Erfolgsfaktor Lächeln Warum gute Laune Ihrer Karriere hilft

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„Man muss seine Mitarbeiter nicht notwendigerweise mit einem großzügigen Bonus, mit teuren Mittagessen und Massagen im Büro verwöhnen – auch wenn die meisten Arbeitnehmer derartige Aufmerksamkeiten sehr schätzen“, sagt Linda Kaplan Thaler, Co-Autorin des gerade auf Deutsch erschienen Bestsellers „The Power of Nice“. Viel wichtiger sei, die Arbeit jedes einzelnen Mitarbeiters wertzuschätzen und ihm genug Freiräume zu geben.

„Ein fröhliches Arbeitsklima hat immer etwas mit Klarheit und Transparenz zu tun“, sagt der Aachener Unternehmensberater und Autor eines Buchs über „Launologie“, Dirk Gratzel. Wer oberflächlich lächelt, während er in den Hosentaschen die Fäuste ballt, macht sich unglaubwürdig. Es sei ein Irrglaube, dass Manager ihre Worte stets in verklausulierte Phrasen und Floskeln kleiden müssten, damit sie ja niemanden demotivieren. Tatsächlich verunsichern sie ihre Belegschaft damit nur noch mehr – und das dämpft die Stimmung erheblich.

Allein das Gegenteil ist richtig: Klare Worte finden – und dabei durchaus Gefühle zeigen. Das wirkt authentisch und erzeugt Vertrauen. Und gilt sogar für schlechte Laune: Auch die dürfen Manager ab und an zeigen, „allerdings nur, wenn sie sich über Fehler ärgern, die immer wieder passieren“, sagt Gratzel. Dann kann und muss ein Chef das sogar verbalisieren, damit die Mitarbeiter den Grund seiner Verstimmung verstehen und beheben können.

Auch selbst kann man einiges dazu beitragen, seine eigene Laune zu heben. Die ist schließlich nichts, was von äußeren Umständen abhinge. Vielmehr ist Heiterkeit zuerst eine Willensentscheidung, ein „kognitives Urteil, wie wir die Dinge sehen wollen“, sagt der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer.

Bettina Heider-Weigandt sieht die Dinge schon von Berufs wegen positiver. Seit 15 Jahren arbeitet sie bei Vodafone in Düsseldorf und seit zwölf Jahren als Abteilungsleiterin für Verkaufsförderung. In dem Job muss man einfach gut drauf sein. Alles andere wäre schlecht fürs Geschäft.

Läuft das trotzdem mal schlecht, nutzt die 44-Jährige einen alten Trick: „Ich gehe auf die Toilette, sehe in den Spiegel und lächle mir zu.“ Solange, bis sich ihre Laune verbessert. „Es bringt ja nichts, seine schlechten Launen auszuleben oder an den Mitarbeitern auszulassen“, sagt sie. Dann lieber Lächeln bis der Spaß kommt. »

„Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.“ Was im Sprichwort nach Prosa klingt, heißt in der Fachsprache der Psychologen klinisch schlicht: Wahrnehmungslenkung. Für jeden Ärger, jede Anspannung gibt es einen oder mehrere Auslöser. Um die kreisen anschließend unsere Gedanken. Doch dieses ständige Reflektieren und Grübeln macht nur noch mehr Stress und ist einer der größten Miesmacher überhaupt.

Das belegt etwa ein Experiment von William Gerin von der New Yorker Columbia-Universität: Je 30 Frauen und Männer sollten sich an eine Situation aus dem vergangenen Jahr erinnern, bei der ihnen der Kragen geplatzt war. Noch während sie das Übel ihren Versuchsleitern schilderten, schnellten bei allen Blutdruck und Herzfrequenz nach oben. Sie zeigten sämtliche Symptome von akutem Stress.

Damit war der Versuch aber nicht vorbei: Kurz darauf wurden die Teilnehmer in einen Ruheraum geschickt – im ersten Durchlauf war dies ein karges Wartezimmer, beim zweiten bot der Raum reichlich Ablenkung in Form von Zeitschriften, Spielen und bunten Postkarten. Effekt: Bei jenen, die sich ablenken konnten, kreisten nur noch 17 Prozent der Gedanken um den Ärger, bei den isolierten Grüblern dagegen waren es 31 Prozent – fast doppelt so viel. Sie beruhigten sich auch erst elf Minuten später als die Zerstreuten.

Positive Gedanken, also das Fokussieren auf jene Dinge, die gerade gut laufen, kann die Stimmung nachhaltig verbessern. Linus Torvalds, der Erfinder der Linux-Betriebssoftware, setzt Heiterkeit für gutes Programmieren sogar voraus: „Die Leute müssen Quatsch machen dürfen“, sagt er. Dann fänden sie auch bessere Lösungen.

Und machen Karriere. So zeigen etwa die Untersuchungen von Alice Isen, Psychologieprofessorin an der Cornell-Universität in New York: Die Leute sind nicht nur belastbarer und zufriedener mit ihrer Arbeit, wenn sie positiv denken. Sie sind auch beliebter und populärer und werden von ihren Vorgesetzten meist besser bewertet und öfter befördert. Das Gros erzielt sogar höhere Einkommen.

Der noch junge Forschungszweig der Psychoneuroimmunologie wiederum konnte nachweisen, dass das Gehirn mithilfe positiver Gedanken in der Lage ist, Wirkstoffe zu produzieren, die in hochpotenten Medikamenten vorkommen, so eine Studie der Psychologin Margaret Kemeny von der Universität von Kalifornien in San Francisco.

Gute Laune als Aufputschmittel? Warum nicht! Für den Motivationsexperten Sprenger besteht das Natur-Dope ohnehin nur aus drei Kernfragen: Arbeite ich mit den Menschen zusammen, mit denen ich gerne zusammen bin? Arbeite ich an einem Ort, wo ich gerne bin? Und: Tue ich die Dinge, die ich gerne tue?

Wer all die drei Fragen mit „Ja“ beantworten könne und trotzdem schlechte Laune hat, „dem ist auch nicht mehr zu helfen“.

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