Deutsche Gründerszene Was wird das nächste große Ding?

Seite 2/8

Lieber selbst entwickeln

Hier studieren die Unternehmer von morgen
Universität Magdeburg Quelle: dpa
Signavio GmbH
Aktienprognose Team.jpg
Platz 7: FU Berlin Seit 2006 sind aus der Gründungsförderung der Freien Universität Berlin, die sich „Profund“ nennt, über 70 Kapitalgesellschaften hervorgegangen. Jährlich führt sie zwischen 150 und 200 Beratungsgespräche und bietet in fünf sogenannten Gründerhäusern auf dem Campus 120 Arbeitsplätze für studentische Start-Ups. Außerdem veranstaltet die FU etwa ihren „Entrepreneurship Summit“, der rund 1.500 Teilnehmer pro Jahr anlockt. Auf den mehrmals jährlichen „Business & Beer“-Abenden können Gründer ihre Konzepte vorstellen und den Vorträgen etablierter Unternehmer oder Experten lauschen. ePortrait soll den Gang zur Fotokabine für Passbilder überflüssig machen. Die im März 2012 gestartete Ausgründung der FU Berlin bietet die Möglichkeit, per Webcam biometrische Passbilder am PC zu machen und sie zu bestellen. Das Unternehmen setzt auch auf Geschäftskunden. So ist das Programm seit Mai in der Website einer Krankenkasse integriert und kann für die Fotos auf elektronischen Gesundheitskarten genutzt werden.
Platz 6: Universität Rostock Mit Wettbewerben will die Universität Rostock den Unternehmergeist ihrer Studenten wecken. 2009 organisierte das Gründerbüro erstmals „Idee sucht Mentor“. Dabei stellen die Teilnehmer bei einer Art Speed-Dating verschiedenen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft ihre Geschäftsidee vor. Haben Studenten und Mentoren zusammengefunden, erarbeiten sie ein Geschäftskonzept und messen sich dabei mit anderen Gruppen. In der zweiten Jahreshälfte organisiert das Gründerbüro außerdem den Jungunternehmerpreis der Universität Rostock. Seit 2006 wurden laut Uni dort 130 Firmen gegründet. Berührungslose Messtechnik für die Industrie verkauft die Astech Angewandte Sensortechnik GmbH in Warnemünde. Zum Portofolio der Ausgründung der Uni Rostock gehören Sensoren, um Geschwindigkeit, Länge, Abstand, Position, Breite und Farbe zu bestimmen. Quelle: ZB
Platz 5: RWTH Aachen Im Jahr 2000 hat die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen gemeinsam mit der örtlichen IHK und den Sparkassen ihr Gründerzentrum ins Leben gerufen. 2003 folgte der Entrepreneurship-Lehrstuhl „Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure und Naturwissenschaftler“ (WIN). Die Uni begleitet ihre Jungunternehmer nicht nur während der Gründung, sondern auch in den ersten fünf Jahren danach. Auf Pursenal.de können sich Nutzer ihre eigene Handtasche gestalten. Dabei lassen sich   unter anderem  Größe, Lederfarbe, Fadenfarbe, Futter, Innenausstattung, Verschluss und Riemenlänge variieren. Quelle: dpa
Platz 4: Universität Lüneburg Auch die Leuphana Universität Lüneburg setzt auf Beratung, Gründungslehre, Wettbewerbe und Netzwerke. Zusätzlich bietet sie jedem Gründer ein sogenanntes Starter-Set an, genauer gesagt einen 50-Euro-Gutschein, der unter anderem für kostenpflichtige Gründungsveranstaltungen gilt.  Mit der Ticcats GmbH hat der ehemalige Leuphana-Student 2010 Deutschlands erstes Online-Preisvergleichs-Portal für Live-Unterhaltungs-Tickets gegründet.

Dieses Selbstbewusstsein ist typisch für die deutsche Gründerszene: Viele Jungunternehmer wollen das „next big thing“, den nächsten Megatrend, lieber selbst entwickeln und das Scheitern riskieren, anstatt angestellt zu arbeiten oder ihre Idee an ein etabliertes Unternehmen zu verkaufen. Möglich ist das, weil 13 Jahre nach dem Dotcom-Crash Unternehmen, die neue Internet-Dienste entwickeln oder Software programmieren, bei Investoren wieder begehrt sind.

Dem Venture Capital Panel der Beratungsgesellschaft FHP Private Equity Consultants zufolge investierten Wagnisfinanzierer 2012 am häufigsten in Internet- und Softwarefirmen (siehe Grafik). Viel Geld steckten sie auch in Cleantech-Unternehmen – also Firmen, die den Verbrauch von Energie und natürlichen Ressourcen reduzieren helfen.

In welchen Branchen Deutschlands Wagnisfinanzierer 2012 am häufigsten investierten

Schillernde Figuren wie Carsten Maschmeyer

All das lockt inzwischen auch schillernde Figuren wie AWD-Gründer Carsten Maschmeyer an, der in eine ganze Reihe von Internet-Startups investiert hat. Gute Gelegenheiten bieten sich den Geldgebern reichlich: Zwar ist die Zahl der Menschen, die in Deutschland ein Unternehmen gegründet haben, im Jahr 2012 erneut gesunken. Nach Angaben des KfW-Gründungsmonitors wagten 775.000 Personen den Schritt in die Selbstständigkeit – sieben Prozent weniger als 2011. Doch die Qualität der Neugründungen steigt: Jeder zweite gründet nicht aus Not – etwa, weil er keine Festanstellung findet oder weil ihm gerade gekündigt wurde –, sondern weil er durch die gezielt gewählte Selbstständigkeit die Chance sieht, eine konkrete Geschäftsidee umzusetzen. Knapp 14 Prozent der Gründer kommen nach eigenen Angaben sogar mit einer Produktneuheit auf den Markt.

Gute Chancen bieten ihnen Internet- und Kommunikationstechnologien: Wie aus dem jüngsten ZEW-Gründungsreport hervorgeht, stieg etwa die Zahl der Softwaregründer in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Aber auch strategisch gut vorbereitete Neugründungen im Gesundheitssektor, der Finanzbranche, im Umweltbereich oder im Handel haben derzeit gute Aussichten auf langfristigen Erfolg. Welche Startups schon jetzt mit vielversprechenden Ideen und Neuheiten auf diesen und andere aktuelle Trends setzen, zeigt die folgende Übersicht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%