Deutsche Gründerszene Was wird das nächste große Ding?

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Geldwelt

Geldgeschäfte finden immer öfter online statt: Einer Studie des Bitkom zufolge hat jeder zweite Internet-Nutzer schon einmal Finanztransaktionen im Internet durchgeführt, jeder 17. hat Aktien gekauft. Eine Reihe von Startups macht sich das zunutze und entwickelt neuartige Finanzdienste.

Das Hamburger Startup Kreditech nutzt die Infoflut im Internet aus: Es hat ein Scoring-Verfahren entwickelt, das die Kreditwürdigkeit eines Menschen anhand seines Rufs, seiner Gewohnheiten und Beziehungen im Netz ermitteln können soll. In Ländern wie Spanien und Polen vergibt das Startup bereits automatisiert Minikredite von bis zu 500 Euro – wer seine Daten preisgibt und für kreditwürdig befunden wird, soll das Geld innerhalb weniger Minuten auf dem Konto haben, verspricht Sebastian Diemer, der Kreditech 2012 mit Alexander Graubner-Müller gegründet hat. Das Duo beschäftigt 40 Mitarbeiter und hat namhafte Geldgeber wie die Samwer-Brüder gefunden. Aktuell verleiht Kreditech nach eigenen Angaben im Ausland wöchentlich mehrere Zigtausend Euro. In Deutschland ruht das Angebot vorerst, weil die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf Drängen einer Bank angekündigt hat, die rechtliche Grundlage dieser Art der Mikrokreditvergabe zu überprüfen.

Soziale Netzwerke sind das neue Börsenparkett: Im Netz wird über Unternehmen diskutiert, werden Neuigkeiten verbreitet, Gerüchte geboren. Welchen Einfluss das auf die Stimmung der Anleger und damit auf Wertpapierkurse hat, will das Kölner Startup Stockpulse ermitteln, indem es soziale Medien, Nachrichten und Online-Foren auswertet. Die Realtime-Analysen verkauft Stockpulse an Privatanleger und Finanzdienstleister und verspricht ihnen so Unterstützung bei Kaufentscheidungen. Auf die Idee kamen die Wirtschaftsinformatiker Stefan Nann und Jonas Krauß, nachdem sie mit einer ähnlichen Methode Oscar-Preisträger vorhergesagt hatten.

Angst, Gier und zu wenig Erfahrung: Das sind die Gründe, warum viele Privatanleger beim Online-Handel mit Wertpapieren Verluste einfahren. Das Berliner Unternehmen Refined Investment entwickelt Handelssysteme, mit denen Anleger ihre Handelsstrategien erfolgreicher verfolgen können sollen. Das Startup managt die Portfolios seiner Kunden automatisch und wird dafür mit bis zu 30 Prozent am Gewinn beteiligt. Drei Jahre nach dem Start wickelte die Plattform des Gründertrios Marius Schulze, Robert und Stephan Henker im Mai bereits 27.000 Trades mit einem Volumen von 100 Millionen Euro ab.

Ob Fuhrpark, Hufreinigungsmaschine oder 20.000 Getränkekästen: Das Startup Leasingo aus Herzogenrath bei Aachen unterstützt Unternehmen dabei, größere Anschaffungen per Leasing zu finanzieren. Chris Domagala und Johannes Buchmann haben die Plattform aufgebaut, die Leasingnehmern pro Anfrage vier maßgeschneiderte Angebote und den Leasinggebern Kunden vermittelt. Kommt ein Vertrag zustande, erhält das Unternehmen eine Provision. Damit wollen die beiden Gründer für mehr Transparenz im Leasingmarkt sorgen, in dem die Anbieter bisher oft von der Unkenntnis der Nachfrager profitieren. Ein siebenköpfiges Team hilft dem Gründerduo dabei.

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