Die Höhle der Löwen Xeem: „Wir schließen fast keine Branche aus“

Die Xeem-Gründerinnen Janine Weirich und Géraldine Ulrichs bei der Fernsehshow Die Höhle der Löwen. Quelle: RTL

Auf der Plattform Xeem lösen Studenten in Teams Aufgaben, die Unternehmen ihnen stellen. Zündet die Idee, folgt möglicherweise ein Jobangebot. In der Sendung gewannen die Gründerinnen mit Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Gast-Löwin Sarna Röser gleich drei Investoren für diese Idee.

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Die Studienzeit kann manchmal dröge werden. Viel Theorie, wenig Praxis. Mit Xeem wollen Janine Weirich und Géraldine Ulrichs Studentinnen und Studenten animieren, direkt ins unternehmerische Innovationsmanagement einzusteigen. Dafür stellen Firmen auf Xeem Aufgaben ein. Etwa: Wie kann eine Regionalbank nachhaltiger werden? Wie sieht das Einrichtungskaufhaus der Zukunft aus? Oder wie lässt sich das Schulungssystem eines Softwarekonzerns erneuern?  Für die derzeit rund 20 laufenden Challenges können sich Teams aus bis zu vier Teilnehmern registrieren. In einem von den Mediendesignerinnen Weirich und Ulrichs eigens dafür entwickelten Videoraum haben sie dann zwei Stunden Zeit, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten, Skizzen hochzuladen oder Bilder einzubinden. Anschließend pitchen die Gruppen ihre Ideen vor den Mitarbeitern des Unternehmens. Für die beste Innovation gibt es ein Preisgeld und möglicherweise auch ein Jobangebot. Dem Start-up selbst bot in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ ein Dreier-Gespann aus Carsten Maschmeyer, Dagmar Wöhrl und Sarna Röser 300.000 Euro.

WirtschaftsWoche: Bei Ihnen haben während der Sendung direkt drei Löwen investiert. Dafür mussten Sie aber mehr Unternehmensanteile abgeben als geplant. Wie leicht ist Ihnen die Entscheidung gefallen?
Géraldine Ulrichs: In der Sendung hieß es ziemlich schnell, ohne Deal geht ihr hier heute nicht raus. Das war für uns eine große Bestätigung und hat uns sehr berührt. Aber eigentlich wollten die Löwen 30 Prozent für 300.000 Euro. Da haben wir dann doch noch einmal nachverhandelt. Ich habe mit meiner Mitgründerin zwischendurch ziemlich wild diskutiert. Zwei Mal haben wir uns zurückgezogen und überlegt, ob wir das Angebot wirklich annehmen wollen. Letztlich sind es so die 25,1 Prozent geworden. Klar, das sind mehr Anteile, als wir eigentlich abgeben wollten. Aber dafür haben wir jetzt das Netzwerk und Knowhow unser drei Wunsch-Löwen sicher.

Und bei diesem Deal ist es auch nach der Sendung geblieben?
Ja. Seit der Aufzeichnung im März 2021 hat sich bei uns unglaublich viel getan. Im Moment tauschen wir uns alle zwei Wochen mit den Teams der Löwen aus und bekommen so auch den ein oder anderen Kundenkontakt zugespielt. Unser Team hat sich vergrößert. Wir haben einen weiteren Co-Gründer, Cornelius Huhn, an Bord geholt, die Plattform neu aufgesetzt und wichtige interne Prozesse von unserer Buchhaltung über das Projektmanagement strukturiert.

Was suchen die Unternehmen denn, die bei Xeem Challenges einstellen – neue Ideen oder neues Personal?
Das ist sehr gemischt. Manche sagen: Bei uns stockt es gerade, wir brauchen Impulse von außen, eine andere Perspektive, und wollen dafür eine junge Generation und damit auch potenzielle Kunden einbinden. Andere wollen mit der Personalsuche über Xeem interessante Kandidaten ansprechen.

Wie viele Unternehmen nutzen Xeem inzwischen?
Bisher haben wir mit etwa 35 Unternehmen zusammengearbeitet und stehen mit weiteren im Austausch. Vor der Ausstrahlung der Sendung hatten sich rund 1500 Interessierte für die Challenge-Plattform angemeldet – das geht entweder mit einem festen Team oder einzeln und ist kostenlos. Wir selektieren auch nicht vorher nach Lebensläufen. Alle können teilnehmen, ob mit oder ohne Hochschulabschluss. Natürlich hoffen wir, dass die Zahl der registrierten Nutzer nach der Sendung deutlich ansteigen wird.

Und was suchen Ihre Nutzerinnen und Nutzer?
Nicht alle Studentinnen und Studenten, die sich registrieren, sind auf Jobsuche. Manche schätzen einfach die Möglichkeit, sich neben ihrem Uni-Alltag in ein praxisnahes Projekt einbringen zu können. Andere suchen nach einer Stelle, wissen aber noch nicht genau, welche. Da sind die Challenges eine Möglichkeit, schnell und unkompliziert in unterschiedliche Unternehmensbereiche reinzuschnuppern und so vielleicht auch mal Konzerne kennenzulernen, die man zuvor noch nicht auf dem Schirm hatte, quasi ein virtuelles Mini-Praktikum.

Haben nicht einige Nutzer Sorge, dass bei Xeem gute Ideen günstig abgegriffen werden? Wenn man das Preisgeld teilt, bleiben vielleicht zwischen 50 und 100 Euro pro Teilnehmer.
Die meisten Teams, die an den Start gehen, bestehen aus zwei Personen. Bei einem Preisgeld von aktuell bis zu 1.500 Euro können das mal schnell 750 Euro in zwei Stunden sein. Zudem bekommen die Unternehmen ein einfaches Nutzungsrecht. Das bedeutet, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiterhin Urheber sind und ein Patent auf eine Idee anmelden dürften. Möchte ein Unternehmen ein exklusives Nutzungsrecht erwerben, kann es natürlich offen mit dem jeweiligen Team sprechen.

Die Xeem-Gründerinnen Janine Weirich und Géraldine Ulrichs bei der Fernsehshow Die Höhle der Löwen. Quelle: RTL

Wie grenzen Sie sich von anderen Open-Innovation-Anbietern ab?
Uns war wichtig, dass die Aufgaben gut neben dem Uni- oder Arbeitsalltag bewältigbar sind. Deshalb haben wir uns klar auf kurze Online-Challenges spezialisiert. Außerdem haben wir uns auf keine Fachrichtung festgelegt. Dadurch können Unternehmen noch einmal ein ganz anderes Teilnehmerfeld erreichen. Wir schließen auch fast keine Branche aus.

Wie teuer ist es denn für die Unternehmen, von Ihnen eine Challenge organisieren zu lassen?
Es gibt die Möglichkeit, mit uns individuelle Rahmenverträge für eine feste Anzahl von Challenges zu vereinbaren. Ansonsten bieten wir verschiedene Pakete zwischen 5000 und 15.000 Euro an. Der Preis staffelt sich danach, wie viele Teams zu einer Challenge zugelassen werden sollen. Außerdem gibt es Zusatz-Optionen, wie etwa den Wettbewerb mit einem Live-Pitch enden zu lassen. Wenn gewünscht, übernehmen wir auch das E-Mail-Marketing, veröffentlichen Blog-Artikel und bewerben die Challenge über soziale Medien, bis sich genügend Teilnehmer gefunden haben.

Bei welchen Aufgaben müssen Sie da besonders nachhelfen?
Meistens stehen die Challenges drei Monate auf unserer Seite, damit genügend Zeit bleibt, mehrere Teams zu akquirieren. Aber bei Aufgaben aus der Chemieindustrie kann die Suche schon mal langwieriger werden, weil es da oft ein spezifischeres Hintergrundwissen braucht. Da fahnden wir bei LinkedIn gezielt nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten und fragen, ob sie nicht Interesse hätten, an der Challenge teilzunehmen. Bei Aufgaben aus dem Finanzsektor geht es sehr viel schneller, die sind sehr beliebt.

Sie zielen mit den Challenges direkt auf mehrere Abteilungen ab: Innovation, Personal, Marketing. Wird das nicht schnell zu einem langwierigen Abstimmungsprozess, der mehr Zeit kostet, als er Geld abwirft?

Wir hatten tatsächlich schon eine Challenge, wo 60 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Abteilungen im Live-Pitch waren. Der Aufwand ist aber trotzdem begrenzt. Wir unterstützen dabei, die Aufgaben zu konzipieren und genügend Teilnehmer zu finden. Aber bei der eigentlichen Challenge sind wir nicht mehr dabei. Und den Gewinner legen die Unternehmen am Ende selbst fest.

Entsprechen die Challenges denn wirklich realen Unternehmensproblemen oder sind das von Ihnen konzipierte Fallstudien, die viele Bewerber vielleicht auch schon aus Assessmentcentern kennen?
Wir bieten auch an, Bewerbertage von Unternehmen zu betreuen. Dafür konzipieren wir auf Xeem extra mehrere Fallstudien. Deren Assessmentcenter können dann auf unsere technische Infrastruktur und unser Team zurückgreifen. Im Normalfall treten Unternehmen aber mit realen Herausforderungen an uns heran.

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Und was passiert nach einer Challenge?
Wir hatten eine Challenge mit einem Konfitürehersteller, da war auch der Geschäftsführer dabei. Der hat nach dem Live-Pitch einzelne Teilnehmer angeschrieben und an seine Kollegen empfohlen. Für einen Versicherer wurde eine Social-Media-Strategie entwickelt. Um die umzusetzen, hat der über die Challenge hinaus mit dem Gewinnerteam zusammengearbeitet. Es kann also sehr unterschiedlich weitergehen.

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