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Coaching-Marktführer kommt nach Deutschland Wird BetterUp zum Facebook der Coachingbranche?

Quelle: imago images

Der US-Konzern BetterUp expandiert nach Europa, vor allem Deutschland soll im Fokus stehen. Konzernchef Alexi Robichaux greift damit die heimischen Anbieter Coachhub oder Sharpist an – und ist überzeugt, dass am Ende nur eine Plattform überleben kann.

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Ist er das jetzt schon, der Facebook-Moment für die deutsche Coachingbranche? Der Weltmarktführer für digitales Coaching, das kalifornische Start-up BetterUp, kommt jetzt also nach Europa. In München und London werden dafür zwei Büros eröffnet, 150 Mitarbeiter will das Unternehmen dort beschäftigen. „Die Nachfrage von europäischen Unternehmen nimmt derzeit stark zu, auch aus Deutschland“, sagt Konzernchef Alexi Robichaux. „darauf reagieren wir jetzt, indem wir in diesen Märkten mehr Präsenz zeigen.“

Aus der Sicht von BetterUp ist der Schritt auch aus einem anderen Grund konsequent: Gerade erst hat das Unternehmen in einer vierten Finanzierungsrunde mehr als 125 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt. Und die wollen dafür nur eines sehen: Wachstum.

Der digitale Coachingmarkt könnte damit schon bald an einen Scheidepunkt kommen. In den vergangenen Jahren nämlich ist er spektakulär gewachsen. Von diesem Wachstum hat bisher ein ganzer Strauß von Unternehmen profitiert. Allein in Deutschland haben sich mit Coachhub und Sharpist zwei Plattformen etabliert, die auf ein ähnliches Geschäftsmodell wie BetterUp setzen. Sie alle bieten sich als Plattform an, um Coaches an Konzerne zu vermitteln. Den Unternehmen versprechen sie, durch ihre Arbeit die Recherche nach guten Coaches überflüssig zu machen, zudem garantieren sie ihnen Festpreise für die einzelnen Sessions.

Die Coaches wiederum erhalten über die Plattform einen einfachen Zugang zu neuen Kunden, was bisher zumeist nur über jahrelange Kontaktanbahnung und Netzwerkpflege gelang. Zugleich haben die Plattformen für die Coaches aber auch einen gravierenden Nachteil: Sie drücken die Preise.

Prädestiniert für ein Monopol

Die Plattformen selbst stehen allerdings vor einem Problem: Wie schon in vielen anderen Feldern der digitalen Wirtschaft spricht vieles dafür, dass sich auch beim Coaching am Ende nur ein Anbieter behaupten kann. Mit seinen vielen freischaffenden Einzelkämpfern auf der einen Seite und zahlungskräftigen Konzernen auf der anderen ist der Markt prädestiniert für diese Entwicklung.

Unter den deutschen Anbietern dürfte nun die Sorge zunehmen, dass auch dieses Monopol am Ende in den USA verwaltet wird. Zwar haben die deutschen Anbieter ihr Wachstum zuletzt nach Kräften verschärft, Coachhub gab jüngst bekannt, selbst in die USA expandieren zu wollen, in vielen europäischen Märkten hat man sich gut etabliert.

Doch allein die Finanzkraft spricht eine eindeutige Sprache: Während BetterUp in seiner bereits vierten Runde 125 Millionen Dollar einnahm, kamen bei der bisher größten Runde eines deutschen Unternehmens zuletzt 30 Millionen Dollar für Coachhub zusammen. Wie hoch die Bewertung des Konzerns damit insgesamt liegt, das behält Coachhub für sich, deutlich weniger als bei BetterUp dürfte es in jedem Fall sein. Der US-Konzern ist seit der jüngsten Finanzierungsrunde mehr als 1,7 Milliarden Dollar wert.

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Diese Größe will der Konzern nun zunehmend in Marktdominanz umsetzen. „Wir haben längst Kunden in aller Welt, jetzt kommen wir mit unseren Büros nach Europa, um noch näher bei ihnen sein zu können“, sagt Robichaux, Co-Gründer und CEO des Konzerns. In Deutschland habe man bereits einige prominente Konzerne als Partner gewonnen, etwa die Allianz. Und so soll es weitergehen. „Ich denke schon, dass sich mittelfristig nur eine einzige Plattform als Marktführer etablieren kann“, sagt Robichaux. „Und ich bin überzeugt davon, dass wir das sein werden.“ Schließlich sei BetterUp nicht nur der älteste Anbieter auf dem Feld, sondern auch der mit den meisten Kunden. Dass die US-Amerikaner schon heute in einer anderen Liga als ihre deutschen Konkurrenten spielen, zeigte sich bei der jüngsten Personalentscheidung des Konzerns: Seit einigen Wochen ist Harry, der Sohn des britischen Thronfolgers Charles, im Vorstand des Unternehmens. Er soll zum Botschafter nach außen werden und „das Coaching von seinem problembezogenen Ruf befreien“, sagt Robichaux.

Immerhin hier aber droht den deutschen Anbietern keine unmittelbare Gefahr: „Auftritte von Harry bei der Expansion in den deutschen Markt sind derzeit nicht geplant.“

Mehr zum Thema: Die deutsche Coachingbranche rund um die zentrale Plattform Greator, in die gerade Ex-ProSieben-Chef Thomas Ebeling eingestiegen ist, boomt. Doch Experten warnen vor Quacksalbern und Preisfallen.

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