Zeit scheint in der hektischen Gesellschaft so rar geworden zu sein, dass inzwischen ein neuer Markt entstanden ist. Wir laufen gestresst durch den Alltag und geben dann einen Haufen Geld für Yoga- und Entspannungskurse aus. Wir dekorieren unsere Häuser mit Mini-Zengärten, ergonomischen Meditationskissen und Springbrunnen mit LED-Lichteffekt und merken kaum, dass wir damit versuchen, unsere innere Ruhe in kürzerer Zeit zu maximieren und eine steilere Kurve auf dem Zeit-Nutzen-Diagramm herzustellen.
Dabei wusste schon das kleine Mädchen Momo aus dem gleichnamigen Kinderbuch von Michael Ende, dass es nichts bringt, immer mehr Zeit sparen zu wollen. Denn die Zeit ist keine Ware, die wir für spätere Zwecke zurücklegen und uns ansammeln können.
Vielmehr ist sie kontinuierlich mit uns verbunden, wir alle besitzen täglich das gleiche Kontingent an zeitlicher Ressource: 24 Stunden, die bei allen objektiv betrachtet gleich schnell vergehen. Was wir mit dem Tag anstellen, liegt letztlich allein in unserer Hand.
In Endes Roman versuchen die meisten Figuren verbittert, Zeit zu sparen und effizienter zu arbeiten. Letztlich bleibt die eingesparte Zeit aber einfach weg, die Figuren des Romans bekommen sie nicht wieder, was dazu führt, dass sie nach und nach ihr Lächeln verlieren und nur noch schlecht gelaunt durchs Leben gehen. Momo ist die einzige Person, die Zeit besitzt und diese mit anderen Menschen teilen kann. Sie fängt gar nicht an zu sparen, sondern verschenkt ihre Zeit und wird dadurch erst richtig reich. Nicht reich an Geld oder materiellen Gütern, sondern reich an Liebe und Glück.
Vielleicht sollten wir uns alle ein Beispiel an Momo nehmen. Wir haben die Entscheidung, ob wir uns Zeit im Leben nehmen oder ob uns die Zeit das Leben nimmt. Wenn wir uns bei jemandem nicht melden, so liegt dies nicht daran, dass wir keine Zeit haben, denn jeder von uns verfügt über die gleiche Anzahl an Stunden pro Tag. Es ist alles eine Frage der Prioritätensetzung – und vielleicht täten wir gut daran, unsere Gewichtungen nochmal zu überprüfen, bevor wir das nächste Mal unseren Partner, unsere Freunde und Kinder abwimmeln mit der Begründung, noch etwas Wichtiges erledigen zu müssen.
Denken Sie positiv!
Das Konzept stammt von Günter Lueger und ist ein leichter Einstieg in positives Denken. Wir tendieren dazu, Menschen und Dinge als stabil wahrzunehmen. Bei einer Kollegin, die wir als schwatzhaft abgespeichert haben, fällt es uns jedes Mal auf, wenn sie schwatzt. Achten Sie mal darauf, wann die Kollegin still ist.
Der amerikanische Begründer der Positiven Psychologie, Martin Seligmann, hat 80 Millionen Tweets und Nachrichten bei Facebook bezüglich der verwendeten Worte ausgewertet. Es zeigte sich, dass die besonders häufige Verwendung von Worten wie „fucked“ „hate“ „bored“ das Auftreten einer Herzkreislauferkrankung besser vorhersagt, als die Auswertung der medizinischen Risikofaktoren. Es gab auch Worte, die mit einem geringen Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verbunden waren wie „thanks“, „great“, „interesting“, „love“.
Die Psychologin Barbara L. Fredrickson und Ihr Team wiesen nach, dass Menschen, die viele positive Erinnerungen haben, freundlicher und glücklicher sind. Glückliche Erinnerungen kann man sich schaffen. Zählen sie am Abend die angenehmen Dinge des Tages statt der negativen Erlebnisse.
Ute Eberle verfolgte Experimente zum Training von Optimismus und konnte zeigen, dass 5 Minuten Tagträumen zu mehr Optimismus führen.
Christian Heinrich konnte zeigen, dass unsere guten Gefühle, egal ob echt oder unecht, wirken und uns z. B. stressresistenter und gesünder machen. Es lohnt sich also auch, sich einzureden, gut gelaunt zu sein.
In dem Roman Momo gibt es ein schönes Zitat, das folgendermaßen lautet: „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.
Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“ Verlängern wir also die Momente, die wir uns für Herzensdinge nehmen. Für die Familie, für Freunde und für uns selbst. Achten wir auf ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben und füllen wir unsere Zeit mit Leben.