Gehalt Alter ist kein Verdienst mehr

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Karriereleiter

Laut einer Untersuchung der Personalberatung Kienbaum steigen Junioren im Branchenschnitt bei rund 70 000 Euro Jahresgehalt ein, Senioren verdienen in Top-Beratungen bis zu 320 000 Euro jährlich – je nach Alter und monatlichem Umsatz.

„Zu kurz gesprungen“, sagt Matthias Wehling. Der 53-Jährige, in der Geschäftsführung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungs-unternehmens Ernst & Young Deutschland zuständig fürs operative Geschäft, will weg von dieser kurzatmigen Bemessungsgrundlage. Und das Gehalt eines Consulting-Angestellten abhängig machen vom Beitrag, den er zum Unternehmen leistet. Und das, so Wehling, „ist mehr als der Umsatz“.

Bei Ernst & Young heißt das: Die Entwicklung zukunftweisender Konzepte etwa zur Rekrutierung talentierter Nachwuchskräfte oder der Kommunikation wird genauso belohnt wie das Beackern neuer Märkte. Denn auch was nicht sofort Umsatz bringt, kann strategisch relevant sein – und soll entsprechend honoriert werden.

Leistung vor Alter

Zwar weiß auch Wehling: „Kontakte zu Vorständen wachsen auf Augenhöhe“. Dennoch soll Alter per se nicht honoriert werden.

Wehlings Wunsch: „Zu jedem Zeitpunkt muss der Unternehmensbeitrag eines Partners zur Vergütung im Gleichgewicht stehen.“ Sonst müsse man nachjustieren – beim Beitrag oder der Vergütung.

So wie bei BMW. „Leistung und Gegenleistung“ lautet das Prinzip, nach dem der bayrische Autobauer seine Mitarbeiter bezahlt. Für tarifgebundene Angestellte heißt das: Einmal im Jahr wird ihre Arbeit beurteilt. Und daraus eine leistungsbezogene Prämie fürs kommende Jahr berechnet, die jeden Monat zum Basislohn hinzukommt. Die kann bis zu 28 Prozent des Tariflohns ausmachen – je nachdem, wie zuverlässig einer Termine und Absprachen einhält, eigene Ideen einbringt, kostenbewusst handelt oder wie gut er mit seinen Kollegen zusammenarbeitet. Das Alter spielt keine Rolle – nur Leistung und Verantwortung zählen.

Nach unten stockt der Fahrstuhl

Erst recht im Management. War der seit jeher übliche Bonus für übertariflich eingruppierte Mitarbeiter bis 2009 von einem individuellen Zielwert abhängig, der auch an Lebensalter und Zugehörigkeitsdauer zum Unternehmen gekoppelt war, heißt es heute: Bei gleicher Leistung gibt es gleiche Bezahlung, egal, wie alt einer ist oder wie lange er schon auf der BMW-Gehaltsliste steht. Das ermöglicht dem Unternehmen, talentierten Nachwuchs schneller nach oben zu bringen.

Voraussetzung: Die Person bewährt sich auf der neuen Stelle mindestens ein Jahr.

Der Grund für diese Vorsichtsmaßnahme: So durchlässig die Fahrt nach oben geworden ist, nach unten stockt der Fahrstuhl schon mal – zumindest wenn der Betriebsrat nicht mitspielt.

Das gilt auch in anderen Branchen. Was offiziell keiner zugeben will, wird hinter vorgehaltener Hand ganz deutlich ausgesprochen: „Was wir brauchen“, so der Personaler eines großen deutschen Konzerns, „ist mehr Volatilität nach unten.“

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