Stehen die Finalisten fest, können ihre Kompetenzen vielfältig überprüft werden. Strukturierte Auswahlgespräche, bei denen jedem Kandidat dieselben Fragen gestellt werden, um die Antworten besser vergleichen zu können, sind eine Möglichkeit. Dabei sollten bei allen Gesprächen auch die gleichen Interviewer vor Ort sein – ebenfalls um die Vergleichbarkeit zu wahren.
Das Mehraugenprinzip in Bewerbungsgesprächen ist selbst bei vielen kleinen Mittelständlern mittlerweile Pflicht. „Viele Unternehmen erlauben es nicht mehr, dass der Chef alleine seine neuen Mitarbeiter aussucht“, sagt BWL-Professor Torsten Biemann von der Universität Mannheim. „Selbst in kleineren Firmen gibt es Auswahlgremien, um sich vor zu viel Homogenität zu schützen.“
Außerdem verwenden Unternehmen gerne so genannte Einzel-Assessments. Die Aufgaben dabei sind vielfältig, reichen von der Bearbeitung einer Case Study über Präsentationen bis hin zu psychologischen Tests.
Die Chef-Checkliste zur sozialen Kompetenz
Können Sie sich im "Hier und Jetzt" spürbar auf Ihre Führungsaufgabe einlassen? Sind Sie offen und ansprechbar? Hören Sie aktiv dazu?
Hören Sie sich alle Meinungen an und würdigen Sie die verschiedenen Sichtweisen, bevor Sie sich (vorschnell) ein Urteil bilden?
Stehen Sie hinter dem, was Sie sagen? Können Sie diese Haltung gegenüber dem Team ebenso wie nach außen vertreten?
Bleiben Sie auch in schwierigen Situationen standfest, um Ihr Gegenüber von Ihrem Standpunkt zu überzeugen?
Unterschiedliche Ziel- und Wertvorstellungen führen zwangsläufig zu Konflikten. Erkennen und bewältigen Sie diese Konflikte? Erreichen Sie in Mitarbeitergesprächen konstruktive Lösungen?
Sind Sie in der Lage, Mitarbeiter und Kollegen schnell einzuschätzen und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen zu erkennen?
Besitzen Sie das notwendige Einfühlungsvermögen, um Ihre Mitarbeiter zu verstehen und in der Folge leichter von einer Sache zu überzeugen?
Wenn es nicht "rund" läuft: Sprechen Sie das Problem offen an? Stehen Sie hinter ihren Leuten, auch wenn sie Fehler machen?
Verhalten Sie sich integer und folgen Sie im Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen den Regeln des Fair Play?
Sind Sie in der Lage, Interaktionen und gruppendynamische Prozesse in Teams aktiv zu gestalten und effizient in und mit Teams zu kooperieren?
Eine weitere Möglichkeit sind Onlinetests, um verschiedene Kompetenzen abzuprüfen. Je nach Anforderungsprofil können sie mathematische oder verbale Fähigkeiten testen oder den Führungsstil einer Person valuieren. Delegiert der Bewerber Aufgaben oder neigt er zum Mikromanagement? Führt er seine Mitarbeiter über Motivation oder setzt er ganz auf seine Weisungsbefugnis? Solche Fragen können psychologische Tests beantworten.
5. Kontinuierliche Weiterentwicklung
Mit der Beförderung ist der Weg zum perfekten Chef längst nicht abgeschlossen. Genauso wichtig wie der Auswahlprozess ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Führungskräfte. Natürlich kann nicht jeder Mittelständler eine eigene Weiterbildungsakademie unterhalten, wie das Technologieunternehmen GE oder andere große Konzerne. Aber gelegentliche Führungsseminare oder ein Mentorenprogramm helfen vor allem jungen Führungskräften, an sich zu arbeiten.
Dabei hilft auch die Rückmeldung der eigenen Mitarbeiter. Da diese sich aber häufig scheuen, den Chef zu kritisieren, können auch anonyme Bewertungen vorgenommen werden. Der Vorgesetzte kann dann auf Basis dieses Feedbacks und mit Hilfe eines Coaches an sich arbeiten.