




Unser Gedächtnis ist wie eine Festplatte, ein Informationsspeicher. Manche Daten werden gefiltert, andere geordnet und über kurz oder lang gespeichert. Ähnliche wie auf der Festplatte werden die Daten an verschiedenen Stellen geparkt oder zumindest zwischengelagert. Die gute Nachricht: Das Gedächtnis lässt sich trainieren - und nur wer es fordert, hat bessere Chancen, länger geistig fit zu bleiben.
Tipp 1: Gewusst wann
Jeder Mensch lebt nach einer persönlichen „inneren Uhr“, auch Biorhythmus genannt. Demnach sind die meisten vormittags am aufnahmefähigsten und erleben nach einem Mittagstief am späten Nachmittag nochmal ein Leistungshoch. Deshalb sollten Sie versuchen, anspruchsvolle Aufgaben und schwierige Texte in diesen Zeiträumen abzuarbeiten. Sie werden sehen, dass Sie sich in dieser Zeit Dinge besser merken können als an den biorhythmischen Tiefpunkten.
Unsere Lern-Tipps
Viele haben Probleme, Lernziele umzusetzen. Überlegen Sie sich genau, was Sie lernen wollen, und teilen Sie sich den Stoff in Häppchen auf - besser viele kleine Schritte als wenige große. "Ich will spanisch lernen" ist kaum zielführend. "Ich will jeden Samstag vor dem Frühstück zehn neue Vokabeln lernen" schon eher. So erleben Sie schneller Erfolge und bleiben länger motiviert.
E-Mails, Termine, Besprechungen - der Berufsalltag lenkt unser Oberstübchen ständig ab. Deshalb sollten Sie sich Gelerntes regelmäßig aufschreiben, aufsagen oder anderen erklären.
Klingt seltsam, hilft aber tatsächlich. Ein gesunder Schlaf ist extrem wichtig für ein besseres Gedächtnis. Studien, etwa der Universität von Kalifornien, zeigen: Wer sich mittags 20 Minuten hinlegt, steigert sein Denkvermögen gegenüber Nichtschläfern. Offenbar leert das Nickerchen das Kurzzeitgedächtnis und schafft Platz für neue Informationen.
Tipp 2: Bitte in Brocken
Forscher vom Salk Institute for Biological Studies im amerikanischen San Diego haben herausgefunden, dass das menschliche Gehirn es bezüglich seiner Speicherkapazität mit dem Internet aufnehmen kann. Allerdings können wir uns im Kurzzeitgedächtnis bis zu sieben Informationseinheiten, sogenannte Chunks, gleichzeitig merken, wie der US-amerikanische Psychologe George Miller bereits 1956 herausgefunden hat. Im Kurzzeitgedächtnis sind somit Informationen nur in sieben Schubladen abrufbar. Da macht es Sinn, sich mehrere Dinge gebündelt zu merken und diese in eine Schublade zusammenzustecken. Eine zwölfstellige Telefonnummer lässt sich am Stück nur mühsam einprägen. Teilen Sie sie jedoch in „Brocken“ auf, sind es statt zwölf nur noch vier Informationseinheiten, was Sie sich schon besser merken können.
Was die Kreativität fördert
Der Psychologe Travis Proulx von der Universität von Kalifornien ließ Probanden sinnfreie Passagen aus Kafkas "Landarzt" lesen. In anschließenden Tests fanden sie mehr Lösungswege und schnitten besser ab als diejenigen, die eine redigierte Version gelesen hatten.
Frank Fischer von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität analysierte die Gruppenarbeiten von 300 Studenten. Vorher hatte er den Raum mit höhenverstellbaren Tischen ausgestattet. Siehe da: Teilnehmer, die zwischen Sitzen und Stehen wechselten, kamen häufiger zu richtigen Ergebnissen als nur im Sitzen - und hatten 24 Prozent mehr Ideen.
Im Schlaf findet kombinatorisches Denken statt, wie Denise Cai von der Universität von Kalifornien in San Diego 2009 bestätigen konnte. Sie ließ 77 Teilnehmer verschiedene verbale Aufgaben lösen, einige Probanden konnten zuvor ein Nickerchen halten - die lösten die Aufgaben am besten.
Der Sozialpsychologe Jens Förster von der Jacobs-Universität Bremen fand in einer Studie heraus, dass die Teilnehmer eine kniffelige Aufgabe eher lösten, wenn sie zuvor an ihren Partner gedacht hatten. Der Gedanke an Liebe lässt in die Zukunft blicken - was dabei hilft, Dinge miteinander in Beziehung zu stellen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
In blauer Umgebung steigt der Einfallsreichtum. Ravi Mehta und Rui Zhu von der Universität von British Columbia in Vancouver ließen Freiwillige im Jahr 2009 verschiedene Aufgaben lösen - roter Hintergrund verbesserte zwar die Leistung bei der Detailaufgabe, blau jedoch die Kreativität.
Tipp 3: Abstrakte Zahlen
Zahlen sind etwas Abstraktes, was das Gehirn dazu verleitet, diese schnell wieder zu vergessen. Wenn Sie jedoch mit den Zahlen konkrete Dinge verbinden, stellen Sie Überleitungen her, die man sich besser einprägen kann. Eine in vier Informationseinheiten zerlegte Telefonnummer wie im Beispiel vorher beschrieben könnte so etwa aus der Vorwahl, einer zweiten Informationseinheit, die Sie etwa an einen Geburtstag oder ein anderes Ereignis erinnern, die dritte Information ist etwa Ihre Hausnummer, die vierte ein geschichtliches Ereignis. Jeder kann dabei seine eigene Strategie haben - wichtig ist nur, eine anzuwenden, mit der das Merken leichter wird.
Tipp 4: Alles, was merkwürdig ist, ist des Merkens würdig
Mit unzusammenhängenden Informationen tut sich unser Gehirn oft schwer, dafür merkt es sich umso besser Dinge, die abstrus und surreal wirken. Verknüpfen Sie das nächste Mal einzelne Informationen zu einer Geschichte oder einem Bild. Hierbei gilt: Je absurder, desto besser. Sie dürfen nicht vergessen, mit dem Hund spazieren zu gehen, den Rasen zu mähen, in einem Buch etwas nachzuschlagen und Ihrer Freundin den Regenschirm zurückzugeben? Stellen Sie sich ein Buch vor, auf dem Gras wächst. Ihr Hund wartet auf dem Rasen auf Sie, während Ihre Freundin mit dem Regenschirm sich von Ihnen abwendet. Ein wirklich merkwürdiges Bild - und Sie werden es mit Sicherheit noch lange erinnern.
Tipp 5: Der Weg ist das Ziel
Von der Loci-Methode haben Sie sicher schon mal gehört. „Loci“ kommt vom lateinischen Wort locus und bedeutet Ort oder Platz. Mit dieser Lerntechnik erschaffen Sie sich einen Ort, wo Sie neue Informationen ablegen und später wieder aufrufen können. Stellen Sie sich einen Weg vor, den Sie täglich mehrmals gehen, etwa den Gang durch das Wohnzimmer, und merken Sie sich Fixpunkte, an die Sie Ihre Informationen anheften können, beispielsweise das Telefon, eine Uhr, den Sessel, Fernseher oder Bücherschrank.





Wenn sich nun eine Person bei Ihnen vorstellt, können Sie die neuen Informationen direkt an Ihren Fixpunkten ablegen, die sie später beim Memorieren abgehen. Frau Schneider, 44 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, abgeschlossenes BWL-Studium in München können Sie sich zum Beispiel so merken: Die Schneiderschere (Frau Schneider) durchtrennt die Schnur des Telefons, an beiden Zeigern der Standuhr ist jeweils ein vierblättriges Kleeblatt befestigt (44 Jahre alt) und auf dem Sessel liegt ein Ehering (verheiratet).
Sie schalten den Fernseher ein und es läuft der Film „Hanni und Nanni“ (zwei Kinder). Schließich gehen Sie zu Ihrem Bücherschrank, dort steht eine Siegestor-Miniatur (München) auf einem alten BWL-Buch.