Glücksmanager Paul Dolan im Interview Wie das Glück bei uns bleibt

Paul Dolan

Einen Stift zwischen die Zähne stecken und grinsen ist albern, macht aber auch glücklich. Paul Dolan, Verhaltensforscher der London School of Economics erklärt, wie man sonst noch glücklich wird und vor allem bleibt.

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WirtschaftsWoche: Herr Dolan, was ist Glück?

Bevor ich die Frage beantworte, lassen Sie mich Erkenntnisse aus unseren Untersuchungen mitteilen. Die Spanne, in der im Schnitt eine Ehe glücklich ist, beträgt fünf Jahre. Mein Rat: Verschieben Sie den Zeitpunkt der Hochzeit, dann sind Sie länger ein glückliches Paar. Oder dies: Reich sein hilft! Die unzufriedensten Menschen sind übrigens männlich, weiß und Mitte 40. Exakt wie ich. Übrigens: Auch Affen haben eine Midlife-Crisis.

Danke, das ist sehr hilfreich.

Ein Schlüssel zu Zufriedenheit besteht darin, die Erwartungen zu senken. Alles, was darüber hinausgeht, macht Sie glücklich. Ich hoffe, es ist mir gelungen, Ihre Erwartungen an das Gespräch zu senken.

Nicht genug. Ich frag noch mal: Was ist Glück?

Das ist die große Frage. Wir verwenden oft eher den Begriff des „subjektiven Wohlbefindens“, verwendet als „Happiness“. Es geht bei Umfragen über das Gefühl von Glück im Grunde immer um die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben. Gerne gemessen auf einer Skala von 1 bis 10, und meist beantwortet der Einzelne damit die Frage nach dem Gleichgewicht von angenehmen und unangenehmen Dingen im Leben. Im Gegensatz dazu steht das Erlebnis von Zufriedenheit. Sprich, wie wohl fühle ich mich, wenn ich Dinge tue wie fernsehen oder spazieren gehen.

Welche Berufe glücklich machen
die glücklichsten Menschen arbeiten in Hamburg Quelle: dpa
Die Jobsuchmaschine Indeed hat sich der Zufriedenheit deutscher Arbeitnehmer angenommen und nachgefragt, wer mit seinem Job besonders zufrieden ist. Die glücklichsten Berufe in Deutschland sind demnach eine bunte Mischung aus allen Ausbildungswegen und Hierarchiestufen. So gehören zu den Top 20 der zufriedensten Berufe viele traditionelle Handwerksberufe wie Maurer, Tischler oder Elektriker. Zufrieden sind allerdings auch - entgegen aller Klischees - Lehrer und Krankenschwestern. An der Spitze der Liste stehen Trainer, studentische Hilfskräfte und, wenig überraschend, Geschäftsführer. Laut dem Meinungsforschungsinstituts YouGov sind allgemein nur sieben Prozent der Deutschen wirklich unzufrieden mit ihrem Job, 75 Prozent der Arbeitnehmer macht ihre Arbeit mehrheitlich Spaß. Damit sie sich im Beruf wohl fühlen, brauchen 27 Prozent der Beschäftigten neue Herausforderungen, für 18 Prozent ist ein abwechslungsreicher Arbeitsalltag wichtig, für 15 Prozent bessere Gehaltsaussichten. Immerhin 14 Prozent wollen „etwas Sinnvolles“ für die Gesellschaft tun. Die folgenden Berufe erfüllen diese Kriterien - und machen glücklich. Quelle: Fotolia
Gärtner und Floristen sind zu 87 Prozent glücklich. "Ich arbeite in einer Umgebung, die ich mag, und tue etwas lohnendes und sinnvolles", gaben sogar 89 Prozent von ihnen an. Quelle: Fotolia
Jemand frisiert einen Puppenkopf Quelle: dpa
Männer arbeiten an Toiletten. Quelle: AP
Die ersten Nicht-Handwerker in der Glücksrangliste sind ausgerechnet Marketing- und PR-Leute (75 Prozent). Die Wahrheit steht offenbar nicht in direktem Zusammenhang mit dem Glück. Quelle: Fotolia
Jemand hält einen Glaskolben mit einer Flüssigkeit darin. Quelle: AP

Das klingt ein wenig abstrakt.

Ich habe ein Beispiel. Vor Kurzem traf ich mich mit einer Freundin, die bei der BBC arbeitet. Den ganzen Abend schimpfte sie. Über den Weg zur Arbeit, den Chef, die Kollegen, die Inhalte ihrer Arbeit. Sie hat richtig Dampf abgelassen. Gegen Ende des Gespräches sagte sie dann: „I love working for the BBC!“ Sie meinte das ganz ernst. Trotz der täglichen Ärgernisse hatte sie ein positives Bild ihres Tuns und war glücklich.

Wie funktioniert das?

Wenn es über die Annehmlichkeiten des Lebens hinausgeht, dann benötigen wir für das Gefühl von Glück und Zufriedenheit die Begriffe „Purpose“ und „Pointlessness“. In etwa Sinnhaftigkeit und Sinnlosigkeit. Das betrifft besonders die Arbeit, bei der wir Zufriedenheit oft aus Tätigkeiten gewinnen, die nicht unbedingt Spaß machen – lustiger wäre es vermutlich, Freunde im Pub zu treffen. Sinnhaftes muss nicht unbedingt Spaß machen – wie zum Beispiel fünf Abende hintereinander dem Kind die gleiche Geschichte vorzulesen. Aber es gibt Ihnen ein Gefühl von Zufriedenheit.

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