Community hilft Sono Motors „Wir hatten mehr Unterstützung von der Politik erwartet“

Der Sion wird von Sono Motors entwickelt. Es soll ein, durch Solarzellen betriebenes, Fahrzeug werden.

Sono Motors will ein Elektroauto bauen, das sich dank integrierter Solarzellen selbst auflädt. Eine Crowdfunding-Kampagne sichert nun die Finanzierung. Ein Interview mit den Gründern des Start-ups über Druck, Geldprobleme und mangelnde Unterstützung der Regierung.

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Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Zumindest laut den Gründern von Sono Motors, Laurin Hahn und Jona Christians. Das Münchener Start-up entwickelt seit 2016 den „Sion“: ein Elektroauto, das seine Batterie dank in die Karosserie integrierter Solarpanels selbst wieder auflädt. Das soll bis zu 5800 Kilometer kostenlose Reichweite im Jahr bringen. Doch die Gründer kämpften mit Finanzierungsprobleme. Retten sollte sie eine Community-Funding-Kampagne. Ihr Ziel: 50 Millionen Euro. Dieses Ziel wurde am Wochenende erreicht. Auf Twitter dankte das Start-up seinen Unterstützern.

Eine knappe Woche vor dem erfolgreichen Abschluss der Kampagne sprachen die Sono-Motors-Gründer Hahn und Christians mit der WirtschaftsWoche über den herrschenden Druck und die Finanzierbarkeit ihrer Idee.

WirtschaftsWoche: Sie hatten für den Sion Angebote von Investoren, die einsteigen wollten. Warum haben Sie sich stattdessen für ein Crowd-Funding entschieden?
Jona Christians: Wir hatten schon Finanzierungsrunden mit Investoren und arbeiten mit ihnen auch weiterhin zusammen. Allerdings wäre mit den neuen (vor allem internationalen) Investoren, mit denen wir in den letzten Monaten gesprochen haben, der Sion wohl nie auf die Straße gekommen. Für sie waren vor allem unsere Patente für die Technologien interessant, nicht aber das Unternehmen Sono Motors selbst. An diesem Punkt wollten wir als Gründer nicht mehr weitergehen.

Jona Christians (l) und Laurin Hahn sind die beiden Gründer von Sono Motors.

Die Community scheint für Sono Motors ziemlich wichtig zu sein.
Jona Christians: Viele Investoren wollen oft noch nicht im großen Stil in nachhaltige Projekte investieren. Deshalb arbeiten wir mit den Menschen selbst zusammen, die den Wandel hin zu einer neuen Mobilität wollen.

Dieser Wandel scheint länger zu dauern als geplant. Sie wollten den Sion ursprünglich schon 2019 auf die Straße bringen. Wieso die Verspätung?
Laurin Hahn: Die Verhandlungen mit den Investoren haben länger gedauert, dazu der Finanzierungsengpass. Deswegen konnten wir die Zulieferer noch nicht beauftragen. Mit der Auslieferung beginnen wir voraussichtlich 2022.

Wie gehen Sie als Gründer mit dieser finanziell unsicheren Situation um?
Laurin Hahn: Für das Team und uns als Gründer ist das natürlich eine sehr schwere Phase. Wir stehen in der Verantwortung und spüren die Last auf den Schultern. Aber das gehört dazu und schweißt uns nochmal sehr zusammen. Es ist ja auch schon sehr viel Geld zusammengekommen, das bestärkt uns.

Jona Christians: Dazu gehört auch, sein Gesicht zu zeigen. In den vergangenen Monaten waren wir auf vielen Events und haben dort unsere Unterstützer getroffen. Die wollen den Wandel, obwohl sie natürlich wissen, dass das Projekt risikobehaftet ist. Viele haben auch ihre Anzahlung aufgestockt. Die mehr als 10.000 Reservierungen für den Sion zeigen, dass dieses Auto auf die Straße kommen muss.

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von Stefan Hajek

In China werden Gründer vom Staat gefördert, dort gibt es mittlerweile mehr Milliarden-Dollar-Start-ups als im Silicon Valley. Warum klappt das in Deutschland nicht?
Jona Christians: Die Rahmenbedingungen für junge Unternehmen wie uns sind alles andere als gut. Es müsste darum gehen, Innovationen im Land zu halten. Stattdessen wandern viele Technologien zunehmend ab, wie etwa die Solar- und Windenergie. Das ist ein Armutszeugnis. Wir geben nicht auf, aber hatten schon mehr Unterstützung von der Politik erwartet.

Was läuft in der Förderung denn falsch?
Jona Christians: Ein Beispiel: Der Wagniskapitalfonds hört sich auf dem Papier gut an. Dahinter steht dann sehr viel Bürokratie, über Jahre hinweg. In einem Start-up rechnet man aber in Monaten und nicht in Jahren. Der Wille, das Neue zu unterstützen, ist in Deutschland nicht da. Die Fördertöpfe hierzulande stützen eher die alte Industrie.

Das Interview mit den Sono-Motors-Gründern wurde erstmals am 19. Januar 2020 veröffentlicht – bevor die Finanzierung durch die Community-Funding-Kampagne erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

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