende des Tages“, „äh“ oder „übrigens“ sind Floskeln, die Sie nicht brauchen und den Zuhörer nerven. Überlegen Sie, was Sie stattdessen sagen können, damit Sie diese Lückenfüller nicht brauchen.
Wählen Sie Ihre Formulierungen so, dass Sie deren Inhalt glaubwürdig vertreten können. Neutrale Ausdrücke können dabei helfen, falls eigenes Empfinden und Firmenpolitik auseinander fallen.
Sich über Nervosität zu ärgern oder sie verdrängen zu wollen, macht es meist noch schlimmer. Nehmen Sie ihre Nervosität hin. Häufig erhöht sie sogar die Konzentration.
Die Kommunikation: "Es fällt schwer, sich auf Inhalte zu konzentrieren, wenn sich Sylvia Löhrmann mit ihrem grünen, von Blumen übersäten Blouson im 70er-Jahre-Stil etwas zu sehr am Parteinamen orientiert", kritisiert Rhetorik- und Kommunikations-Experte Michael Ehlers beim Anschauen des WDR-Kandidatencheck-Videos der grünen Spitzenfrau. Außerdem erkennt er "klare Defizite in Sachen Präzision und Struktur". Sein Urteil: Löhrmanns Äußerlichkeiten lenken ab, ihre Antworten strengen an.