30 Millionen Dollar für schlaue Industrieroboter „Sie finden aktuell keine vergleichbare Technologie“

Die Verkaufszahlen des Berliner Start-ups Micropsi Industries sich seit dem Jahr 2017 verdoppelt. Quelle: Micropsi Industries

Das Berliner Start-up Micropsi Industries bringt Robotern per künstlicher Intelligenz ganz neue Tricks bei. Mit frischem Geld und einem Ex-Kuka-Manager will es beim Megatrend Automatisierung jetzt ganz vorne mitmischen.

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Das Berliner Unternehmen Micropsi Industries hat in einer Finanzierungsrunde 30 Millionen Dollar Wagniskapital eingesammelt und will damit das Geschäft mit seiner intelligenten Robotersteuerung massiv ausweiten. Es ist eine der größten Investitionen in deutsche KI-Start-ups der letzten Zeit.

Die Gründer wollen Industrieroboter aufwerten, wie sie weltweit millionenfach im Einsatz sind. Bisher erledigen die meist die immer gleichen Aufgaben, für die sie aufwändig programmiert werden. „Die Maschinen stecken in Käfigen, das sind Roboter-Zoos“, sagt Dominik Bösl, General Manager bei Micropsi Industries. „Und aus denen wollen wir sie befreien und sie für Aufgaben nutzbar machen, die vorher undenkbar waren.“

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Damit soll Automatisierung in ganz neuen Bereichen möglich  werden. „Wir brauchen Roboter, die auch mal in kleiner Stückzahl Elemente für einen Gartenzaun beim Schlosser bearbeiten oder ein paar hundert Stühle beim Schreiner zusammenbauen“, sagt Bösl, „genauso aber auch in Großunternehmen endlich manuelle Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel Kabel einstecken.“

Greifarme schnappen unsortierte Teile

Mit einer künstlichen Intelligenz namens Mirai macht Micropsi Industries Roboter fit für solche wechselnden, weniger vorhersehbaren Einsätze. „Sie können anhand von Bewegungen und in sehr wenigen Trainingszyklen den Robotern zeigen, welche Aufgabe sie erledigen sollen“, sagt Bösl. 

In Fabriken werden enorm viele Aufgaben immer noch per Hand erledigt. Ein Berliner Start-up will das ändern – und Roboter beim Menschen in die Lehre schicken.
von Andreas Menn

Die trainierten Roboter können dann etwa unsortierte Teile in Kisten erkennen, greifen und sie in Maschinen platzieren. Objekte müssen nicht mehr an festgelegten Position bereitliegen, damit die Greifarme sie packen können.

„Sie finden aktuell keine vergleichbare Technologie, die es Menschen ermöglicht, Ihre Aufgaben ohne viel Aufwand eins zu eins an Roboter zu übergeben“, verspricht Bösl. Der Robotik-Experte ist erst vor kurzem in die Führungsriege des Start-ups eingestiegen. Zuvor war Bösl Robotik-Chef beim Automatisierungsspezialisten Festo und leitender Innovationsmanager beim Roboterbauer Kuka. Bei Micropsi Industries soll er sich nun im Produktinnovationen kümmern. „Mich hat die Technologie von Micropsi Industries absolut überzeugt“, sagt Bösl.

KI durchblickt Kabel-Wirrwarr

Offenbar nicht nur ihn, sondern auch namhafte Kunden: So fahren Roboterarme in einem Werk von Bosch Siemens Hausgeräte die Rohre von Kühlschränken im Millimeterabstand ab und prüfen sie auf Dichtheit. Siemens Energy setzt das System ein, um Gasturbinenschaufeln zu überholen. Auch ZF, Schaeffler und Daimler nutzen die Technik des Start-ups.

Viele weitere monotone Jobs, die in Fabriken immer noch per Hand erledigt werden, sollen Roboter mit der KI aus Berlin bald preiswerter oder effizienter erledigen. So erkennt das System, wie Greifarme Kabel aufheben und in welche Buchsen sie sie stecken müssen. Eine Aufgabe, die in der Autoindustrie oder bei der Hausgerätefertigung heute noch sehr viele Menschen erledigen.

„Roboter dringen nun in Bereiche vor, die sich bisher nicht wirtschaftlich automatisieren ließen, weil es zu aufwändig, langwierig oder teuer war, sie zu programmieren“, sagt Bösl. „Wir wollen die Demokratisierung der Robotik vorantreiben.“

Roboter lädt Elektroauto

Ein großes Versprechen, das schon viele gemacht haben. Aber mit ihren Algorithmen sehen sich die Gründer anderen Anbietern voraus. Neuronale Netze werten das Bild einer Kamera aus, kalkulieren etwa Positionen von Objekten. „Wir stecken links Pixel rein und rechts kommen Roboterbewegungen heraus“, sagt CEO Ronnie Vuine.

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Intelligente Roboter könnten künftig auch jenseits von Fabriken agieren – und etwa automatisch Ladekabel in Elektroautos stecken, ohne dass Fahrer dafür noch aussteigen müssten. „Die nächste Welle nach der Digitalisierung“, sagt Bösl, „ist die Automatisierung der Welt.“

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