Die Höhle der Löwen „Es gibt keine Prämien für die klimaschonende Mobilität“

Konnten Nils Glagau als Investor an Borden holen: Die Gründer von Lynes, Sven und Tobias Hubbes (von links). Bild: RTL / Bernd-Michael Maurer Quelle: PR

Bonuspunkte für jeden Kilometer zu Fuß, auf dem Rad oder im Bus: Mit dieser Idee konnte das Start-up Lynes Investor Nils Glagau überzeugen. Wie ging es nach der Aufzeichnung für das Gründerbrüderpaar weiter?

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Einmal aktiviert, misst die Lynes-App von Tobias und Sven Hubbes, auf welche Weise man sich fortbewegt. Je klimafreundlicher die Mobilität, desto mehr Punkte werden dem Bonuskonto gutgeschrieben. In der Sendung „Die Höhle der Löwen“ präsentierten die beiden Brüder aus Detmold noch eine rudimentäre Version ihrer heutigen App. Sie warben etwa 180.000 Euro und boten dafür 20 Prozent Anteile an ihrer Firma. Nils Glagau ließ sich nach einigem Hin und Her überzeugen, sicherte sich aber 25 Prozent an Lynes. Im Interview berichten die Brüder, was seit der Aufzeichnung passiert ist.

WirtschaftsWoche: Sie mussten in der Sendung um ein Investment ringen. Hat sich die Arbeit gelohnt?
Sven Hubbes: Als alle anderen Investoren bereits ausgestiegen waren, konnten wir Nils Glagau im Gespräch zeigen, welche Chancen in unserer App stecken. Die Vereinbarung in der Sendung war: Wir setzen uns zusammen, gucken gemeinsam auf das Geschäftsmodell und machen zusammen weiter, wenn wir die Strategie geschärft haben. Es war ein wenig Überzeugungsarbeit in der Show, aber wir waren uns schon bei seinem Gegenangebot sicher: Nils könnte ein guter Partner für uns sein.

Wie sieht die Bilanz ein Jahr nach der Aufzeichnung aus?
Sven Hubbes: Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit. Nils und sein Team stehen seit der Aufzeichnung an unserer Seite, unterstützen uns in vielen Dingen – auch über das Finanzielle hinaus. Wir haben es in dem Jahr geschafft, eine deutschlandweit verfügbare App zu bauen, und haben nun eine klare Strategie. Es war der Weg von einer studentischen Idee hin zu einem richtigen Unternehmen.

Viele erfolgreiche Gründer stecken ihr Vermögen wieder in Start-ups, um es so zu vermehren. Als Investoren fehlt ihnen häufig zwar jegliche Erfahrung – trotzdem sind sie dabei erfolgreicher als langjährige Geldgeber.
von Dominik Reintjes

Was kann die App nun?
Tobias Hubbes: Einmal aktiviert, erfasst die App die Mobilität der Nutzerinnen und Nutzer. So erhält man eine Übersicht, wie man sich fortbewegt hat – und, basierend auf CO2-Durchschnitts-Emissionen, welchen Fußabdruck man hinterlässt. Über einen längeren Zeitraum erhält man so auch eigene Statistiken über sein Mobilitätsverhalten.

Und das reicht, damit Nutzer sich noch eine weitere Mobilitätsapp auf ihr Smartphone laden?
Tobias Hubbes: Dazu kommt: Wenn du klimaschonend unterwegs bist, sammelst du Punkte. Es gibt „Miles & More“ für das Fliegen, es gibt Payback beim Tanken – aber es gibt keine Prämien für die klimaschonende Mobilität. Wir prämieren zudem nicht die erzielten Umsätze, sondern zurückgelegte Entfernungen. Wir belohnen die Nutzerinnen und Nutzer, wenn sie sich zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn fortbewegen. Die Punkte lassen sich dann in unserer App in Rabatte eintauschen – etwa von Flixbus, About You oder auch kleineren Start-ups.

Warum sollten Unternehmen dort Gutscheine anbieten?
Sven Hubbes: Für die Unternehmen ist es eine hervorragende Ergänzung zu ihren sonstigen Online-Marketing-Aktivitäten. Viele spüren, dass Werbung in den sozialen Netzwerken immer teurer wird. Unser Kanal hat klimaschonende Mobilität als Basis. Unsere App ist so ein relativ günstiger und unkomplizierter Kanal, um Nutzerinnen und Nutzer und damit potenzielle Kunden zu erreichen.
Tobias Hubbes: Wir bekommen da bislang sehr gutes Feedback – aber wir haben natürlich ein wenig ein Henne-Ei-Problem. Gerade größere Marken sagen: Wir machen da auf jeden Fall mit, aber ihr müsst erst einmal ein paar tausend Nutzer vorweisen. Dieses Problem wollen wir natürlich durch die Ausstrahlung der „Höhle der Löwen“ ändern.

Wie kann Lynes dabei selbst Geld verdienen?
Sven Hubbes: Zum einen erhalten wir Geld von den Prämienpartnern, entweder über eine Provision oder über fixe Gebühren. Zudem soll bald das Deutschlandticket über unsere App zu kaufen sein, auch da würden wir etwas Geld für die Vermittlung erhalten. Perspektivisch wollen wir Lynes auch zur umfassenden Mobilitätsapp weiterentwickeln. Und wir wollen ein Paket für Unternehmen anbieten, das uns wiederkehrende Einnahmen verschafft.

Was können denn Unternehmen mit Lynes anfangen?
Sven Hubbes: Immer mehr Unternehmen wollen klimaschonende Mobilität bei sich verankern. Für größere Firmen wird das gerade auch relevanter, weil zu den Scope-3-Emissionen auch die Pendlermobilität ihrer Mitarbeiter zählt. Da kann unsere App eine niedrigschwellige Lösung sein, ohne große Integrationen oder steuerliches Durcheinander. Man kann etwa spielerisch Abteilungen wetteifern lassen, man kann besonders lange klimafreundlich zurückgelegte Strecken mit einer Vergünstigung in der Kantine oder einem Zuschuss zum Jobrad belohnen. Oder man nutzt die App, um zu erfahren, wie groß man einen neuen Fahrradständer am Standort überhaupt dimensionieren muss.

Und das stößt auf Interesse?
Sven Hubbes: Wir sind in den ersten Gesprächen mit Unternehmen, das läuft jetzt langsam an. Am liebsten würden wir dieses Projekt gemeinsam mit einem Pilotunternehmen entwickeln. In der Vergangenheit hatten wir immer mal Ideen für neue Funktionen. Teilweise mussten wir im Nachgang aber feststellen, dass wir sie an den Nutzern vorbei entwickelt haben.

Die Ziele sind groß, das Investment von Nils Glagau war verhältnismäßig klein. Wie steht es um die Finanzierung?
Tobias Hubbes: Gegen Ende des Jahres planen wir eine größere Finanzierungsrunde, um richtig auf Wachstum schalten zu können.

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Wie ist es eigentlich, gemeinsam als Brüder zu gründen?
Tobias Hubbes: Ich finde es sehr gut. Normalerweise reduziert sich ja der Kontakt unter Geschwistern sehr, wenn man ins Berufsleben startet und vielleicht noch in anderen Städten wohnt. Wir haben jetzt täglich miteinander zu tun. Und man kennt sich – logischerweise – ja schon sein Leben lang. So weiß man genau, wie der andere tickt, was er gut kann – und wo man vielleicht besser selbst aushilft.

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