
Die deutsche Start-up-Szene ist weiter im Wandel. Auch wenn Berlin weiterhin „Leuchtturm“ der Szene bleibe, gewinne das gesamtdeutsche Start-up-Ökosystem an Reife, heißt es im 5. Deutschen Start-up Monitor, den die Universität Duisburg-Essen und die Unternehmensberatung KPMG unter Leitung des Deutschen-Start-up-Verbands in Berlin vorgestellt haben. Dafür wurden 1837 Start-ups, 4245 Gründer und deren 19.913 Mitarbeiter befragt beziehungsweise analysiert. Der Deutsche Start-up Monitor wolle Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung eine Orientierungshilfe geben, um die Bundesrepublik als Gründerstandort zu stärken, sagte Florian Nöll, Vorsitzender des Startup-Verbands.
Damit das klappt, müsse die Politik die deutsche Start-up-szene aber erst einmal kennen. Darum soll der Start-up-Monitor Licht ins Dunkel bringen.
Eines der Ergebnisse: Wer Start-ups fördern will, muss in Bildung investieren. Die deutliche Mehrheit der Gründer hat ein abgeschlossenes Hochschulstudium. Nur 2,3 Prozent der Gründer haben einen Haupt- oder Realschulabschluss. 36,9 Prozent sind Wirtschaftswissenschaftler, 20,2 Prozent Informatiker, Mathematiker oder IT-Experten, 18,3 Prozent sind Ingenieure. Und: Der deutsche Gründer ist männlich. Der Frauenanteil liegt bei unter 15 Prozent.
Zehn Fakten aus dem Deutschen Start-up-Monitor 2017
Gründungen in der digitalen Wirtschaft sind weiterhin attraktiv und acht von zehn deutschen Start-ups spüren einen signifikanten Einfluss der Digitalisierung auf ihr Geschäftsmodell.
Quelle: DSM
Mehr als die Hälfte der befragten Start-ups, denen Cluster bekannt sind, sind Teil eines regionalen Clusters und haben drei klare Erwartungen an Cluster: Wissenstransfer, Kooperationen und Sichtbarkeit.
Der Anteil von Gründerinnen in deutschen Start-ups steigt das dritte Jahr in Folge leicht auf nunmehr 14,6 Prozent.
Die Technische Universität München ist die Top-Gründerhochschule unter den Gründern des DSM 2017, wenngleich sich die Gründer auf viele verschiedene Hochschulen verteilen.
82,7 Prozent der Start-ups planen eine (weitere) Internationalisierungen. Die wichtigsten Internationalisierungsziele sind dabei Europa, Nordamerika und Asien.
Neun von zehn Gründern beurteilen ihre Geschäftslage weiterhin optimistisch, werden beim Ausblick jedoch etwas zurückhaltender.
Fast ein Drittel aller Start-up-Mitarbeiter kommt aus dem (EU-)Ausland. Außerdem stimmen 63,9 Prozent der Gründer (voll und ganz) zu, dass die deutsche Start-up-Landschaft durch die Zuwanderung von Menschen aus dem Ausland profitiert.
Im Bundestags-Wahljahr ist die FDP unter den DSM-Gründern mit 39,4 Prozent der Stimmen stärkste Partei. Die Top Drei der Erwartungen an die Politik sind für die Start-ups dabei weiterhin klar: weniger Bürokratie, weniger Steuern sowie mehr Unterstützung bei der Kapitalbeschaffung.
Die Start-ups im DSM 2017 schaffen durchschnittlich 13,2 Arbeitsplätze (inklusive Gründer) und planen wieder mehr Neueinstellungen. Durchschnittlich 7,5 Mitarbeiter sollen je Start-up im nächsten Jahr neu eingestellt werden.
Die DSM-Start-ups sammelten bis dato knapp 2,1 Milliarden Euro an externem Kapital ein. Ihr weiterer Kapitalbedarf in den kommenden zwölf Monaten beläuft sich auf knapp eine Milliarde Euro.
Die Mitarbeiter der deutschen Start-ups sind da deutlich diverser - und zwar nicht nur, was das Geschlecht anbelangt. Knapp 64 Prozent der Start-ups erklärte, dass sie von der Zuwanderung aus dem Ausland profitieren. 29,6 Prozent der Mitarbeiter haben keine deutsche Staatsangehörigkeit, in Berlin sind es sogar 47,7 Prozent. „Ohne Mitarbeiter aus dem Ausland würden wir gar nicht existieren, sagte Tom Kirschbaum vom Start-up Door2Door, in deren Räumen die Ergebnisse des Monitors vorgestellt wurden. Zwei Drittel der Mitarbeiter stammten nicht aus Deutschland. Das sei für viele junge Firmen eines der größten Probleme, bestätigte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD).
Start-ups auf Internationalisierungskurs
Die ausländischen Mitarbeiter erfüllen in den Start-ups eine wichtige Funktion als Marktkenner. Denn 82,7 Prozent der befragten Start-ups wollen ihr Geschäft weiter internationalisieren. Dabei steht bei mehr als einem Drittel Europa im Fokus: Unter 34,4 Prozent von ihnen gelten vor allem die anderen EU-Länder als attraktivstes Ziel. Hier sei die Rechtsangleichung in Europa eine große Aufgabe der Politik, sagte Zypries.
Noch hat allerdings jedes dritte Start-up Schwierigkeiten bei der Neueinstellung ausländischer Mitarbeiter durch bürokratische Hürden.