Die Höhle der Löwen „Diese Skepsis ist nicht neu für uns“

Quelle: Presse

Mit seiner Erfindung begeisterte der Mediziner Horst Schüler die Löwen. Gleich zwei Teams kämpften um ein Investment in die Laufmaus. Wie es danach für die Gründer weiter ging.

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Horst Schüler, 70, ist seit 41 Jahren Haus- und Sportarzt in Münster. Zusammen mit seinem Team präsentiere er in der Löwenhöhle seine Erfindung: Die Laufmaus. Ein Griffelement für die Hände, dessen Nutzung automatisch für eine entspannte und gesündere Körperhaltung sorgen soll. Auf die Idee kam der Münsteraner wegen eines persönlichen Schicksalsschlags. 2007 erlitt er bei einem Autounfall schwere Rückenmarksverletzungen im Bereich der Halswirbelsäule und verlor daraufhin die Kontrolle über Arme und Beine. Nach sieben Jahren mit Operation und Reha minderten sich die Beschwerden kaum. Um sich selbst zu therapieren, entwickelte ein Tool aus Knete das ihm half, bestimmte Positionen seiner Arme und Hände ermüdungsfrei beizubehalten. Es funktionierte – und wurde zum Beginn seiner zweiten Laufbahn als Erfinder.

In der gestrigen Sendung von „Die Höhle der Löwen“ waren die Investoren gerührt von Schülers Geschichte – und begeistert von seiner Erfindung. Nicht nur Carsten Maschmeyer als erfahrener Läufer wollte sich zusammen mit Nils Glagau an dem Start-up beteiligen, auch Georg Kofler wirkte sichtlich angetan.

Warum sich Schüler und seine Mitgründer am Ende für das Duo entschieden und wie sie mit der Laufmaus die Welt ein bisschen gesünder machen wollen, erzählen Geschäftsführer Martin Rutemöller und Hans Schüler im Interview.

WirtschaftsWoche: Herr Schüler, Herr Rutemöller, gleich drei Löwen haben um Ihre Gunst gebuhlt, wollten aber 12,5 Prozent mehr Anteile als Sie vorgesehen hatten. Darum machten Sie ein Gegenangebot. War das mutig oder verrückt?
Rutemöller: Das war in erster Linie gerechtfertigt. Wir hatten uns vor der Sendung ja abgesprochen, wie viele  Anteile wir bereit wären abzugeben und 25 Prozent war unsere Grenze. Es ist wichtig, das vorab festzulegen, denn umgeben von Kameras, in so einer Ausnahmesituation, bei so einem Druck, gerät man sonst schnell vom richtigen Kurs ab. Und wir haben natürlich auch gespürt, dass die Löwen bereit waren uns entgegenzukommen.

Damit hatten Sie recht. Die Löwen willigten ein. Sie hatten die Wahl zwischen dem Duo aus Carsten Maschmeyer und Nils Glagau und Georg Kofler. Warum haben Sie sich für die ersten beiden entschieden?
Rutemöller: Zunächst müssen wir sagen, dass es uns sehr, sehr schwerfiel. Zumal Herr Kofler während des Pitches und der Gespräche im Anschluss richtig um uns gekämpft hat – etwas, dass man im Zusammenschnitt der Sendung in dieser Intensität nicht sieht.
Schüler: Am Ende war es ein Bauchgefühl. Da kam wohl der Mediziner in mir durch. Nils Glagau und Carsten Maschmeyer haben uns durch ihre Affinität zu den Themen Gesundheit und Sport überzeugt – und durch die wertvollen Kontakte in die Branche, etwa zu Apotheken.

Wie ging es nach der Sendung weiter?
Rutemöller: Der Vertrag ist  rund vier Monate nach der Aufzeichnung, die im Februar stattfand, wie geplant unterzeichnet worden. Seitdem haben wir gut zusammengearbeitet. Dabei ging es uns nur in zweiter Linie um die finanzielle Unterstützung, sondern vor allem um die Expertise und das Netzwerk. Zum Beispiel haben wir gemeinsam nach Markenbotschaftern gesucht, die unser Produkt testen und – wenn sie davon überzeugt sind – bewerben.
Schüler: Wir arbeiten unter anderem mit dem Langstreckenläufer Jan Fitschen zusammen, der 2006 Europameister im 10.000-Meter-Lauf war. Er war erst sehr skeptisch was unsere Laufmaus angeht, aber dann konnte unser Produkt ihn überzeugen.
Rutemöller: Diese Skepsis ist auch nicht neu für uns. Das erleben wir immer wieder.

Inwiefern?
Schüler: Eigentlich war bisher jede Anlaufstelle, ob Sanitätshaus oder Laufgeschäft, an die wir uns gewandt haben, zunächst zurückhaltend. Wir reagieren dann immer gelassen und schicken ein Probeprodukt. Das wirkt in den meisten Fällen. Mittlerweile verkaufen wir die Laufmaus bei 70 stationären Händlern.
Rutemöller: Es ist ja auch etwas ganz Neues, da wundert es wenig, dass die Leute erst einmal argwöhnisch sind. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Kontakt zu Horst Schüler. Als er mir am Telefon von seiner Entwicklung erzählte, klang das für mich auch zunächst merkwürdig.

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Wie haben Sie zueinander gefunden?
Schüler: Ich hatte die Laufmaus an der der Deutschen Sporthochschule in Köln vorgestellt und auch gesagt, dass ich die Gründung nicht alleine durchführen wolle. Dort empfahl man mir Kontakt zu Martin Rutemöller aufzunehmen, der studierter Sportwissenschaftler ist, und seit zwanzig Jahren eine Agentur für Gesundheitskommunikation führt. Er war der ideale Partner für mich und ist neben mir, Oliver Baumgärtel und Thomas Pieper gleichwertiger Mitgesellschafter der Firma. Wir haben aus dem 3D-Prototypen gemeinsam das heutige Modell der Laufmaus entwickelt.

Herr Schüler, in Ihrem Alter setzen sich die meisten Menschen zur Ruhe. Was treibt sie an?
Schüler: Ja, tatsächlich habe ich gerade gehört, dass nur drei Prozent aller Gründer hierzulande im Rentenalter sind. Da bin ich schon ein Exot. Mein Antrieb ist es nicht die Laufmaus groß zu machen – oder zumindest nicht nur. Dieses Produkt soll nur der Anfang sein. Vielmehr möchte ich darauf hinweisen, welche sensormotorischen Effekte in der Hand liegen. Die Laufmaus ist, wenn man so will, nur ein Randprodukt. Dank ihr wird nun geforscht, was noch alles möglich wäre. Aktuell macht zum Beispiel TH Weiden Versuche mit der Laufmaus.

Wie geht es für die Laufmaus weiter?
Rutemöller: Vor „Die Höhle der Löwen“ waren wir schon auf dem Weg das Produkt nach Amerika zu bringen. Das ist ja eine Idee, die international funktioniert. Wir haben zum Beispiel auch schon Kontakte nach Indien – ein riesiger Markt. Aber mit dem Eintritt der Löwen haben wir beschlossen und erst einmal vollkommen auf den DACH-Raum zu fokussieren und uns hier bekannt zu machen. Und wir planen auch schon weitere Produkte, unter anderem eine Laufmaus für Kinder.

Mehr zum Thema: Vor dem Start der zehnten Staffel geben vier Investorinnen und Investoren der Gründershow einen Ausblick auf die neuen Folgen und sprechen von den besten Investments. Und von Produkten, die völlig gefloppt sind.

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