Immer bei der Arbeit, immer erreichbar, immer höher, schneller, weiter – um weiterhin Wettbewerbsfähig zu bleiben – das setzt schon junge Menschen unter Druck. Der Gesundheitsreport 2015 der Techniker Krankenkasse ist alarmierend: Der Anteil der psychosozialen Störungen bei jungen Menschen hat im Vergleich von 2009 zu 2014 um 20 Prozent zugenommen.
Immer mehr junge Menschen haben Burn-Out und Depressionen: Zusätzlich zu Leistungsdruck und Beschleunigung haben wir immer mehr Social Media Freunde und werden sowohl im Alltag, als auch bei der Arbeit von Informationen überschüttet, die wir nicht alle verarbeiten können. Am Ende steht eine Entfremdung – zu anderen Menschen, zu sich selbst und zur Arbeit.
Einige junge Menschen – vor allem die gut qualifizierten, leisten Widerstand gegen diese Entwicklung. Sie weigern sich, die Karriereleiter im Eiltempo hochzuklettern – wenn sie denn überhaupt noch hochklettern wollen. Massig Überstunden anzuhäufen, ist für sie kein Statussymbol mehr und viele lehnen das Angebot ab, Führungspositionen in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu übernehmen. Wichtiger als eine steile Karriere ist ihnen eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit. Wieder andere steigen komplett aus dem klassischen Karrieremodell aus und probieren sich in der Selbstständigkeit. Und wieder andere hoffen, mit der Verschmelzung von Arbeitszeit und Freizeit sich ihre Zeit besser einteilen zu können.
Was wir jungen Menschen dringend mit an die Hand geben müssen sind Coping-Strategien, um mit der zunehmenden Beschleunigung zurechtzukommen, statt sie massenhaft in Depressionen und Burn-out rennen zu lassen.
Coping-Strategien
Sich bewusst Freiräume für „Nichts“ im Kalender vermerken
Meditationstechniken erlernen, um wieder einen guten Zugang zu sich selbst zu finden
Handyfreie Zeiten einplanen. Beispielsweise beim Essen bewusst das Handy auf die Seite legen, oder in Meetings die Handys in der Tasche lassen und sich auf die Menschen im Raum oder die Nahrungsaufnahme konzentrieren
Vereinbarungen mit Freunden einhalten und nicht immer kurzfristig via WhatsApp Termine schieben und damit ungute Gefühle beim Gegenüber auslösen
Feste regelmäßige Termine IMMER einhalten – also nicht für die Arbeit die Sporteinheiten mal ausfallen lassen
Achtsamkeitstraining, um zu lernen, achtsam(er) mit Zeit zu haushalten und auch eine tiefere Verbindung zu Menschen, der Natur oder der Arbeit aufbauen zu können
Aber alleine werden wir es nicht schaffen, uns gegen den zunehmenden Beschleunigungsdruck aufzulehnen. Wir sind gefangen in einem gesellschaftlichen Phänomen.
Und es ist die Aufgabe der Gesellschaft darüber zu diskutieren, wie wir zukünftig leben wollen. Auch die Unternehmen sind in der Pflicht, junge Menschen dabei zu unterstützen, in einer Beschleunigungsrealität nicht zu stolpern.