Top-Manager ausgezeichnet VW-Chef Diess ist der Entscheidungsmacher 2020

Für sein Engagement für die Elektromobilität wird VW-Chef Herbert Diess von der WirtschaftsWoche und KPMG zum Entscheidungsmacher 2020 gekürt. Virologe Christian Drosten erhält den Sonderpreis.

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uZum dritten Mal küren die WirtschaftsWoche und KPMG Führungspersönlichkeiten, die mit ihren Entscheidungen für Mut und Führungsstärke stehen. Wie gehen die Top-Manager mit Drucksituationen um? Welche Rolle spielt Intuition? In diesem Jahr nimmt VW-Chef Herbert Diess die Auszeichnung zum „Entscheidungsmacher 2020“ entgegen. Beat Balzli, Chefredakteur der WirtschaftsWoche, resümiert: „Keiner treibt das Thema E-Mobilität so konsequent voran. Keiner kämpft so kompromisslos gegen die Verbrennerlobby.“

Durch die Coronapandemie ist alles anders: Die Zuschauer lernen die Nominierten in diesem Jahr per Live-Übertragung aus dem WirtschaftsWoche-Studio in Düsseldorf kennen. Feierlich ist es. Roter Hintergrund, Scheinwerfer, Kameras. Und Schilder an den Türen: „Achtung Aufnahme, bitte Ruhe“.

Und noch etwas ist diesmal anders: Es gibt zwei Gewinner. Christian Drosten erhält den Sonderpreis „Entscheider in der Pandemie“. „Im Rahmen von Forschungsprojekten treffe ich ständig Entscheidungen. Was die Coronapandemie angeht, da kann ich nur Hintergrundinformationen liefern und versuchen, einen Teil zur Debatte beizutragen,“ sagt er im Interview.

Diess konnte sich gegen zahlreiche prominente Manager durchsetzen. Nominiert waren Douglas-Chefin Tina Müller, Sartorius-CEO Joachim Kreuzburg, die Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG Angela Titzrath sowie Zalando-Co-Chef Rubin Ritter.

Diess ist entschlossen, VW - groß geworden mit Verbrennungsmotoren - zum E-Mobilitätskonzern umzurüsten. Der Kurswechsel hat ihm viel Kritik eingebracht. Der Dieselskandal käme die Investoren teuer zu stehen, heißt es auf der Online-Hauptversammlung am Mittwoch. Auch gegenüber weiten Teilen der deutschen Automobilindustrie steht Diess mit seiner Strategie fast allein da: BMW und Daimler wagen sich nur in kleinen Schritten in das Elektrozeitalter vor.

Elon Musk hingegen bewundert den deutschen Manager. Er war übrigens einer der ersten, dem Diess den neuen VW ID.3, das erste rein elektrische Massenmodell des Konzerns, das auf einer eigenen E-Plattform entwickelt wurde, vorstellte. Auch die VW-Eigentümer Porsche-Piech stehen hinter Diess' Strategie – denn sie pusht die Aktie.

Wie mutige Entscheidungen die Wirtschaft formen

Als Chef großer Unternehmen Entscheidungen zu treffen, ist in diesen Tagen nicht leicht. Arbeitnehmer bangen um ihre Jobs, Aktionäre um die Gewinnentwicklung in den kommenden Jahren. Auch Virologe Christian Drosten steht vor schwierigen Entscheidungen. Mit seinem Podcast erreicht er weite Teile der Bevölkerung. Als Virologe berät er die Politik und trägt indirekt zu ihren Beschlüssen bei. Damit hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Kritiker der Corona-Maßnahmen projizieren ihren Verdruss auf ihn, selbst Morddrohungen hat der ehemalige Bonner Virologie-Professor bereits erhalten. Wie geht er mit Zweifeln um? „In der wissenschaftlichen Arbeit versuche ich, Dinge, die nicht wasserdicht sind, mehrfach zu prüfen. Wenn man über zwei oder drei Wege zum selben Ergebnis kommt, kann man davon ausgehen, dass die Annahme stimmt.“ So haben er und sein Team nachträglich frühere Entscheidungen, zum Beispiel die Verhängung des Lockdowns im März dieses Jahres, überprüft. „In der Retrospektive waren die Maßnahmen richtig.“ Es komme nicht allein auf die Todeszahlen an, sondern auch auf die langfristigen Folgen. „Selbst diejenigen, die die Intensivstation überlebt haben, müssen zum Teil noch lange mit dem Virus kämpfen.“ Hohe Krankenstände sind die Folge.

Tui-Chef Friedrich Joussen, der den Entscheidungsmacher-Preis 2018 gewann, zieht Jahresbilanz. Als er 2013 zu Tui wechselte, baute der ehemalige Vodafone-Chef den Tourismuskonzern radikal um, indem er auf die renditeträchtigen Reisebestandteile wie Hotels und Kreuzfahrten setzte. Mit dem Strategiewandel hatte er Erfolg. Heute schreibt der Konzern rote Zahlen. Von April bis Juni sackte der Umsatz auf 72 Millionen Euro ab. Joussen zeigt sich besorgt. „Im März kam der Lockdown und unser Umsatz war für einige Monate gleich null. Und die Kosten liefen weiter.“ Am Mittwoch erhielt der Reisekonzern weitere 1,2 Milliarden Euro, um die Coronakrise zu bewältigen. Die Summe reiche, um den „Winter-Low-Point“ zu überstehen, erklärt der Manager. Auf die Frage von WiWo-Chefredakteur Beat Balzli, wie man als CEO Entscheidungen treffe, wenn sich die Fakten jeden Tag änderten, antwortet er: „Wenn man keinen Umsatz macht, versucht man, sein Geld zusammenzuhalten.“

So geht es wohl den meisten Unternehmern in der Krise. Gute Entscheidungen erfordern Mut, gegen Widerstände für die eigene Idee zu kämpfen. Zum Abschluss stoßen die drei Moderatoren an. Auf „Mut und gute Entscheidungen“.

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