Die schönsten Redewendungen auf Latein
Wer zeigen will, dass er die Klugheit gepachtet hat und das kulturelle Gedächtnis der Menschheit abgespeichert hat, der prahlt gerne mit den Redewendungen der alten Römer. Natürlich im lateinischen Original. Hier eine Auswahl für den alltäglichen Gebrauch - mit deutscher Übersetzung.


Si tacuisses, philosophus mansisses –
Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben.
Mit diesem Sinnspruch können Sie Gesprächspartner richtig schön bloßstellen. Es ist eine Abwandlung eines Dialogs von Boethius (im Bild) in dessen „Trost der Philosophie“: „Intellegis me esse philosophum?“ („Erkennst du nun, dass ich ein Philosoph bin?“) - „Intellexeram, si tacuisses.“ ( „Ich hätte es erkannt, wenn du geschwiegen hättest.“)
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Si vis pacem, para bellum –
Wenn du Frieden willst, bereite Dich auf den Krieg vor.
Der Gedanke hinter dieser Maxime der Abschreckungspolitik findet sich schon bei Platon. In der Moderne entstand aus dem Spruch der Name der legendären Militärpistole Luger „Parabellum“, mit der deutsche Soldaten in zwei Weltkriege zogen.
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Hic Rhodus, hic salta! –
Hier ist Rhodos, hier springe! bedeutet: Zeig hier, was du kannst.
Die passende Antwort auf jede Angeberei. Die Worte stammen ursprünglich aus der Fabel "Der Fünfkämpfer als Prahlhans“ von Äsop und galten einem Athleten, der auf herausragende Leistungen beim Weitsprung auf der Insel Rhodos (im Bild) hingewiesen hatte.
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Non scholae sed vitae discimus
Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir.
Das ursprüngliche Zitat des Dichters Seneca lautet umgekehrt: Non vitae sed scholae discimus. Es war eine Kritik an den römischen Philosophenschulen seiner Zeit.
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Delirant isti Romani –
Die spinnen, diese Römer
Die jüngste Redewendung dieser Reihe stammt von keinem Römer, sondern von dem Gallier Obelix, beziehungsweise seinem Schöpfer, dem Comic-Autoren René Goscinny. Das praktische daran: Man kann je nach Bedarf die Romani durch jede andere Menschengruppe ersetzen. Im Bild ein Mann in der Ausrüstung eines Centurio (Hauptmann) der römischen Armee im Römer-Museum in Xanten.
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De gustibus non est disputandum
Über Geschmack kann man nicht streiten.
Der Satz stammt nicht aus der Antike. In der scholastischen Philosophie heißt es: „De gustibus et coloribus non est disputandum“ (Über Geschmäcke und Farben kann man nicht streiten). Meist wird dies so verstanden, dass es in Geschmacksfragen kein „richtig“ oder „falsch“ geben kann, da sie jenseits aller Beweisbarkeit liegen.
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Divide et impera -
Teile und herrsche.
Dieser weise Rat an alle Machthaber kommt nicht aus der Antike und auch nicht von Macchiavelli (obwohl er zu ihm passen würde), sondern ist vermutlich eine Latinisierung eines Ausspruchs des französischen Königs Ludwig XIV.: „Diviser pour régner.“
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Do ut des
Ich gebe, damit du gibst.
Prinzip, welches das Wesen des römischen Begriffs "beneficium" wiedergibt – und vermutlich das Wesen eines Großteils aller zwischenmenschlichen Handlungen: Eine Gefälligkeit (beneficium) verpflichtet den Empfänger zur Dankbarkeit, d. h. zu einer Gegengabe, die in nicht zu kurzer Zeit und keinesfalls geringer zu leisten ist.
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Dulce et decorum est pro patria mori
„Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben.“
Dieses berühmte Zitat des Dichters Horaz gilt heute als Inbegriff der Kriegsverherrlichung und wird kaum noch als Aufforderung verstanden, sondern eher sarkastisch verwendet. Erasmus von Rotterdam hielt dagegen: Dulce bellum inexpertis (Den Unerfahrenen (erscheint) der Krieg süß). Im Bild ein sowjetisches Ehrenmal für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges.
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Fortes fortuna adiuvat
Den Tüchtigen hilft das Glück.
Der Spruch wird vom Dichter Terenz in der Komödie "Phormio" verwendet und von Cicero als altes Sprichwort bezeichnet. Es gibt mehrere Varianten, unter anderem „Audentis fortuna iuvat“ (Das Glück hilf den Kühnen), die auch zahlreiche Wappen von militärischen Einheiten zieren.
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