Die Höhle der Löwen (DHDL) „Ein Dachzelt ist günstiger als ein Campingbus“

Höhle der Löwen: Investorin Judith William testet das Lazy Tent. Quelle: RTL / Frank W. Hempel

Mit ihrem Lazy Tent, einem Dachzelt für jedes Auto, beeindruckten die Gründer von Lazy Camping in der Fernsehshow Medienunternehmer Georg Kofler. Der Investor verhandelte hart. Wie ging es nach der Aufzeichnung weiter?

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Nach dem Feierabend spontan am See zelten, ohne sich lange um den Auf- und Abbau kümmern zu müssen. Das geht mit einem Dachzelt, das sich dank zweier Gasdruckfedern in wenigen Sekunden von selbst aufbaut – und sich ganz einfach auf dem Dach von herkömmlichen Pkw befestigen lassen soll. Entwickelt haben es Jill-Catrin Vinkmann (35), ihr Mann Alexander Bocks (41) und ihr Bruder Christopher Vinkmann (30). Im Sommer vergangenen Jahres gründeten sie Lazy Camping, mit dem Start-up wollen sie künftig Camping-Equipment für Roadtrips vertreiben. Ihr erstes eigenes Produkt, das Lazy Tent, stellten sie im Staffelfinale der „Höhle der Löwen“ vor. Für 15 Prozent ihres Unternehmens wollten sie 200.000 Euro. Das war Medienunternehmer Georg Kofler zu viel, er handelte auf 25 Prozent hoch. Während der Aufzeichnung sagte das Trio sofort zu, inzwischen sind zehn Monate vergangen. Alexander Bocks berichtet, was seitdem passiert ist.

WirtschaftsWoche: Herr Bocks, Ihr Dachzelt kostet knapp 1600 Euro, in der Sendung äußerte TV-Löwe Georg Kofler Zweifel, ob sich so ein teures Zelt verkaufen lässt. Am Ende bot er trotzdem für 25 Prozent der Firmenanteile 200.000 Euro. Ist es bei dem Deal geblieben?
Alexander Bocks: Nein, wir konnten uns nicht darauf verständigen, wie wir uns positionieren und strategisch ausrichten wollen. Wir stehen zwar weiterhin in einem guten Austausch mit dem Investoren-Duo Ralf Dümmel und Georg Kofler, aber der Deal ist nicht zustande gekommen.

Wie sind Sie eigentlich genau auf Dachzelte gekommen?
Meine Frau und ich sind viel mit dem Bus unterwegs und fahren auch mal spontan los und übernachten irgendwo. Aber das geht fast nur mit einem Camper und so ein Wagen ist teuer. So entstand die Idee, ein leichtes und schnell aufbaubares Dachzelt zu entwickeln. Schließlich haben viele ein normales Auto, das sich mit einem Zelt auf dem Dach einfach aufstocken lässt.

Das Lazy-Tent-Team: Jill-Catrin Vinkmann, ihr Mann Alexander Bocks und ihr Bruder Christopher Vinkmann. Quelle: RTL / Frank W. Hempel

Normale Zelte gibt es schon für weniger als 100 Euro. Wer deutlich mehr ausgeben kann, kauft wiederum  direkt einen Camper. Warum braucht es eine Mischung wie das Lazy Tent?
Unser Zelt ist für alle, vom Festivalbesucher bis hin zum Outdoor-Sportler, der am Wochenende mal rausfährt. Wir waren beispielsweise mit dem Zelt schon auf einer Pferde- und einer Angelmesse und auf einem Reggae-Jam. Ein Dachzelt ist günstiger als ein Campingbus und bequemer als ein normales Zelt. Da stolpert einem keiner mehr betrunken auf dem Festival über die Zeltschnüre, man wacht auch nicht mehr plötzlich morgens im Matsch auf, sondern bleibt trocken. Und weil das Dachzelt vergleichsweise leicht ist, eignet es sich auch für kleinere Autos, vorausgesetzt man kann einen Dachträger am Wagen befestigen.

Haben kleinere Autos nicht auch eine geringere Dachlast?
Viele verbinden mit einem Dachzelt die Safari in Namibia und dicke Jeeps. Ein Dachzelt lässt sich aber auch auf einem Opel Corsa montieren. Der hat eine zulässige Dachlast von 75 Kilogramm, unser Zelt wiegt allein aber schon 35 Kilogramm. Da fragen sich dann viele, wie das passen soll. Diese Angaben beziehen sich auf ein fahrendes Auto, da geht es um die dynamische Dachlast. Wenn das Auto steht, ist das Dach deutlich belastbarer, da können sich dann auch bedenkenlos zwei Personen ins Zelt legen.

Wenn man sich so ein Dachzelt auf das Auto montiert: Welche Auswirkungen hat das dann auf die Kfz-Zulassung und -Versicherung?
Ein Dachzelt wird genauso gehandhabt wie eine Skibox auf dem Dachträger, das hat keine Folgen, weder für die Zulassung noch für die Versicherung. Einige Versicherungsanbieter bieten sogar an, das Dachzelt mitzuversichern.

Müssen Dachzeltmobile extra ausgewiesene Stellplatz ansteuern? Wildcampen ist in vielen Ländern in Europa schließlich verboten.
Das wird in jedem Land anders geregelt. In einigen Ländern ist Wildcampen verboten und kann mit hohen Strafen geahndet werden, andere erlauben es. Auf offiziellen Parkplätzen darf man eine Nacht schlafen, um seine Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen. Da unser Dachzelt die Fahrzeugfläche nicht verlässt, wird es als Schlafen im Fahrzeug gewertet, das ist letztlich aber auch immer eine Auslegungssache der jeweiligen Ordnungshüter. Wichtig ist, dass kein Campingequipment, wie Tische und Stühle, aufgebaut oder stehen gelassen werden. Wir hatten bisher auf jeden Fall noch keine Probleme.

In der Sendung sagten Sie, es gebe ein Marktpotenzial von 10.000 bis 15.000 Dachzelten. Auf dem Markt tummeln sich allerdings schon etliche Händler von Dachzelten, darunter sind auch Discounter, die Dachzelte für 650 Euro anbieten. Wie viele der Zelte konnten Sie bisher verkaufen?
Insgesamt waren es bisher knapp 200 Zelte, damit sind wir für den Anfang sehr zufrieden.

Die Ausstrahlung der Sendung fällt nicht nur auf das Ende der Camping-Saison, sondern auch in eine Zeit, in der viele größere Ausgaben eher scheuen ... 
Das stimmt, unsere Hauptsaison geht eigentlich von April bis August. Aber die Konsumflaute trifft uns bis jetzt noch nicht so sehr. Die Pandemie hat der Outdoor-Branche geholfen. Zeit draußen verbringen, das ist bei den Verbrauchern ins Bewusstsein gerückt. Und viele wollten sich das Reisen in die Natur nicht nehmen lassen und sind statt mit dem Flugzeug oder Zug mit dem Auto verreist, davon haben wir profitiert.

Sie sind ein etwas ungewöhnliches Gründerteam, Lazy Camping ist quasi ein Familienunternehmen.
Meine Frau und ich haben zuletzt eine Finca in Felanitx geführt, im Osten von Mallorca, mit zwölf Zimmern. Wir haben dort Tag und Nacht Seite an Seite gearbeitet, das hat sehr gut funktioniert. Jills Bruder, Christopher, kenne ich inzwischen seit zehn Jahren. Mein Schwager hat vorher Dachzelte vertrieben und ist wie wir durch und durch Camper. Wir ticken also alle drei sehr ähnlich, das passt einfach. Inzwischen pendeln Jill und ich zwischen Osnabrück und Mallorca, wo wir weiterhin leben, hin und her, auch das klappt gut.

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Sie leben auf Mallorca, produzieren in China, Ihr Lager ist in Osnabrück. Wie kam es dazu?
Meine Frau und ihr Bruder kommen aus Osnabrück, wir haben in der Stadt ein Netzwerk. Hier finden wir schnell Hilfe, wenn wir Unterstützung brauchen, sei es mit einer Grafik oder eben einem Lagerplatz. Wir haben das Zelt auch in Niedersachsen entwickelt, etliche unserer Freunde hier in Osnabrück mussten es schon testweise auf- und wieder abbauen. Derzeit produzieren wir noch in China, langfristig möchten wir die Zelte aber gerne in Europa fertigen lassen.

Nach dem Scheitern des Löwen-Deals: Suchen Sie gerade nach neuen Investoren?
Ja, wir suchen weiter nach Investoren, aber wir merken schon, dass die Risikofreude, in Start-ups zu investieren, etwas zurückgegangen ist.

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