Frauen in MINT-Jobs "Logisches Denken mit kreativer Arbeit verbinden"
Mädchen stehen nicht auf Mathe und Physik, sagen die Statistiken. Auch Gründen ist scheinbar kein Thema für Frauen: Nur 13 Prozent der deutschen Gründer sind weiblich. Für immer mehr Frauen ist das völlig unverständlich.
Pamela Maruschke
Pamela Maruschke ist Managing Director bei Accenture. Auf dem diese Woche stattfindenden Ada Lovelace-Festival rund um Frauen in der IT-Branche gehört sie zu den Speakerinnen. "Für mich stand relativ früh fest, dass ich Wirtschaftsinformatik studieren möchte. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob es der „richtige Bereich“ für mich ist oder wie viele Frauen beziehungsweise Männer dieses Fach studieren. Es hat mir einfach Spaß gemacht", sagt sie. Nach dem Studium stürzte sie sich direkt in ein großes IT-Projekt, dass sie mal für ein Beratungsunternehmen arbeiten würde, konnte sie sich damals nicht vorstellen. Warum sie letztlich zu Accenture wechselte? "Ich bin der Meinung, man kann nur wachsen, in dem man Hürden überwindet und sich auch der ein oder anderen schwierigen Aufgabe stellt. Eine Portion Mut gehört zum Leben dazu." Da das gerade Frauen nicht immer leicht fällt, versucht sie als Business Coach ihre Erfahrungen an junge weibliche Talente weiterzugeben. "Ich habe auch in meiner eigenen Karriere immer wieder von Vorbildern profitiert", sagt sie. Jungen Frauen, die in der IT beziehungsweise einem MINT-Beruf durchstarten möchten, rät sie: "Seid mutig und lasst euch nicht einschüchtern – die Digitalisierung bietet uns eine große Chance, die wir nutzen sollten."
Bild: Pressebild, Montage
Anika van Aaken
"Ich möchte jede junge Frau und jedes junge Mädchen, das sich für Naturwissenschaften und Technik interessiert, dazu ermutigen, ein Maschinenbaustudium anzugehen", sagt Anika van Aaken. Die heute 32-Jährige studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen und promovierte anschließend am Institut für Kunststoffverarbeitung. "Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Im Studium oder großen Firmen wie hier spielt es überhaupt keine Rolle, ob man Frau oder Mann ist. Es kommt darauf an, was man gelernt hat, was man kann und wie man sich im Team gibt."
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Julia Saswito
Julia Saswito ist Geschäftsführerin und Partnerin bei der Digitalagentur Triplesense Reply und ist dort für die Bereiche strategische Beratung und Operations zuständig. Auch sie gehört zu den Speakerinnen beim Ada Lovelace-Festival. "Über "Women In Tech" zu reden ist wichtig, weil immer noch viele Frauen Berührungsängste haben, wenn es um Technik und Programmieren geht", sagt die Expertin für digitale Geschäftsmodelle und digital commerce, die eigentlich Betriebswirtin und keine Informatikerin ist. "Uns fehlen weibliche Vorbilder, die erfolgreich in der Technologiebranche sind", sagt sie. Und bei den Vorbildern, die es gibt, gehe es meist weniger darum, was sie fachlich drauf haben, als vielmehr um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Natürlich ist das auch wichtig, trotzdem wünscht sie sich vor allem mehr Mut: Mut, etwas anderes zu machen, als die Gesellschaft vielleicht von ihnen erwartet. "Ich wünsche mir, dass mehr Frauen Unternehmen gründen: Viele wägen zu lange ab und sind weniger risikofreudig als Männer."
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Salome Preiswerk
Salome Preiswerk ist Gründerin von Whitebox, einem BaFin-lizenzierten Online-Vermögensverwalter. "Es war jetzt in meinem Fall nicht so, dass ich morgens aufgewacht bin und gesagt habe: ich gründe jetzt einen Online-Vermögensverwalter", scherzt sie. Stattdessen hat sie nahezu ihr ganzes Berufsleben der Finanzbranche gewidmet. Obwohl sie Jura studiert hat, arbeitete sie immer als Unternehmensberaterin mit dem Schwerpunkt Banken und Finanzdienstleister. Auch hier arbeitete sie bereits selbstständig. Mit Interesse beobachtete sie erste Fintechs aus den USA und Großbritannien und verglich diese mit dem Angebot der klassischen Vermögensverwalter: "Wo die einen nah am Kunden waren, waren die anderen intransparent, interessengetrieben und teuer – und wollten zu dem Zeitpunkt auch gar nichts daran ändern. "Dann dachten wir: Machen wir es eben selbst", sagt sie. Zusammen mit ihrer damaligen Geschäftspartnerin Birte Rothkopf gründete sie den Robo Advisor Whitebox, der sich an den individuellen Anlagezielen des Kunden orientiert.
"Am Anfang haben wir das ein bisschen nebenher gemacht, dann entschieden wir uns, das ausschließlich zu machen", sagt die Schweizerin. Whitebox sei, was die Entstehung anbelangt, ein klassisches Beraterprojekt. "Der typische Banker gründet keine Fintechs", sagt sie. Trotzdem sind Kooperationen mit Banken für die beiden Gründerinnen denkbar. Ob sie eine Finanzfrau ist? Preiswerk: "Wir sind Beraterinnen und Vermögensmanagerinnen und Unternehmerinnen."
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Veena Parashuram
Veena Parashuram hat in Bangalore ein Bachelorstudium der Ingenieurswissenschaften und an der Technical University of Eindhoven den Masterstudiengang „Embedded Systems“ absolviert. Danach arbeitete sie in Indien als Softwareingenieur. Seit 2013 arbeite sie bei Rohde & Schwarz in München. Mittlerweile ist sie dort Projektleiterin und entwickelt mit ihrem Team die Software für Oszilloskope. Sie könne nicht nachvollziehen, warum es in Deutschland so wenige Frauen in MINT-Berufen gibt. "Meiner Beobachtung nach fängt das bei der Erziehung an. Ich erlebe oft, dass Jungen und Mädchen anders erzogen werden – die Jungen dürfen toben, die Mädchen werden eher zum Spielen mit Puppen animiert", sagt sie. Sie habe sich als Kind schon sehr für Technik interessiert und sei von ihren Eltern auch entsprechend gefördert und bestärkt worden.
Ihrer Meinung nach fehle es in Deutschland nicht nur an MINT-Frauen, sondern vor allem an Vorbildern. "In Indien arbeiten viel mehr Frauen als Ingenieurin oder auch in einem IT-Job – für junge Frauen, die sich für ein Studium entscheiden, sind sie Vorbilder und es ist nichts Ungewöhnliches, als Frau Elektrotechnik, Informatik oder Physik zu studieren", sagt sie. Entsprechend waren rund die Hälfte ihrer Kommilitonen in Indien weiblich. Im Arbeitsalltag mache es für sie aber keinen Unterschied, wie groß der Frauenanteil sei "Auch bei Rohde & Schwarz bin ich die einzige Frau in meinem Team, was mir aber viel Spaß macht, da ich mich mit all meinen Kollegen sehr gut verstehe", sagt sie.
Foto: Rohde &Schwarz
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Katharina Palsbröcker
Katharina Palsbröcker, hat zunächst bei 3M eine Ausbildung zur Industriemechanikerin abgeschlossen. "Ich wollte einfach das machen, was ich gut kann: logisches Denken mit kreativer Arbeit verbinden. Da hat es mich auch nicht gestört, dass die Richtung, die ich eingeschlagen habe, für eine Frau eher ungewöhnlich ist", sagt sie. Derzeit absolviert sie an der Hochschule Niederrhein ein duales Studium zum Bachelor of Engineering.
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Miriam Wohlfahrth
Miriam Wohlfarth ist Gründerin und Geschäftsführerin von Ratepay, einem Dienstleister für Payment-Lösungen im Onlinehandel. Sie hat einen bunten Lebenslauf, wie sie selber sagt: abgebrochenes Studium, danach sei sie zunächst durch die Welt gereist, bevor sie eine Ausbildung in der Touristikbranche absolvierte. Also einem eher typischen Frauenberuf.
Doch auch sie sei immer schon sehr technikaffin gewesen, in einem ebensolchen Haushalt großgeworden und habe auch das Thema Internet immer für sehr spannend gehalten. In Ihrem Job bei Hapag-Lloyd hatte sie 1999 die ersten Berührungen mit dem Thema Internet-Buchungen. "Darüber habe ich ein paar Leute aus Holland kennen gelernt, die sagten: Wir machen Internetzahlungen. willst du nicht bei uns mitmachen und die Reisebranche übernehmen?", erzählt Wohlfarth. Sie ließ Konzernjob, Dienstwagen und einen gutbezahlten Abteilungsleiterposten zurück, verstaute Bluse und Anzug im Keller und ging zu einem Start-up nach Holland, das in einer Nische tätig war, die es damals eigentlich noch nicht gab.
"Damals haben alle gefragt: Wie kannst du das bloß machen? Aber ich hatte ja nichts zu verlieren: keine Kinder, kein Haus abzubezahlen, nichts." Das holländische Start-up wurde später an die Royal Bank of Scotland verkauft und ist heute unter dem Namen Worlpay weltweit tätig. Danach arbeitete sie als Country Managerin für den deutschsprachigen Raum beim Payment Service Provider Ogone. Doch irgendwann war klar: Es muss etwas eigenes her, ein Produkt für den deutschen Markt. "Ich wollte nie ein Internetmillionär werden, ich wollte immer nur ein tolles, neues Produkt bauen und einen Job haben, der mir Spaß macht", so Wohlfarth. Also entstand 2009 der Businessplan für das Finanzprodukt Ratepay. "Der Zeitpunkt war ungünstig: Mitten in der Finanzkrise wollte niemand ein Finanzprodukt. Entsprechend zurückhaltend waren die Investoren", sagt sie. Mut, Schweiß und Tränen haben sich trotzdem ausgezahlt: Wer heute bei Eurowings, Butlers oder Händlern wie Otto, AboutYOU und mytoys etwas bestellt und den Artikel auf per Rechnung oder in Raten zahlt, tut das mit Ratepay.
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Gülseren Demirel
"Man muss mit offenen Augen durchs Unternehmen gehen, um Probleme zu erkennen. Und die dann selbstbewusst angehen. Denn schließlich kochen alle nur mit Wasser.", sagt Gülseren Demirel. Die Chemie-Ingenieurin und zweifache Mutter ist Leiterin des Standortes 3M Technical Ceramics im bayerischen Kempten. Hier entwickeln und produzieren rund 700 Mitarbeiter technische Keramiken und Beschichtungen für Kunden aus nahezu allen Schlüsselindustrien.
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Anke Kappenhagen
Die 36-Jährige Anke Kappenhagen hat Wirtschaftsingenieurswesen mit Schwerpunkt Maschinenbau studiert. Sie arbeitet als Technische Managerin im Bereich Forschung und Entwicklung bei 3M in Neuss. Als sie dort anfing, leitete sie binnen kurzer Zeit die Produktion von Hochleistungsklebebändern mit rund 170 Mitarbeitern. Dann kam die Geburt ihrer Tochter und eine zehnmonatige Elternzeit. Jetzt hat sie zwölf Mitarbeiter – vorwiegend Männer – und verantwortet die Produktion von Nummernschildern, Straßenverkehrsschildern, Fahrbahn- oder Fahrzeugmarkierungen. "Mir macht es Spaß, mich großen Herausforderungen zu stellen", sagt sie.
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